Hercules C-130 des Bundesheeres
Laumat/Matthias Lauber
„Hercules“ defekt

Rückholaktion aus Israel verzögerte sich

Nach dem Angriff der Hamas auf Israel haben Länder ihre Staatsbürgerinnen und Staatsbürger aus dem Krisengebiet herausgeholt. Auch Österreich kündigte eine Rückholaktion an. Noch am Dienstag lud Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) zu einem Medientermin, am Mittwochvormittag sollte eine „Hercules“-Transportmaschine abheben – doch diese blieb wegen eines technischen Defekts auf dem Boden. Eine Lösung wurde gefunden.

„Es wurde zur raschen Evakuierung ausreisewilliger Österreicherinnen und Österreicher eine Ausreisemöglichkeit von Tel Aviv nach Larnaka organisiert“, teilte das Außenministerium mit. Der Abflug aus Tel Aviv sei für den Abend geplant. Auf dem Flug gibt es ein Kontingent für 100 Österreicher und Österreicherinnen. Man sei dabei, gemeinsam mit den Austrian Airlines die Weiterreise von Zypern nach Wien zu organisieren.

Auf dem Flughafen in Larnaka stehe ein Krisenteam bestehend aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der österreichischen Botschaft in Nikosia und Angehörigen des österreichischen Bundesheers bereit, um die Österreicherinnen und Österreicher bestmöglich zu unterstützen. Für Notunterkünfte auf Zypern sei gesorgt, teilte das Außenamt mit – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Panne bei „Hercules“-Abflug

Rund 8.300 Österreicherinnen und Österreicher befinden sich derzeit in Israel. 300 wollten ausreisen, hieß es zuletzt. Am Mittwoch war zwar eine frühe Ausreise geplant, die Rückholaktion mit einer „Hercules“-Maschine verzögerte sich allerdings. „Aufgrund eines nicht vorhersehbaren technischen Defektes“ konnte die Maschine nicht wie geplant am Vormittag starten, hatte das Verteidigungsministerium mitgeteilt.

Es werde „mit Hochdruck an der Behebung des Problems“ und „an einer Alternative“ gearbeitet. Das „für solche Vorkommnisse geplante Back-up mit gecharterten Zivilfliegern“ werde nun aktiviert. „Wir lassen niemanden im Stich“, wird Verteidigungsministerin Tanner in einer Aussendung zitiert. Das Bundesheer sei seit Tagen in Israel und Zypern im Einsatz, „um für die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher zu sorgen“, so Tanner.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner am Fliegerhorst Hörsching
APA/Bundesheer/Carina Karlovits
Am Dienstag kündigte Tanner bei einem Medientermin an, dass eine „Hercules“-Maschine Staatsbürger aus Israel holen wird

Verteidigungsministerium verweist auf Baujahr

Das Verteidigungsministerium verwies auf das Alter der Maschinen. Die „Hercules“ sei 1966 gebaut worden und werde seit 2003 vom Bundesheer betrieben, so Sprecher Michael Bauer auf Twitter (X). „Der technische Zustand und dass das System am Ende der Nutzungsdauer ist, ist seit Jahren bekannt.“ Ähnlich äußerte sich Tanner: „Die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte holen uns an Tagen wie heute ein. Daher ist es gut, dass wir bereits für eine Nachfolge gesorgt haben.“

Das Bundesheer wollte die Aktion zur Evakuierung aus dem zum Kriegsgebiet gewordenen Israel am Mittwochvormittag beginnen. Vom Fliegerhorst Hörsching in Oberösterreich hätte das „Hercules“-Transportflugzeug nach Zypern starten sollen. Von dort aus sollten Österreicher und Österreicherinnen aus Israel geholt werden. Das Transportflugzeug hätte die Ausreisewilligen nach Zypern bringen sollen, von wo es dann mit Linienflügen weitergehen sollte.

Nachdem wegen der Kriegslage zahlreiche Fluglinien ihre Flüge in Israel bis auf Weiteres eingestellt haben, hatte die Bundesregierung beschlossen, mehrere Evakuierungsflüge mit dem Bundesheer durchzuführen. Andere Länder hatten ihren Staatsangehörigen bereits zuvor Sonderausreisemöglichkeiten angeboten. Einige holten ihre Bürger und Bürgerinnen ab und brachten sie auch bis in die Heimat.

C-130 „Hercules“

Die C-130 „Hercules“ ist eines der am meisten gebauten Flugzeuge der Welt. Der US-amerikanische Hersteller Lockheed baute 1954 den ersten Typ. Die Maschine gilt als robustes und zuverlässiges Frachtflugzeug für den Transport ziviler und militärischer Nutzlasten.

Lufthansa bringt Deutsche aus Israel

Während etwa Ungarn und Polen mit Militärtransportmaschinen schon vor Tagen ihre Staatsbürger und Staatsbürgerinnen gesondert ausflogen, verwies Österreich Anfang der Woche auf nach wie vor bestehende, reguläre Ausreisemöglichkeiten. „Noch gibt es Linienflüge, noch sind die Grenzübergänge zu Jordanien offen“, sagte etwa Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) am Montag.

Deutschland holt ab Donnerstag Ausreisewillige mit Sonderflügen der Lufthansa aus Israel heraus. Auch Frankreich kündigte an, dass ein Sonderflug der Air France stattfinden werde, um die Rückführung französischer Staatsbürger und Staatsbürgerinnen zu unterstützen. Italien organisierte sieben Rückholflüge zwischen Dienstag und Mittwoch. Südkorea, die Schweiz und Norwegen arbeiteten ebenfalls mit den nationalen Airlines zusammen.

Entsetzen bei SPÖ über Panne, ÖVP für „Hercules“-Tausch

Kritik an der Panne bei der österreichischen Evakuierungsaktion kam unterdessen von der Opposition. SPÖ-Wehrsprecher Robert Laimer zeigte sich entsetzt: Die österreichischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger „sitzen fest, und die Bundesregierung hat sich nicht, so wie andere Länder, um die Evakuierung mittels Linienflug gekümmert“, kritisierte er in einer Aussendung.

Der Landesparteisekretär und Sicherheitssprecher der FPÖ Oberösterreich, Michael Gruber, erklärte: „Es ist bedauerlich, in welchem Zustand das Material unseres Bundesheeres ist.“ Er forderte Notfallpläne und den Zusammenschluss mit „leistungsfähigeren europäischen Partnern“.

ÖVP-Wehrsprecher Friedrich Ofenauer hielt in einer Aussendung fest, dass die „Hercules“-Flugzeuge „langsam, aber sicher“ ausgetauscht werden müssten. Die Dringlichkeit der Beschaffung eines neuen Transportflugzeugsystems – die „von einigen früheren Verteidigungsministern“ ignoriert worden sei – habe sich heute durch den Ausfall der „Hercules“-Maschine wieder gezeigt, so Ofenauer.