Menschen schauen vom Mönchsberg in Salzburg auf ein herbstliches Tal
ORF.at/Georg Hummer
15 Grad kühler

Der Herbst zieht ins Land

Spät, aber doch ist der Sommer nun endgültig vorbei in Österreich. Ab Sonntag passen die Temperaturen zum Kalender. Der Wetterumschwung ist beachtlich, von den letzten heißen Tagen geht es fast nahtlos in die ersten Frostnächte über. Und für die Berge gibt es den ersten Schnee. Nachhaltig kalt wird es aber nicht.

Fast im Tagesrhythmus wurden zuletzt neue Temperaturrekorde aufgestellt, am Donnerstag erlebte etwa Hartberg (Steiermark) mit 27,9 Grad seinen wärmsten Oktober-Tag der Messgeschichte und am Freitag Krems an der Donau (Niederösterreich) mit 28,9 Grad. In Krems reichen die Daten bis 1936 zurück. Auch in Wien war es am Freitag mit knapp 28 Grad so warm wie noch nie so spät im Jahr.

Nach dem wärmsten September in Österreichs Messgeschichte fällt auch die erste Oktober-Hälfte in die Kategorie extrem und noch nie da gewesen. Um gut vier Grad liegen die Temperaturen in den Niederungen bisher über dem langjährigen Mittelwert, auf den Bergen beträgt die Abweichung noch mehr, so zeigen es die Daten der GeoSphere Austria (ehemals ZAMG). Bis jetzt ist der Oktober auf Rekordkurs.

Noch nie so viele Sommertage

Die Fülle an Rekorden in diesem Oktober quer durch die Bundesländer ist außergewöhnlich und stellt alles Bisherige in den Schatten. So wurden in Eisenstadt schon sieben Tage mit einem Höchstwert über 25 Grad registriert, der alte Rekord an Sommertagen im Oktober lag bei vier. Durchschnittlich reicht es in Eisenstadt im Oktober nur alle paar Jahre für einen Sommertag.

Stand-Up Paddel Fahrer auf der Alten Donau
ORF/Daniel Schrott
Auf der Alten Donau in Wien waren in den letzten Tagen noch Stand-up-Paddler unterwegs

In Bad Radkersburg und Bruck an der Mur (beide Steiermark) wurden sogar schon beachtliche acht Sommertage gezählt, so viele wie noch nie zuvor an einer Station in Österreich im Oktober. Der bisherige Höchstwert lag bei sieben Sommertagen in Windischgarsten im Oktober 1942.

In den nächsten Tagen der erste Frost

Was bisher in diesem Herbst fast gänzlich fehlt, ist Frost. Und das selbst in typischen alpinen Lagen, die in klaren Nächten dafür prädestiniert sind. Im September und Oktober hat es weder in Seefeld in Tirol noch in St. Michael im Lungau (Salzburg) unter null Grad abgekühlt. So lange wie heuer lässt der erste Frost hier nur ganz selten auf sich warten.

Bisher ohne Frost in diesem Herbst sind sogar manche Berge, so etwa der Feuerkogel (1.618 Meter, Oberösterreich). Der Oktober war hier bisher so warm wie ein durchschnittlicher Juli. Doch nun wendet sich das Blatt. Nach dem Durchzug der Kaltfront in der Nacht auf den Sonntag gelangt nun deutlich kältere Luft von der Nordsee nach Österreich.

Die Temperaturen gehen um zehn Grad, stellenweise sogar um gut 15 Grad zurück. In den kommenden Nächten muss man in höheren Lagen verbreitet mit Minusgraden rechnen, und vereinzelt kann es sogar im Flachland zu leichtem Frost kommen. Für Hobbygärtner bedeutet das, wärmeliebende Topfpflanzen nun besser ins Haus zu bringen, etwa Basilikum, Bougainvillea und Strelitzie.

Auf den Bergen winterlich

Am markantesten ist die Umstellung aber auf den Bergen, die bekommen nämlich etwas Neuschnee. Die Schneefallgrenze sinkt im Lauf des Sonntags bis ins Mittelgebirge. Damit bildet sich z. B. in Obertauern, wo es am Freitag noch 20 Grad warm war, eine dünne Schneedecke. Viel Neuschnee ist aber selbst im Hochgebirge nicht zu erwarten.

Weißkugel und Langlaufererspitze im Jahr 2022
Weißkugel und Langlaufererspitze im Jahr 2023
Universität Innsbruck Universität Innsbruck
Hintereisferner im hinteren Ötztal: Im Vorjahr zu dieser Zeit winterlich, heuer schneefrei bis in die höchsten Lagen

Immerhin, die paar Zentimeter reichen, dass der lange Sommer auch für die Gletscher zu Ende geht. Bis in Gipfellagen hinauf waren die Gletscher zuletzt ohne schützende Schneedecke den hohen Temperaturen ausgesetzt, sie haben im heurigen Herbst noch enorm viel Eis verloren. Normalerweise sind die Gletscher zu dieser Zeit längst schneebedeckt, so war es auch vergangenes Jahr.

Kälteeinbruch nicht ungewöhnlich

Ein Wintereinbruch im Gebirge Mitte Oktober ist weit weniger ungewöhnlich als die Wärme der letzten Zeit. Der Winter kann zu dieser Jahreszeit noch viel heftiger zuschlagen. Im Jahr 2013 hat es Mitte Oktober selbst in Innsbruck geschneit. 40.000 Haushalte in Tirol waren vorübergehend ohne Strom, weil Bäume unter der Last zusammenbrachen. In Seefeld konnten sogar die Langlaufloipen gespurt werden.

Nach dem unbeständigen Sonntag verlaufen die nächsten Tage weitgehend trocken und zum Teil sonnig. Die Nächte sind dabei kalt, und auch an den Nachmittagen liegen die Temperaturen leicht unter den Durchschnittswerten für Mitte Oktober, meist hat es unter 15 Grad. In der Natur sorgen die herbstlichen Temperaturen dafür, dass die Blattverfärbung der Laubbäume und der Lärchen Fahrt aufnimmt. Viele Bäume sind bisher noch grün wie im Sommer.

Noch kein Winterwetter in Sicht

Für viele Haushalte bedeutet die Abkühlung, nun die Heizungen aufzudrehen. Ein richtiger Wintereinbruch bis ins Flachland ist vorerst aber nicht in Sicht. Zwar setzt sich in Osteuropa im Laufe der nächsten Woche ziemlich kalte Luft fest, doch für Österreich zeigen die Berechnungen eher wieder eine leichte Erwärmung. Ab Mittwoch dreht der Wind auf Südwest, und es gelangt zwar feuchtere, aber auch wieder etwas wärmere Luft zu uns. Selbst in 3.000 Meter Höhe steigen die Temperaturen dann wieder ins Plus. Im Westen Österreichs können sich mit Föhn in manchen Tälern nahe 20 Grad ausgehen, der Osten dürfte etwas benachteiligt bleiben.

Der letzte Sommertag des Jahres in Österreich scheint vorbei zu sein, wenngleich es eine endgültige Gewissheit dafür nicht gibt. Letztes Jahr wurden sogar noch am 30. Oktober 25 Grad in Reichenau an der Rax in Niederösterreich gemessen. Der Oktober 2022 war der wärmste der Messgeschichte in Österreich. Die nächsten zwei Wochen werden zeigen, ob der heurige Oktober diesen sogar übertreffen kann.