Estland: Pipelineschäden durch Gewalteinwirkung entstanden

Die Schäden an einer Erdgaspipeline in der Ostsee zwischen Finnland und Estland sind nach Angaben des estnischen Verteidigungsministers durch schwere Gewalteinwirkung entstanden.

„Es ist deutlich zu erkennen, dass diese Schäden durch eine ziemlich starke Kraft verursacht wurden“, sagte Hanno Pevkur heute. „Was es also genau ist, müssen wir noch präzisieren, aber im Moment sieht es eher danach aus, dass es sich um mechanische Einwirkungen beziehungsweise mechanische Zerstörung handelt.“

Der finnische Ministerpräsident Sauli Niinistö hatte bereits gestern von einem gezielten Vorgehen gesprochen.

Stoltenberg entschlossen

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg drohte mit einer entschlossenen Antwort des Verteidigungsbündnisses. „Wenn sich herausstellt, dass es sich um einen Angriff auf kritische NATO-Infrastrukturen handelt, wird die NATO geschlossen und entschlossen darauf reagieren“, sagte er vor einem Treffen der Verteidigungsminister in Brüssel.

Kreml nennt Berichte „alarmierend“

Russland bezeichnete die Berichte über die Beschädigung der Pipeline als „alarmierend“. „Ich habe keine technischen Informationen (…), aber das ist natürlich eine ziemlich alarmierende Neuigkeit, denn wir wissen, dass es bei der Ausführung von Terroranschlägen gegen kritische Infrastruktur bereits Präzedenzfälle im Baltikum gegeben hat“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Er spielte damit auf die aufsehenerregende Sabotage an den „Nord-Stream“-Gasleitungen vor rund einem Jahr an.

Die 77 Kilometer lange Pipeline „Balticconnector“ verbindet Inkoo in Finnland und Paldiski in Estland. Sie führt durch den Golf von Finnland, einen Teil der Ostsee, der bis in russische Hoheitsgewässer reicht. Der Betreiber verzeichnete am Sonntag um 2.00 Uhr (Ortszeit, 1.00 Uhr MESZ) einen plötzlichen Druckabfall und legte die Leitung still.

Institut: Mutmaßlich Explosion

Seismologen verzeichneten zum Zeitpunkt der Beschädigung der Pipeline Anzeichen für eine mögliche Explosion in der Nähe der Leitung. Eine Station im Süden Finnlands habe eine wahrscheinliche Explosion entdeckt, die sich in der Nacht auf Sonntag um 1.20 Uhr finnischer Ortszeit ereignet habe, teilte die norwegische seismologische Forschungseinrichtung Norsar mit.

Das Ereignis habe eine Stärke von schätzungsweise 1,0 gehabt, was deutlich geringer sei als bei den Explosionen an den „Nord-Stream“-Pipelines im September 2022.

Lokalisiert wurden die seismischen Signale ungefähr 40 Kilometer nördlich von Paldiski in Estland. Die Daten seien jedoch mit großen Unsicherheiten verbunden, weitere Analysen liefen, schrieb das Institut gestern in einer Mitteilung.