Aufnahme der Exxon-Mobile-Raffinerie in Beaumont, Texas
Reuters/Bing Guan
Megadeal

Ölgigant Exxon schluckt Konkurrenten

Riesige Übernahme in der Ölbranche: Der US-Ölkonzern Exxon Mobil kauft seinen Konkurrenten Pioneer Natural Resources. Der Kaufpreis betrage 59,5 Milliarden Dollar (56,2 Mrd. Euro), teilte Exxon am Mittwoch mit. Der Milliardendeal hatte sich seit einer Woche abgezeichnet. Die Übernahme ist heuer die größte überhaupt und der größte Deal von Exxon seit 1998, als der Ölriese den Konzern Mobil für 81 Milliarden Dollar geschluckt hatte.

Bei dem Kauf fließt kein Bargeld, die Pioneer-Aktionäre sollen stattdessen Exxon-Aktien erhalten. Der Ölriese biete 253 Dollar pro Pioneer-Aktie, deren Schlusskurs am Dienstag bei 237,41 Dollar lag. Seit den ersten Berichten des „Wall Street Journal“ über das geplante Geschäft am Donnerstag waren sie um rund elf Prozent gestiegen.

Mit dem Kauf weitet der größte Ölproduzent der USA seine Präsenz in einer der lukrativsten Regionen des US-Ölsektors aus. Pioneer ist der drittgrößte Ölförderer im Permian-Becken nach Chevron und ConocoPhillips. Dort liegen riesige Mengen an Schieferöl, das mit Hilfe der umstrittenen Frackingmethode gewonnen wird.

Das Gebiet erstreckt sich über Teile der Bundesstaaten Texas und New Mexico und ist wegen seiner relativ niedrigen Kosten für die Öl- und Gasförderung die begehrteste Region der US-Energieindustrie.

Das Hauptquartier von Pioneer Natural Resources in Midland, Texas
AP/Odessa American/Jacob Ford
Pioneer hat seinen Sitz in Irving, Texas

Rekordgewinne ohne Fokus auf Erneuerbare

In den vergangenen beiden Jahren hatte sich Exxon durch Kostensenkungen, den Verkauf zahlreicher Vermögenswerte und gestützt auf hohe Energiepreise aus der Verlustzone gekämpft und einen hohen Schuldenberg getilgt. Konzernchef Darren Woods hatte die Forderungen von Anlegern und Politikern abgeblockt, dem Kurs der europäischen Ölkonzerne zu folgen und auf erneuerbare Energien zu setzen.

Er hielt trotz starker Kritik an einer vor allem ölabhängigen Strategie fest. Das zahlte sich für den Konzern aus: Im vergangenen Jahr erzielte Exxon einen Rekordgewinn von 56 Mrd. Dollar. Analysten zufolge hat das Unternehmen etwa 30 Mrd. Dollar zur Seite gelegt, um sich auf Übernahmen vorzubereiten.

Keine kartellrechtlichen Probleme?

Politik und Aufsichtsbehörden verfolgen die mögliche Übernahme aufmerksam, nachdem das Weiße Haus Exxon im Februar vorgeworfen hatte, auf Kosten der Verbraucher hohe Gewinne zu erzielen. Dennoch haben Exxon und Pioneer nach Angaben von Kartellrechtsexperten gute Chancen, die Übernahme abzuschließen – trotz einer womöglich strengen Prüfung. Sie könnten argumentieren, dass sie zusammen nur einen kleinen Teil des riesigen Weltmarkts für Öl und Gas abdecken.

Klagen gegen Ölkonzerne

Allerdings erhalten Ölkonzerne mittlerweile auch von US-Staaten und -Gemeinden etwas heftigeren Gegenwind. In den vergangenen Jahren wurden bereits Dutzende Klagen gegen die Branche auf den Weg gebracht. Dabei sollten allgemein Schäden durch Klimaauswirkungen geltend gemacht werden.

Zuletzt brachte die Regierung des US-Bundesstaats Kalifornien eine Klage gegen die großen Ölkonzerne wie Exxon, Shell und Chevron sowie gegen den Branchenverband American Petroleum Institute ein. Sie wirft den Unternehmen vor, die von fossilen Brennstoffen ausgehenden Risiken herunterzuspielen.

„Umweltverschmutzer zur Verantwortung ziehen“

Die Öl-Multis hätten durch ihr Verhalten Milliardenschäden verursacht und die Öffentlichkeit getäuscht, heißt es in der Klage vor einem Gericht in San Francisco. Gouverneur Gavin Newsom sagte, Kalifornien ergreife Maßnahmen, um die großen Umweltverschmutzer zur Verantwortung zu ziehen.

In der Klageschrift heißt es, Kalifornien habe die Einrichtung eines Fonds beantragt, um für künftige Schäden aufzukommen, die durch klimabedingte Katastrophen im Bundesstaat verursacht würden.