Google-Suche auf einem Apple IPhone
Reuters/Abir Sultan
Milliarden in Schwebe

Apples mächtiger Deal mit Google wackelt

Wer mit einem iPhone im Internet suchen will, verwendet standardmäßig Google. Dass die Suchmaschine auf Apple-Geräten voreingestellt ist, kostet Google nach Schätzungen einen zweistelligen Milliardenbetrag. Von diesem Deal der an sich großen Konkurrenten profitieren beide Seiten gehörig – ein Verfahren gegen den Suchmaschinenriesen könnte die lukrative Partnerschaft aber gefährden. Details offenbaren jetzt, wie mächtig Apple in dieser Frage ist.

Es gibt nur Schätzungen, wie viel Google seinem eigentlichen Erzrivalen Apple pro Jahr dafür zahlt, dass die Suchmaschine standardmäßig eingerichtet ist: Fachleute gingen zuletzt davon aus, dass der Netzriese zwischen 18 und 20 Milliarden Dollar (rund 17 bis 19 Mrd. Euro) aufbringen muss, wie das IT-Portal The Register berichtete. Auch andere Beobachter rechnen zumindest mit einem zweistelligen Milliardenbeitrag jährlich.

Google kauft sich seit jeher auch bei anderen Unternehmen ein, etwa gibt es seit 2005 eine Partnerschaft mit dem Firefox-Entwickler Mozilla, um auch dort die Standardsuchmaschine zu sein. Doch der Deal mit Apple hat eine andere Dimension – und der iPhone-Hersteller eine besondere Machtposition, wie aktuelle Erkenntnisse aus dem riesigen Kartellprozess gegen Google zeigen.

Google: Apple kann bei Verhandlungen Druck machen

Diese Woche wurde dazu Joan Braddi, die für Partnerschaften von Google mit anderen Konzernen zuständig ist, vom US-Justizministerium befragt. Ihr würde auf Anhieb kein Unternehmen einfallen, das bei den Verhandlungen mit Google mehr Druck ausüben könnte als Apple, berichtete das IT-Portal The Verge. Google wird vom US-Ministerium vorgeworfen, seine Marktmacht zu missbrauchen, die Abmachung mit Apple ist ein zentrales Element dieses Prozesses.

Apple CEO Tim Cook
Reuters/Peter DaSilva
Für Apple-Chef Tim Cook ist der Deal mit Google äußerst lukrativ

Immerhin ist Google seit über 20 Jahren als Standard in Apples Browser Safari eingestellt, später dann auch in der iPhone-Version. Der iPhone-Hersteller freut sich zweifellos über diese Einnahmen, es dürfte mit ein Grund sein, warum man bisher keine eigene richtige Suchmaschine entwickelt hat – oder auf beim Datenschutz unbedenklichere, aber wirtschaftlich praktisch unbedeutende Konkurrenten wie DuckDuckGo setzt.

Google profitiert vielfach von Abmachung

Für Google ist die Abmachung indes aus anderen Gründen attraktiv und gut fürs Geschäft: Zum einen zeigt die Suchmaschine bei jeder Anfrage Werbung. Zum anderen ist sie darauf angeiwesen, möglichst viel benutzt zu werden, um Suchergebnisse optimieren zu können. Je mehr Leute Google verwenden, desto treffsicherer wird der Algorithmus im Idealfall – und zementiert damit Googles Position als Marktführer bei Suchmaschinen nur noch mehr.

Vor allem in den USA kommt dazu, dass iPhones mehr als die Hälfte des Mobilfunkmarkts ausmachen und Google damit an besonders viele Nutzerinnen und Nutzer gelangt. Nicht zuletzt, weil die andere Hälfte des Marktes dem Betriebssystem Android gehört – das von Google selbst stammt. Auf derartigen Telefonen wird die eigene Suchmaschinen ohnehin forciert.

Apple als „Königsmacher“

Der iPhone-Anteil in den USA erklärt auch, warum Apple eine derartige Machtposition innehat: Momentan suchen alle Safari-Nutzerinnen und -Nutzer mit Google. Doch sollte dieser Deal irgendwann platzen oder eben gerichtlich gestoppt werden, könnte sich die Konkurrenz in Stellung bringen – und plötzlich die Hälfte der Handynutzer in den USA eine andere Suchmaschine verwenden.

Microsoft CEO Satya Nadella
IMAGO/Christophe Morin
Microsoft-Chef Satya Nadella wäre mit Bing auch gerne prominent auf dem iPhone vertreten

Entsprechend fielen die Wortmeldungen der Konkurrenz in dem Google-Prozess aus. Microsoft-Chef Satya Nadella sagte laut The Verge vor Gericht zuletzt über Apple: „Sie sind im Grunde genommen Königsmacher.“ Microsoft bemühte sich mehrfach, Bing bei Apple zu etablieren, nicht zuletzt, um mit einem Vielfachen an Nutzern bessere Ergebnisse liefern zu können. Bisher scheiterte man aber damit. Auch DuckDuckGo-Chef Gabriel Weinberg sagte aus, dass eine Umstellung, etwa nur für private Browsertabs, den Marktanteil seines Produkts vervielfacht hätte.

Standardeinstellung macht einen Unterschied

Google argumentiert, dass man die Standardsuchmaschine ohnehin leicht ändern könne. In der Praxis dürfte das aber wohl nur selten gemacht werden, wenngleich Apple keine Statistik dazu führt, wie The Verge berichtet. In einem internen Papier, das im Rahmen des Google-Prozesses aufgetaucht ist, soll eine Studie gezeigt haben, dass das Umstellen der Browserhomepage auf Google für einen 55-prozentigen Zuwachs der Suchanfragen führt – und zu weniger Besuchen bei der Konkurrenz, heißt es in dem The-Verge-Artikel weiter.

Die Standardeinstellung dürfte also sehr wohl einen enormen Unterschied machen. Und Google möglicherweise zum Verhängnis werden: Ob der Suchmaschinengigant seine Marktmacht missbraucht, ist Gegenstand des Verfahrens. Sollte Google verurteilt werden, droht dem Konzern nicht nur das Ende derartig lukrativer Deals, sondern die Zerschlagung. Ob es bereits zu spät für die Konkurrenz ist, an Google vorbeizuziehen, würde sich erst dann wohl wirklich zeigen.