Verschüttete Gebäude
AP/Omid Haqjoo
Afghanistan

2.500 Tote nach Erdbeben

Nach mehreren starken Erdbeben in Afghanistan sind laut einem Bericht inzwischen fast 2.500 Todesopfer zu beklagen. Mehr als 2.000 weitere Menschen seien in der Grenzprovinz Herat im Westen des Landes verletzt worden, berichtete der afghanische Sender Tolonews am Sonntagabend unter Berufung auf offizielle Statistiken. Es werde befürchtet, dass die Opferzahlen weiter steigen, hieß es weiter.

Sabihullah Mujahid, Sprecher der in Afghanistan herrschenden radikalislamischen Taliban, sprach unter Verweis auf die Katastrophenbehörde zuvor von 2.053 Toten und 1.240 Verletzten.

Das Beben der Stärke 6,3 ereignete sich Samstagfrüh, sein Zentrum lag im Bezirk Sinda Jan in der Provinz Herat, der größten Stadt in der Region. 1.320 Häuser seien vollständig zerstört worden, so Mujahid. Unterdessen ging die verzweifelte Suche nach Überlebenden weiter.

Die Totenzahl erhöhte sich in den vergangenen Stunden von rund 100 stetig aufwärts. Das UNO-Nothilfebüro (OCHA) ging da schon davon aus, dass die Zahl der Opfer steigen wird, da zahlreiche Menschen unter eingestürzten Gebäuden eingeschlossen wurden. Auch Afghanistans Katastrophenschutz hatte Sorgen über Hunderte mögliche Todesopfer geäußert.

Mehrere Dörfer komplett zerstört

Mehrere Dörfer in der stark betroffenen Grenzprovinz Herat seien komplett zerstört worden, sagte ein Sprecher des nationalen Katastrophenschutzes der dpa am Samstag. Laut der WHO waren von der Erdbebenkatastrophe insgesamt rund 4.200 Menschen betroffen, mindestens 600 Häuser wurden zerstört.

Die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) berichtete auf Twitter, dass in den ersten Stunden mindestens 300 Verletzte im Krankenhaus der Provinzstadt Herat behandelt worden seien. MSF habe dort unmittelbar nach dem Beben zusätzliche Zelte errichtet.

Beileidsbekundungen von Guterres

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich bestürzt und sprach den Hinterbliebenen der Opfer sein Beileid aus, wie UNO-Sprecher Stephane Dujarric in New York erklärte. Guterres rief die internationale Gemeinschaft auf, die vom Erdbeben betroffene afghanische Bevölkerung vor allem mit Blick auf den kommenden Winter zu unterstützen.

Der gut vernetzte afghanische Journalist Bilal Sarwari teilte auf Twitter Videos von den Rettungsarbeiten. Die Bilder zeigten Häuser, die komplett in Trümmern lagen. „Die ruhige Schönheit von Herat wurde durch ein unbarmherziges Erdbeben zerstört, das ganze Dörfer in Schutt und Asche gelegt hat“, schrieb Sarwari.

Mindestens acht Beben

Am Samstag hatten insgesamt mindestens acht Beben innerhalb kurzer Zeit die Grenzregion nahe dem Iran erschüttert. Die US-Erdbebenwarte USGS bezifferte die Stärke auf Werte zwischen 4,6 und 6,3. Die Erdstöße ereigneten sich am Morgen nordwestlich der afghanischen Grenzstadt Herat, in einer geringen Tiefe von rund zehn Kilometern.

Erdbeben in Afghanistan: Über 2.000 Toten

Mehrere heftige Erdbeben haben seit Samstag Afghanistan, an der Grenzen zum Iran, erschüttert. Die Regierung der radikalislamischen Taliban meldete über 2.000 Tote.

Auch im Nachbarland Iran waren die Beben zu spüren. Bewohnerinnen und Bewohner der rund 300 Kilometer von der Erdbebenzone entfernten Millionenmetropole Maschhad erzählten, dass Häuserwände gezittert hätten. Laut Irans Staatsmedien wurden Teams zur Inspektion möglicher Schäden in Grenzgebiete geschickt.

NGOs bitten um Spenden

Die Caritas rief zu Spenden auf. Noch sei das gesamte Ausmaß der Zerstörung der Beben noch nicht klar, doch Hilfe sei dringend erforderlich. „Es braucht jetzt das Notwendigste: Trinkwasser, Nahrung, medizinische Versorgung und Notunterkünfte. Jede Minute zählt, um Menschenleben zu retten“, so Caritas-Auslandshilfe-Generalsekretär Andreas Knapp.

Die Caritas stehe mit den Partnern in Afghanistan im engen Austausch und evaluiere die – besonders mit Blick auf den Winter dramatische – Situation. „Kolleginnen und Kollegen vor Ort berichten uns, dass Menschen im Freien warten“, sagte Knapp am Sonntag in einer Aussendung. Und die Lage im Land sei schon vor den Beben katastrophal gewesen. Im Vorjahr gab es über 1.000 Todesopfer nach einem Erdbeben, und die humanitäre Situation habe sich generell seit der Machtübernahme der Taliban vor über zwei Jahren deutlich verschlechtert.

Auch die international tätige Hilfsorganisation World Vision hilft und bittet um Spenden. World Vision stellt nach eigenen Angaben im Erdbebengebiet mobile Gesundheitsteams bereit. „Die Menschen in den Dörfern versuchen verzweifelt, Überlebende aus den Trümmern zu retten, und das Krankenhaus hier ist voll ausgelastet“, sagte Thamindri de Silva, Direktorin von World Vision Afghanistan. Lokale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Familien zum Teil selbst betroffen sind, bereiten nun den Katastropheneinsatz vor.

Immer wieder ereignen sich schwere Erdbeben in der Region, wo die Arabische, die Indische und die Eurasische Platte aufeinandertreffen. Bei einem verheerenden Beben kamen 2022 in Afghanistan mehr als 1.000 Menschen ums Leben. Nach mehreren Jahrzehnten Konflikt sind viele Häuser schlecht gebaut – Erdbeben richten daher oft große Schäden an.