SOS Kinderdorf: Regierung bei Kinderrechten säumig

Die Hilfsorganisation SOS Kinderdorf wirft der Regierung Säumigkeit bei der Durchsetzung der Kinderrechte vor.

„Kinder werden aufgrund ihrer Herkunft oder aufgrund ihrer sozialen Schicht diskriminiert“, kritisierte die neue Geschäftsführerin von SOS Kinderdorf, Annemarie Schlack, und verwies auf den Bildungsbereich und die Situation unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge. „Fassungslos“ zeigte sie sich über die Aussagen von Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) zum Thema Kinderarmut.

„Es ist an Zynismus leider schwer zu überbieten“, so Schlack im Gespräch mit der APA zu dem publik gewordenen Video, in dem Nehammer angezweifelt hatte, dass Kinder in Österreich aufgrund von Armut keine warme Mahlzeit erhielten.

Bei SOS Kinderdorf und dessen Telefonhilfe Rat auf Draht sehe man, dass die Zahl der Familien und Kinder und Jugendlichen, die Unterstützung benötigen, aktuell „explodiert“.

Reform des Sozialhilfe-Grundsatzgesetzes gefordert

Um der Kinderarmut zu begegnen, forderte Schlack eine Reform des Sozialhilfe-Grundsatzgesetzes. Eine weitere Baustelle sei das Bildungssystem. Für armutsbetroffene Kinder sei eine höhere Bildung kaum erreichbar, kritisierte Schlack.

Eine ganze Generation von Kindern, die in Armut aufwachsen, bekomme dadurch auch keine Chance, aus dieser jemals herauszukommen.

Armutsbetroffenen Kindern zu Schulbeginn eine Schultasche zu schenken sei „Augenauswischerei“, kritisierte sie. Statt Almosen brauche es strukturelle Reformen, um das Schulsystem gerechter zu machen. Nachhilfestunden, die aktuell bei 38 Euro anfangen würden, seien für Armutsbetroffene nicht finanzierbar.

Zugleich sei mehr Unterstützung der armutsgefährdeten Familien nötig, forderte die designierte Geschäftsführerin von SOS Kinderdorf. Die Teuerung führe oft dazu, dass Familien auseinanderbrechen. Hier gebe es zu wenige Mittel für Präventionsarbeit. Denn mit frühzeitigen mobilen Familienberatungen könnten viele Fremdunterbringungen von Kindern und Jugendlichen verhindert werden.