Israelische Soldaten
Reuters/Ronen Zvulun
Israel

Kampf gegen Hamas kann Monate dauern

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel rechnet der israelische Verteidigungsminister Joav Galant mit langen Kämpfen gegen die Islamisten in Gaza. „Es kann einen Monat dauern, zwei oder drei, aber am Ende wird es keine Hamas mehr geben“, sagte Galant am Sonntag. Indes erreichte ein zweiter Konvoi mit Hilfsgütern den Küstenstreifen – die humanitäre Lage ist aber weiterhin katastrophal.

Bevor die Hamas auf israelische Streitkräfte am Boden treffe, werde „der Feind“ zunächst mit Luftschlägen konfrontiert werden. Die nächste Etappe werde „bald kommen“, sagte Galant in Tel Aviv. In der Nacht auf Sonntag hatte Israels Armee die Luftschläge auf Ziele im Gazastreifen intensiviert. Nach Angaben des der Hamas unterstehenden Gesundheitsministeriums starben dabei mindestens 80 Menschen. Israel bombardiert seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober, bei dem über 1.400 Menschen ermordet wurden, Ziele der Hamas in Gaza.

Ein israelischer Soldat wurde indes nach Angaben der Armee während eines Einsatzes im Gazastreifen getötet. Drei weitere Soldaten seien verletzt worden, teilte die Armee am Sonntagabend mit. Militante Palästinenser hatten demnach eine Panzerabwehrrakete auf einen israelischen Panzer sowie ein technisches Fahrzeug abgefeuert.

ORF-Korrespondent Cupal zur Lage in Gaza

ORF-Israel-Korrespondent fasst die Lage im Gazastreifen zusammen. Ein weiterer Hilfskonvoi hat das Küstengebiet erreicht. Israel bereitet seine angekündigte Bodenoffensive gegen die islamistische Hamas mit verstärkten Luftangriffen vor.

Der Vorfall ereignete sich dem Militär zufolge während einer Razzia in der Nähe der israelischen Ortschaft Kissufim. Ziel des Einsatzes sei es gewesen, „Terrorinfrastruktur zu zerschlagen, das Gebiet von Terroristen und Waffen zu säubern und vermisste Personen und Leichen zu finden“, hieß es in der Mitteilung weiter.

Ägyptischer Posten versehentlich beschossen

Laut einer Erklärung der ägyptischen Armee vom Sonntag wurden mehrere Grenzsoldaten bei einem versehentlichen Beschuss durch das israelische Militär leicht verletzt. Ein Beobachtungsposten sei von Splittern eines Geschoßes getroffen worden, das von einem israelischen Panzer abgefeuert worden sei. Das israelische Militär entschuldigte sich für den Vorfall. Der Panzer habe den ägyptischen Militärposten neben der Grenze in der Gegend von Kerem Schalom versehentlich getroffen, hieß es.

Der Vorfall werde untersucht. Die Armee bringe „ihre Trauer über den Vorfall zum Ausdruck“. Israel hatte zuletzt Angriffe auf Stellungen der islamistischen Hamas im Gazastreifen intensiviert und bereitet eine Bodenoffensive vor.

Kerem Schalom befindet sich unweit der Grenze zu Ägypten und dem dortigen Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen. Rafah ist der einzige Übergang, der nicht von Israel kontrolliert wird. Er gilt als einziger Weg, um dringend benötigte Hilfsgüter zur notleidenden Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu bringen.

Weitere Hilfsgüter erreichen Gaza

Am Samstag und Sonntag brachten insgesamt rund 40 Lastwagen Hilfsgüter in den Transitbereich des Grenzübergangs zum weiteren Transport in den Gazastreifen. Am Sonntag hatte ein Konvoi aus 14 Lkws den Gazastreifen erreicht.

Die Türkei schickte unterdessen ein Flugzeug mit 20 Ärztinnen und Ärzten sowie Arzneimitteln nach Ägypten. Aus Katar und Indien trafen zudem drei Flugzeuge mit 128 Tonnen Hilfsgütern an Bord ein. Angaben der UNO zufolge werden im Gazastreifen täglich mindestens 100 Lastwagen mit Hilfsgütern benötigt.

Tausende Menschen kamen bisher der israelischen Aufforderung nach, den Nordteil Gazas zu verlassen. Allein mehr als 35.000 palästinensische Flüchtlinge sind in einem Zeltlager in Chan Junis im südlichen Gazastreifen untergebracht. In Israel haben indes seit dem Hamas-Terrorangriff am 7. Oktober insgesamt 200.000 Menschen ihr Zuhause verlassen, teilten die Streitkräfte am Sonntag mit.

Netanjahu droht Hisbollah

Zu Gefechten kam es auch im israelisch-libanesischen Grenzgebiet. Die israelische Armee reagierte auf Beschuss durch Kämpfer der radikalen libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah.

Israels Premier Benjamin Netanjahu warnte die Hisbollah vor einem Angriff auf sein Land: Damit würde die Schiitenmiliz „den größten Fehler ihres Lebens“ begehen. Bei einem Angriff der Hisbollah werde Israel mit unvorstellbarer Kraft zuschlagen, die für den Libanon „verheerend“ sein werde, drohte Netanjahu.

Hisbollah-Vizechef Naim Kassim schloss dagegen eine noch größere Beteiligung seiner Bewegung am Konflikt mit Israel nicht aus. „Wir können nichts garantieren“, sagte Kassim in Beirut. „Wir müssen niemandem sagen, was unser Plan ist und was unsere Vision für die Zukunft ist.“

USA verstärken Militärpräsenz

Drohgebärden gibt es auch zwischen dem Iran und den Vereinigten Staaten. Washington kündigte eine Ausweitung seiner Militärpräsenz im Nahen Osten an. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin gab die Verlegung von Verteidigungssystemen und zusätzlichen Truppen in die „gesamte“ Region bekannt. Das erfolge als Reaktion auf die „jüngste Eskalation“ des Iran und seiner Verbündeten.

Der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian warnte wiederum Israel und die USA davor, dass die Lage im Nahen Osten infolge des Krieges zwischen Israel und der Hamas außer Kontrolle geraten könnte. Die gesamte Region sei derzeit „wie ein Pulverfass“.