Frankfurter Buchmesse: Autoren lasen aus umstrittenem Roman

Autorinnen und Autoren haben auf der Frankfurter Buchmesse spontan aus dem Roman „Eine Nebensache“ der palästinensischen Autorin Adania Schibli gelesen. PEN Berlin wollte mit der kurzfristig eingeschobenen Veranstaltung dem Roman, über den so viel gesprochen wird, „eine Bühne geben“, wie Deniz Yücel sagte, einer der beiden Sprecher der Schriftstellervereinigung. Unter den Vortragenden waren auch jüdische Autorinnen und Autoren.

Kosprecherin Eva Menasse verlas ein Grußwort der Schriftstellerin: „Aus meinem traurigen Schweigen heraus danke ich Ihnen, euch und dem Publikum. Diese Zuwendung bestätigt mir, dass Literatur für viele von uns eine Lebensader ist.“

Neben Menasse lasen Deborah Feldman („Unorthodox“), Tomer Dotan Dreyfus („Birobidschan“), Sasha Marianna Salzmann („Außer sich“), Julia Franck („Die Mittagsfrau“) und Dana Vowinckel („Gewässer im Ziplock“).

Preisverleihung verschoben

Schibli hätte mit dem „Liberaturpreis“ des Vereins Litprom ausgezeichnet werden sollen, einer Auszeichnung für Autorinnen aus dem globalen Süden. Die Buchmesse hatte die Verleihung jedoch kurzfristig auf einen späteren Zeitpunkt verschoben.

Der Roman war von der Kritik hoch gelobt worden, wurde aber auch wegen angeblich antisemitischer Klischees kritisiert. Der Roman thematisiert eine Massenvergewaltigung und die Tötung einer jungen Beduinin durch israelische Soldaten im Jahr 1949.

PEN und Rushdie gegen Verschiebung

PEN Berlin sieht die Verschiebung kritisch. „Kein Buch wird anders, besser, schlechter oder gefährlicher, weil sich die Nachrichtenlage ändert“, hatte Menasse bereits vor der Messe gesagt.

Salman Rushdie, der in Frankfurt mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels geehrt wird, sagte, er hoffe, dass „Verschiebung“ kein Euphemismus sei für „Absage“ und die Ehrung bald nachgeholt werde.