Michel will Gespräche zwischen Armenien und Aserbaidschan

EU-Ratspräsident Charles Michel hat Gespräche zwischen Armenien und Aserbaidschan zum Abbau der Spannungen nach Bakus großangelegter Militäroffensive in Bergkarabach angekündigt. Er wolle beide Staatenlenker bis Ende Oktober zu einem Treffen in Brüssel einladen, sagte Michel gestern der Nachrichtenagentur AFP am Rande eines Gipfeltreffens der Europäischen Politischen Gemeinschaft im spanischen Granada.

Ursprünglich war bereits ein Treffen zwischen Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan und Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew am Donnerstag in Spanien geplant. Alijew lehnte das Treffen jedoch ab, ein Regierungsvertreter in Baku begründete das mit europäischer Unterstützung für Eriwan.

Die beiden Kaukasus-Republiken Armenien und Aserbaidschan sind verfeindet. Aserbaidschan hatte am 19. September eine großangelegte Militäroffensive in der überwiegend von Armeniern bewohnten Kaukasusregion Bergkarabach gestartet. Bereits einen Tag später erklärten die dortigen proarmenischen Kämpfer ihre Kapitulation. Später wurde die Auflösung der selbst ernannten Republik Bergkarabach zum 1. Jänner 2024 verkündet.

Eroberung für Putin „unvermeidlich“

Russlands Präsident Wladimir Putin sagte indes, die Eroberung von Bergkarabach im September sei „unvermeidlich“ gewesen. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis Aserbaidschan dort die verfassungsmäßige Ordnung wiederherstellen würde“, sagte Putin. „Das war unvermeidlich, nachdem (Armenien) die Souveränität Aserbaidschans über Karabach anerkannt hatte.“

Bergkarabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, es lebten dort bisher aber überwiegend ethnische Armenier. Inzwischen sind fast alle der vormals rund 120.000 armenischen Bewohnerinnen und Bewohner der Region nach Armenien geflüchtet. Bergkarabach hatte sich 1991 nach einem Referendum für unabhängig erklärt. Dieses wurde international nicht anerkannt und von der aserbaidschanischen Minderheit boykottiert.