Wahlurne
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Argentinien

Stichwahl um Präsidentschaft

Bei der Präsidentenwahl in Argentinien liegt Regierungskandidat Sergio Massa überraschend an erster Stelle. Der Wirtschaftsminister der regierenden peronistischen Koalition Union für das Vaterland (UP) kam auf rund 36 Prozent der Stimmen, teilte das Wahlamt am Sonntagabend (Ortszeit, Montagfrüh MESZ) nach Auszählung von rund 80 Prozent der Stimmen mit. Auf dem zweiten Platz landete mit rund 30 Prozent der libertäre Populist Javier Milei, der zuvor als Favorit galt. Beide gehen in die Stichwahl.

Diese Stichwahl findet am 19. November statt. Der neue Präsident tritt am 10. Dezember sein Amt an. „Argentinien braucht Stabilität und Berechenbarkeit“, teilte Massa nach seiner Stimmabgabe via Twitter (X) mit. Milei sagte: „Wir sind in der Lage, die beste Regierung in der Geschichte zu bilden.“

An dritter Stelle landete die frühere Innenministerin Patricia Bullrich vom konservativen Oppositionsblock Gemeinsam für den Wandel (Juntos por el Cambio, JxC). Sie erzielte knapp 24 Prozent.

Sergio Massa
APA/AFP/Emiliano Lasalvia
Der amtierende Wirtschaftsminister Massa holte überraschend Platz eins, doch vor der Stichwahl ist alles offen

Milei galt als Favorit für erste Runde

Nach seinem Sieg bei den Vorwahlen galt Milei als Favorit in der ersten Wahlrunde. Der selbst ernannte „Anarchokapitalist“ und Ultraliberale will den US-Dollar als gesetzliches Zahlungsmittel einführen, die Zentralbank und viele Ministerien abschaffen und die Sozialausgaben radikal kürzen.

Präsidentenstichwahl in Argentinien

Bei der Präsidentenwahl in Argentinien liegt Regierungskandidat Sergio Massa überraschend vorne. Massa hat rund 36 Prozent der Stimmen erhalten. Auf dem zweiten Platz landete mit etwa 30 Prozent der libertäre Populist Javier Milei, der zuvor als Favorit gegolten hatte.

Er plädiert außerdem für „freie Liebe“, gleichgeschlechtliche Ehe und unbegrenzte Einwanderung. Organhandel will er legalisieren, der Staat solle sich nicht in das Privatleben der Menschen einmischen. Das kommt vor allem bei jungen Menschen gut an, die oft nur ein Leben im ständigen Krisenmodus kennen.

Javier Milei
AP/Natacha Pisarenko
Milei inszeniert sich gerne schrill und medienwirksam

Massa hingegen setzte auf die eingespielte Wahlkampfmaschine der regierenden Peronisten und griff zuletzt tief in die Staatskasse, um die Wähler bei Laune zu halten. Er ordnete massenhafte Neueinstellungen im öffentlichen Dienst an, genehmigte höhere Freibeträge bei der Einkommensteuer und gewährte Einmalzahlungen für Angestellte und Pensionisten.

Offenes Rennen in Stichwahl

Trotz Massas Sieges in der ersten Runde ist das Rennen in der Stichwahl wieder völlig offen. Zumindest ein Teil der konservativen und marktliberalen Wählerschaft der unterlegenden Kandidatin Bullrich könnte in der zweiten Runde zu Milei überlaufen.

„Für uns ist das ein großer Triumph. Die Millionen, die für uns gestimmt haben, haben die Hoffnung, dass es einen Wandel geben wird“, sagte Mileis Kandidatin für das Amt der Vizepräsidentin, Victoria Villarruel. „Sergio Massa steht für das Alte, wir sind der Wandel.“

Land in tiefer Wirtschaftskrise

Argentinien, die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas, steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise: Die Inflationsrate liegt bei 138 Prozent, rund 40 Prozent der Menschen in dem einst reichen Land leben unter der Armutsgrenze.

Argentinien leidet unter einem aufgeblähten Staatsapparat, geringer Produktivität der Industrie und einer großen Schattenwirtschaft, die dem Staat viele Steuereinnahmen entzieht. Die Landeswährung Peso verliert gegenüber dem US-Dollar an Wert, der Schuldenberg wächst ständig.