Experten fordern Verlängerung der Biosimilars-Regelung

Die Versorgungssicherheit für Patienten und Patientinnen sowie finanzielle Einsparungen im Gesundheitssystem sind in Gefahr, wenn die österreichische Politik die aktuelle Preisregelung für günstige biologische Nachfolgemedikamente (Biosimilars) nicht verlängert, erklärten Mediziner und Branchenvertreterinnen heute in Wien.

Dann würden Biosimilars mit Anfang Jänner 2024 höhere Preisabschläge erfahren und von Firmen wegen Unrentabilität nicht in Österreich angeboten.

Derzeit müssen Biosimilars laut gesetzlicher Regelung mit einem Abschlag von 31 bis 40 Prozent zum Originalmedikament angeboten werden, berichtete Stefan Baumgartner-Bisschoff vom Marktforschungsinstitut IQVIA Austria, der eine Biosimilars-Verbrauchsstudie durchgeführt hat.

„Diese Regelung läuft mit Ende des Jahres aus, das ist in zwei Monaten“, sagte Sabine Möritz-Kaisergruber vom Biosimilarsverband Österreich: „Wenn nichts passiert, wonach es derzeit ausschaut, wird ab ersten Jänner wieder die veraltete Preisregelung für Generika angewendet.“ Das bedeute, dass Biosimilars mit einem höheren Abschlag von etwa 50 Prozent (von den Krankenkassen, Anm.) erstattet würden.

Expertin: Firmen signalisierten Rückzug aus Österreich

Mehrere internationale Firmen hätten schon signalisiert, dass sie dann ihre Produkte nicht auf dem österreichischen Markt brächten, sagte Möritz-Kaisergruber. So etwa die Hersteller von neuen Biosimilars gegen Multiple Sklerose und schwere entzündliche Hauterkrankungen, die jüngst von der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zugelassen wurden.

Biosimilars sind Nachfolgeprodukte von Medikamenten mit biologischen Wirkstoffen, deren Patentschutz abgelaufen ist. Die meisten Biosimilars wirken gegen chronische Erkrankungen wie Rheuma, entzündliche Gelenks-, Haut- und Darmerkrankungen, neurologische Beschwerden wie Multiple Sklerose und Krebserkrankungen sowie hormonelle Erkrankungen, berichtete die Wiener Rheumatologin Julia Fuchs.

Die biologischen Medikamente vermögen oft, solche Krankheiten in Ruhezustand zu bringen und ihr Fortschreiten aufzuhalten.