Produktion von Diabetes Medikamenten
Reuters/Tom Little
„Abnehmspritze“

Erster Spitalsfall durch gefälschtes Ozempic

Der Hype um das Diabetesmedikament Ozempic, das auch zur Gewichtsreduktion führt, zeigt auch in Österreich erste konkrete Schattenseiten: Ein Patient oder eine Patientin in Österreich muss nach der Anwendung einer Fälschung des Diabetesmittels in einem Krankenhaus behandelt werden. Darüber informierte das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) am Donnerstag. Außerdem sollen Fälschungen des Diabetes-Pens bereits Patientinnen und Patienten in Österreich erreicht haben.

Details zum Patienten oder der Patientin gab es auf Nachfrage keine. Auch zum Zustand gab das BASG auf Nachfrage keine Details bekannt. Das gefälschte Produkt mit einem anderen Wirkstoff dürfte online bestellt worden sein. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die Fälschungen von legalen Apotheken an Patientinnen und Patienten abgegeben wurden. Das BASG warnt Patientinnen und Patienten „nachdrücklich und eindringlich vor jeder eigenmächtigen Bestellung von ‚Ozempic‘ im Internet“.

Echte Arzneimittel können nur über eine Verschreibung per Rezept und Abgabe durch eine öffentliche Apotheke erworben werden, so BASG: Nur dadurch könne sichergestellt werden, dass es sich beim bezogenen Produkt um ein zugelassenes, bestens überprüftes, sicheres und wirksames und somit letztlich authentisches Arzneimittel handelt.

Erster Spitalsfall durch Diabetesmedikament

Der Hype um das Diabetesmedikament Ozempic, das auch zur Gewichtsreduktion führt, zeigt auch in Österreich erste konkrete Schattenseiten: Ein Patient oder eine Patientin muss nach der Anwendung einer Fälschung des Diabetesmittels in einem Krankenhaus behandelt werden.

Fälschungen sollen gemeldet werden

Arzneimittelfälschungen können gesundheitsgefährdend sein, warnt das BASG. Durch die nicht geprüfte Qualität des gefälschten Arzneimittels, mögliche Verunreinigungen und unbekannte Inhaltsstoffe können diese Fälschungen auch lebensbedrohlich sein, heißt es von dem Bundesamt. Patienten werden aufgefordert, bei einem Fälschungsverdacht Ozempic-Fertigpens nicht zu verwenden. Verdachtsfälle oder Hinweise zu möglicherweise gefälschten Produkten sollen unbedingt an die für die Illegalitätsbekämpfung zuständige Stelle (Enforcement) des BASG gemeldet werden.

Packung kaum zu unterscheiden, Pen schon

Nach aktuellem Wissensstand handelt es sich bei den Fälschungen um Ozempic-Packungen der Stärke 1 mg (Ozempic 1 mg Injektionslösung in einem Fertigpen). Es kann derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass noch weitere Packungen mit einer anderen Wirkstärke betroffen sind, so das BASG. Auf der Außenverpackung ist die Fälschung nur schwer oder gar nicht erkennbar. Die gefälschten Pens selbst sind von dem echten Mittel laut der Behörde aber vergleichsweise einfach zu unterscheiden: Auf Fotos ist der Injektionsknopf am Ende der Spritzhilfe beim Original grau und bei der Fälschung blau. Das BASG geht aber davon aus, dass es auch Fälschungen von „Ozempic“ gibt, die anders aussehen oder nicht als Fertigpen angeboten werden.

Erste Fälschungen Anfang Oktober aufgetaucht

Am Donnerstag hat auch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) vor Fälschungen des Diabetesmittels Ozempic gewarnt. In verschiedenen EU-Staaten und Großbritannien seien gefälschte Diabetes-Pens aufgetaucht, teilte die EMA in Amsterdam mit. Die Spritzhilfen mit Labels in deutscher Sprache stammten von Großhändlern in Österreich und Deutschland. Die Behörde hat bisher keine Hinweise, dass gefälschte Präparate von legalen Apotheken an Patienten ausgegeben wurden.

Anfang Oktober waren die ersten Fälschungen in Deutschland aufgetaucht. EU-Behörden, Polizei sowie auch eine Bundesbehörde in Deutschland ermitteln bereits. Im Zentrum der Ermittlungen steht ein Pharmagroßhändler im Südwesten Baden-Württembergs. 199 Packungen kamen laut einer Anzeige des Regierungspräsidiums Freiburg ursprünglich von einem österreichischen Großhändler und seien Anfang September 2023 an einen weiteren Pharmahändler in Großbritannien geliefert worden. Laut dem heimischen Bundeskriminalamt gibt es auch in Österreich Ermittlungen.

Enorme Nachfrage – auch als Lifestyleprodukt

Die Berichte über Fälschungen des Präparats hängen nach Ansicht der EU-Behörde mit einer erhöhten Nachfrage nach dem Präparat zusammen. Der Wirkstoff Semaglutid in Ozempic kann auch als Mittel gegen starkes Übergewicht eingesetzt werden. Auch der Hersteller Novo Nordisk hatte bereits mitgeteilt, dass es einen deutlichen Anstieg an illegalen Onlineverkäufen gebe.

Um das Medikament hatte sich in den vergangenen Monaten ein Hype gebildet, weil nach entsprechenden Berichten von Prominenten es auch als eine Art Lifestyle-Medikament zur Gewichtsreduktion reißenden Absatz fand. Novo Nordisk kann die weltweite Nachfrage nicht bedienen. Mediziner und auch Apotheken warnen nicht nur vor einer Verwendung bei medizinisch nicht notwendigen Gründen aus gesundheitlichen Gründen: Patientinnen und Patienten mit Diabetes oder Adipositas, die das Medikament wirklich brauchen, könnten aufgrund von Lieferengpässen nicht versorgt werden.