Flughafen in Tel Aviv
imago/Winfried Rothermel
Rückholaktion aus Israel

Ersatz für defekte „Hercules“ gefunden

Nach der Panne der „Hercules“-Transportmaschine des Bundesheeres wird es nun mehrere Möglichkeiten für Österreicher und Österreicherinnen geben, Israel auf dem Luftweg zu verlassen. Am Donnerstag soll eine AUA-Sondermaschine direkt von Tel Aviv nach Wien gehen. Der eingesetzte Airbus A320 hat grundsätzlich eine Kapazität für rund 200 Passagiere und Passagierinnen.

Außerdem wurden am Mittwochabend 83 Österreicherinnen und Österreicher aus Israel nach Zypern ausgeflogen. Am Donnerstag bringe eine vom Außenministerium gecharterte Maschine der Austrian Airlines die Evakuierten von Larnaka nach Wien, hieß es vonseiten des Ressorts. Die Linienflüge der AUA nach Israel sind bis Samstag ausgesetzt, über eine Wiederaufnahme werde „zeitnah“ entschieden.

Auf dem Flughafen in Larnaka stehe ein Krisenteam bereit, um die Österreicherinnen und Österreicher bestmöglich zu unterstützen. Für Notunterkünfte auf Zypern sei gesorgt, teilte das Außenministerium mit. Auch auf dem Flughafen in Tel Aviv würden die ausreisewilligen Österreicherinnen und Österreicher von einem „rot-weiß-roten Krisenteam“ betreut.

Panne bei „Hercules“-Abflug

Rund 8.300 Österreicherinnen und Österreicher befinden sich derzeit in Israel. 300 wollten ausreisen, hieß es. Die erste Rückholaktion mit einer „Hercules“-Maschine war eigentlich für Mittwochvormittag geplant, wie Dienstag noch medienwirksam angekündigt wurde. Aber: „Aufgrund eines nicht vorhersehbaren technischen Defektes“ konnte die Maschine nicht starten, hatte das Verteidigungsministerium am Mittwoch dann mitgeteilt.

Es werde „mit Hochdruck an der Behebung des Problems“ und „an einer Alternative“ gearbeitet, hieß es aus dem Ministerium. Das „für solche Vorkommnisse geplante Back-up mit gecharterten Zivilfliegern“ werde nun aktiviert. „Wir lassen niemanden im Stich“, betonte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP). Das Bundesheer sei seit Tagen in Israel und Zypern im Einsatz, „um für die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher zu sorgen“, so Tanner.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner am Fliegerhorst Hörsching
APA/Bundesheer/Carina Karlovits
Am Dienstag kündigte Tanner bei einem Medientermin an, dass eine „Hercules“-Maschine Staatsbürger aus Israel holen wird

Verteidigungsministerium verweist auf Baujahr

Das Verteidigungsministerium verwies auf das Alter der Maschinen. Die „Hercules“ sei 1966 gebaut worden und werde seit 2003 vom Bundesheer betrieben, so Sprecher Michael Bauer auf Twitter (X). „Der technische Zustand und dass das System am Ende der Nutzungsdauer ist, ist seit Jahren bekannt.“ Die anderen zwei Maschinen befinden sich laut Bauer in der Wartung. Ähnlich äußerte sich Tanner: „Die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte holen uns an Tagen wie heute ein. Daher ist es gut, dass wir bereits für eine Nachfolge gesorgt haben.“

Das Bundesheer wollte die Aktion zur Evakuierung aus dem zum Kriegsgebiet gewordenen Israel am Mittwochvormittag beginnen. Vom Fliegerhorst Hörsching in Oberösterreich hätte das „Hercules“-Transportflugzeug nach Zypern starten sollen. Von dort aus sollten Österreicher und Österreicherinnen aus Israel geholt werden. Das Transportflugzeug hätte die Ausreisewilligen nach Zypern bringen sollen, von wo es dann mit Linienflügen weitergehen sollte.

Nachdem wegen der Kriegslage zahlreiche Fluglinien ihre Flüge in Israel bis auf Weiteres eingestellt haben, hatte die Bundesregierung beschlossen, mehrere Evakuierungsflüge mit dem Bundesheer durchzuführen. Andere Länder hatten ihren Staatsangehörigen bereits zuvor Sonderausreisemöglichkeiten angeboten. Einige holten ihre Bürger und Bürgerinnen ab und brachten sie auch bis in die Heimat.

C-130 „Hercules“

Die C-130 „Hercules“ ist eines der am meisten gebauten Flugzeuge der Welt. Der US-amerikanische Hersteller Lockheed baute 1954 den ersten Typ. Die Maschine gilt als robustes und zuverlässiges Frachtflugzeug für den Transport ziviler und militärischer Nutzlasten.

Lufthansa bringt Deutsche aus Israel

Während etwa Ungarn und Polen mit Militärtransportmaschinen schon vor Tagen ihre Staatsbürger und Staatsbürgerinnen gesondert ausflogen, verwies Österreich Anfang der Woche auf nach wie vor bestehende, reguläre Ausreisemöglichkeiten. „Noch gibt es Linienflüge, noch sind die Grenzübergänge zu Jordanien offen“, sagte etwa Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) am Montag.

Deutschland holt ab Donnerstag Ausreisewillige mit Sonderflügen der Lufthansa aus Israel heraus. Auch Frankreich kündigte an, dass ein Sonderflug der Air France stattfinden werde, um die Rückführung französischer Staatsbürger und Staatsbürgerinnen zu unterstützen. Italien organisierte sieben Rückholflüge zwischen Dienstag und Mittwoch. Südkorea, die Schweiz und Norwegen arbeiteten ebenfalls mit den nationalen Airlines zusammen.

Entsetzen bei SPÖ über Panne, ÖVP für „Hercules“-Tausch

Kritik an der Panne bei der österreichischen Evakuierungsaktion kam unterdessen von der Opposition. SPÖ-Wehrsprecher Robert Laimer zeigte sich entsetzt: Die österreichischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger „sitzen fest, und die Bundesregierung hat sich nicht, so wie andere Länder, um die Evakuierung mittels Linienflug gekümmert“, kritisierte er in einer Aussendung.

Der Landesparteisekretär und Sicherheitssprecher der FPÖ Oberösterreich, Michael Gruber, erklärte: „Es ist bedauerlich, in welchem Zustand das Material unseres Bundesheeres ist.“ Er forderte Notfallpläne und den Zusammenschluss mit „leistungsfähigeren europäischen Partnern“.

ÖVP-Wehrsprecher Friedrich Ofenauer hielt in einer Aussendung fest, dass die „Hercules“-Flugzeuge „langsam, aber sicher“ ausgetauscht werden müssten. Die Dringlichkeit der Beschaffung eines neuen Transportflugzeugsystems – die „von einigen früheren Verteidigungsministern“ ignoriert worden sei – habe sich heute durch den Ausfall der „Hercules“-Maschine wieder gezeigt, so Ofenauer.