Feuerwehrleute evakuieren ein überschwemmtes Haus in Brechin, Schottland
Reuters/Russell Cheyne
Föhn

Mehrere Tote durch Sturm über Europa

Der Freitag hat in vielen Teilen Europas starke Sturmwinde gebracht. In Österreich starb ein Mann in Tirol durch einen umfallenden Baum. Besonders stark war der Sturm an Ost- und Nordseeküste: In Deutschland und Großbritannien kamen mehrere Menschen ums Leben.

Der stürmische Südföhn in Tirol forderte am Freitag ein Menschenleben. Ein 86-Jähriger wurde auf einer Forststraße in Landeck von einem umfallenden Baum erschlagen, bestätigte die Polizei. Der Mann war aus dem Auto gestiegen, weil ein Baum auf der Fahrbahn lag. In dem Moment stürzten plötzlich zwei weitere Bäume um, einer davon traf den 86-Jährigen. Er verstarb noch an der Unfallstelle – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Der Föhnsturm in Österreich hat hohe Windspitzen mit sich gebracht. Mit Böen von bis zu 200 km/h am Patscherkofel war der Sturm in Tirol besonders heftig. Geosphere Austria hatte am Freitag für das hintere Zillertal die höchste Warnstufe „Rot“ ausgegeben, teils galt in Tirol weiter „Orange“. Doch auch in anderen Bundesländern blies der Föhn sehr stark. 171 km/h wurden in den Hohen Tauern bei der Rudolfshütte in Salzburg gemessen, 165 km/h beim Semmering in Niederösterreich. Auf vielen Bergen gab es orkanartige Böen über 120 km/h, teils auch deutlich über 150 km/h.

Bäume knickten um, Dächer waren abgedeckt – auch Stromausfälle waren die Folge. Im Süden und Westen des Landes waren Tausende Haushalte vorübergehend ohne Strom, in mehreren Bundesländern mussten die Rettungskräfte Dutzende Male ausrücken – mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

Umgestürzter Baum nach einem Sturm im Raum Feldkirch
Bernd Hofmeister
Der Sturm erwischte am Freitag mehrere Bundesländer stark. Hier: ein entwurzelter Baum in Feldkirch.

Drei Tote in Großbritannien

In Großbritannien sind infolge schwerer Unwetter drei Menschen ums Leben gekommen. Ein 56-jähriger Mann wurde nahe der schottischen Stadt Forfar in seinem Lieferwagen von einem Baum erschlagen, teilte die Polizei am Freitag mit. Eine 57-Jährige wurde in den Highlands von Wassermassen weggerissen und starb. Im englischen Cleobury Mortimer kam ein Mann im Hochwasser ums Leben.

Auf dem Flughafen der nordenglischen Stadt Leeds rutschte eine aus Korfu kommende Boeing 737-800 bei heftigem Wind von der Landebahn. Verletzte wurden nach dem Vorfall nicht gemeldet.

Hohe Wellen am Hafen von Stonehaven, Schottland
picturedesk.com/AFP/Andy Buchanan
Im schottischen Stonehaven herrschte Flutalarm

In der Stadt Brechin nahe der Ostküste und umliegenden Orten evakuierten die Behörden Hunderte Häuser. Viele Straßen standen unter Wasser. Nach Angaben von Rettungskräften wurden mehrere Menschen, die der Evakuierungsaufforderung zunächst nicht nachgekommen waren, in ihren Wohnungen eingeschlossen und riefen nach Hilfe. Schulen in der am schwersten betroffenen Region Angus blieben geschlossen. Im Gebiet Aberdeenshire wurden Beerdigungen bis Montag ausgesetzt. Mehrere Hauptverkehrsstraßen sowie Bahnverbindungen waren gesperrt.

Warnung aufrecht

Die schottische Umweltbehörde warnte vor „beispiellosen“ Pegelanstiegen in Flüssen. In Tausenden Haushalten fiel vorübergehend der Strom aus. Auch für Samstag veröffentlichte die britische Wetterbehörde Met Office wieder eine rote Unwetterwarnung für Angus.

Föhnsturm: Tausende Haushalte ohne Strom

Freitagnachmittag hat der Föhn mit einer Spitze von 197 km/h in Innsbruck am Patscherkofel geblasen. Für das hintere Zillertal hatte das Land zuvor die höchste Warnstufe Rot ausgegeben. Die GeoSphere Austria erwartete dort Sturmböen von bis zu 130 km/h. Tausende Haushalte waren zeitweise ohne Strom.

Flutmodus an Ostsee-Küste

Die sturmerprobte deutsche Ostsee-Küste war am Freitag ebenfalls auf Flut eingestellt. In der Flensburger Förde könnte das Wasser bis zu zwei Meter über das mittlere Hochwasser steigen, teilten die Behörden mit. Auf Fehmarn waren am Freitag die freiwilligen Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zehn Urlaubern und einem Hund zu Hilfe gekommen, die auf ihren Hausbooten vom Sturm überrascht wurden. Sie mussten die schwimmenden Unterkünfte verlassen und wurden an Land gebracht. Am Abend kam auf Fehmarn ein Mensch beim Sturz eines Baumes auf ein Auto ums Leben.

Überschwemmte Innenstadt von Flensburg, Deutschland
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Im deutschen Flensburg stand das Wasser kniehoch

Auf der Elbe und in der Nordsee war die Schifffahrt wiederum wegen Niedrigwassers und Sturm eingeschränkt. Der gleiche Wind, der an der Ostsee das Wasser an Land drückte, drückte an der Nordsee das Wasser weg. Der Fährverkehr von und zu mehreren Ostfriesischen Inseln wurde eingestellt, weil die Wasserstände zu niedrig waren. Die Inseln Juist, Baltrum, Spiekeroog und Wangerooge waren nicht mit Fährschiffen zu erreichen, wie die Fährgesellschaften auf ihren Internetseiten mitteilten. Auch in der Ostsee stellten Fähren zeitweise den Dienst ein.

Evakuierungen in Dänemark

Die Sturmflut erreichte auch die Küsten im Süden und Osten Dänemarks. Dort führte sie zu Stromausfällen und Evakuierungen. Die Polizei forderte Anrainer und Urlauber auf Twitter (X) dazu auf, die Gegend um Sandersvig Strand sofort zu verlassen. In der Sommerhaussiedlung nahe Haderslev in Südostjütland war demnach ein Deich gebrochen. Auch auf der Insel Mon im Südosten Dänemarks wurden die Bewohner einer Sommerhausgegend gebeten, ihre Häuser bis zum Freitagabend zu verlassen.

Ein Mann versucht im Hochwasser sein Boot zu fixieren im Hafen von Soenderballe Strand, Dänemark
Reuters/Ritzau Scanpix
Die Sturmflut erreichte auch die Küsten Dänemarks. Hier: der Versuch, ein Boot im Hafen von Soenderballe Strand zu fixieren.

Dort sei mit Überschwemmungen zu rechnen, schrieb die zuständige Kommune auf ihrer Website. Etwa 200 dänische Haushalte waren am Freitagnachmittag vom Stromnetz abgeschnitten. Der dänische Flug- und Fährverkehr war am Freitag stark eingeschränkt. Am Nachmittag teilte der Kopenhagener Flughafen mit, dass aufgrund des starken Windes 101 der 750 für den Tag geplanten Flüge gestrichen worden seien.

Schwere Unwetter auch in Frankreich

Auch in Dänemarks Nachbarländern Schweden und Norwegen sorgte der Ostwind für Einschränkungen. In Südschweden wurden mehrere Bahnstrecken gesperrt, und es kam zu Überschwemmungen, wie die Nachrichtenagentur TT mitteilte. Das norwegische meteorologische Institut warnte vor Sturm und starken Windböen im Süden und Südwesten des Landes.

Unwetter gab es auch in anderen Teilen Europas, etwa in Südfrankreich. Hier waren Stromausfälle, Straßensperren und Schließungen von Schulen die Folge. Das Departement Alpes Maritimes warnte am Freitag vor starkem Regen und Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 130 km/h. Erdrutsche und umgestürzte Bäume machten Straßen unpassierbar, die Strandpromenade in Nizza wurde wegen hoher Wellen gesperrt. Alle Schulen und Kindergärten blieben am Freitag vorsorglich geschlossen.