China zensiert „Tiananmen“-Bild zweier Läuferinnen

Ein Foto von zwei chinesischen Leichtathletinnen, die einander nach einem Rennen bei den Asienspielen in Hangzhou umarmen, ist in chinesischen sozialen Netzwerken zensiert worden. Die Startnummern der Frauen, lautete der Grund, stellten eine Anspielung auf das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking im Jahr 1989 dar.

Lin Yuwei gewann beim 100-m-Hürden-Finale der Frauen mit einer Zeit von 12,74 Sekunden Gold – sie hatte die Bahnnummer 6, ihre Landsfrau Wu Yanni die Nummer 4. An diese Konstellation dachten sie wohl nicht, als sie einander nach dem Lauf umarmten und so „6“ neben „4“ auf den Trikots zu lesen war. Für Chinas Zensoren aber war es ein Schlag ins Gesicht.

„6/4“ ist eine gängige Bezeichnung für das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens in den frühen Morgenstunden des 4. Juni 1989. Diskussionen über die Morde und die Proteste, die ihnen vorausgingen, werden in China streng kontrolliert, und eine Vielzahl von Verweisen wird routinemäßig aus dem chinesischen Internet entfernt.

Auf Weibo, einer der größten chinesischen Social-Media-Plattformen, wurden Beiträge, die das Foto enthielten, durch graue Quadrate ersetzt. Die Zensur war allerdings nicht allumfassend, in einigen chinesischen Nachrichtenartikeln wurden Bilder der beiden Frauen einschließlich ihrer Startnummern gezeigt.