FPÖ-Security zerrt Satiriker Klien von Kickl in „Schwitzkasten“ weg

Beim Versuch, FPÖ-Parteichef Herbert Kickl Fragen zu stellen, ist Satiriker Peter Klien von einer FPÖ-Sicherheitskraft im „Schwitzkasten“ von dem Politiker weggezerrt worden. Der Vorfall ereignete sich bei Dreharbeiten zur aktuellen Ausgabe der ORF-Satiresendung „Gute Nacht Österreich“.

In Hartberg (Steiermark) war Klien auf dem dortigen Oktoberfest, um auch Kickl zu interviewen. Der Vorfall wurde auf Kamera festgehalten und wird heute Abend um 23.25 Uhr in ORF1 im Rahmen der Sendung gezeigt.

ORF verurteilt Vorfall

Der ORF kritisierte das Vorgehen scharf: „Es handelt sich hierbei um ein völlig inakzeptables Verhalten, das der ORF auf das Schärfste verurteilt.“

Offenbar stellte Klien eine Frage zum Kuss mit der ehemaligen Klassenkollegin und Ex-Grünen-Chefin Eva Glawischnig, woraufhin die Sicherheitskraft Klien packte und hinauszerrte.

ORF-Redaktionsrat: Erneut rote Linie überschritten

„Die Redaktionsvertretung verurteilt es auf das Schärfste, wenn auf Parteiveranstaltungen die körperliche Integrität von Journalistinnen und Journalisten verletzt wird“, teilte der ORF-Redaktionsrat in einer Aussendung mit.

„War früher noch der ORF als Institution Ziel von verbalen Angriffen von FPÖ-Politikern, so ist die Partei immer mehr dazu übergegangen, unliebsame Journalistinnen und Journalisten persönlich zu beleidigen, zu verunglimpfen und zu verhöhnen“, hieß es.

„Der rohe Ton, der in der politischen Diskussion eingezogen ist, ist erschreckend. Dass sich in der FPÖ niemand findet, sich bei Peter Klien zu entschuldigen, sondern er nachträglich auch noch verhöhnt wird, ist ein Beispiel dafür, wie tief das politische Niveau in Österreich gesunken ist“, so der Redaktionsrat.

Alle anderen Parteien kritisieren FPÖ

Auch die Politik reagierte auf den Vorfall. „Wer Gewalt gegen Journalistinnen und Journalisten ausübt, gefährdet unsere Demokratie und freie Gesellschaft“, sagte Medienministerin Susanne Raab (ÖVP). „Die Pressefreiheit ist heilig, egal um welche Art von Journalismus es sich handelt“, reagierte Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer. Der Angriff zeige „einmal mehr die Verachtung der Freiheitlichen Partei und Herbert Kickl für demokratische Rechte“.

Auch SPÖ-Chef Andreas Babler verurteilte den Angriff. „Mit dieser FPÖ und diesem ‚Volkskanzler‘ ist kein Staat zu machen“, wurde er zitiert. „Das ist inakzeptabel“, hielt NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger fest. „Kabarett und Satire mögen feine Klingen sein, feindliche Angriffe aber sind sie nicht. Das müssen gerade auch die, die gerne austeilen, einstecken können“, so die NEOS-Politikerin.

FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker sagte unterdessen: „Diesem ORF ist wirklich nichts mehr zu peinlich.“ Klien konnte laut Hafenecker in Hartberg „stundenlang seiner Arbeit nachgehen“. Medien hätten aber in manchen Bereichen „generell nichts verloren“, neben der Bühne und dem Backstagebereich zähle auch jener FPÖ-Bus dazu, „in den sich Herr Klien ohne Genehmigung Zutritt verschaffen wollte“.