Soldat hisst österreichische Flagge
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Heldenplatz

Großer Andrang am Nationalfeiertag

Donnerstagvormittag haben die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag in der Wiener Innenstadt mit der traditionellen Kranzniederlegung bei der Krypta auf dem Heldenplatz begonnen. Offene Türen in Kanzleramt, Parlament und Präsidentschaftskanzlei sowie die Leistungsschau des Bundesheeres lockten viele Interessierte schon früh an.

Schon um 8.30 Uhr in der Früh trat der Sonderministerrat zusammen und beschloss die weitere Verlängerung der Auslandseinsätze des Bundesheeres. Danach legten Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler und weitere Mitglieder der Bundesregierung bei sonnigem Wetter Kränze in der Krypta nieder.

Der Heldenplatz war schon in der Früh bestens besucht, die Menschen erwartete ein Überflug der Eurofighter und die Angelobung der Rekruten. Heuer wurden rund 1.000 Rekruten, darunter zwanzig Frauen, angelobt.

In den politischen Reden standen die aktuellen Krisen und Konflikte und die damit verbundene Sicherheitslage im Zentrum. Sowohl Van der Bellen als auch Nehammer verurteilten den Angriff der Hamas auf Israel scharf. Van der Bellen lobte zudem ausdrücklich die Aufstockung der Mittel für das Bundesheer. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und der „grauenhafte und verabscheuungswürdige Angriff der Hamas auf die israelische Bevölkerung“ hätten aufgezeigt, „wie wichtig es ist, als Staat zur Verteidigung vorbereitet zu sein“, sagte Van der Bellen.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP)
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Van der Bellen bei der Kranzniederlegung am Donnerstag

Wachsamkeit in Zeiten vieler Krisen

Österreich bekenne sich vollumfassend zur militärischen Neutralität, „und gleichzeitig haben wir eine Meinung, eine Haltung – und gerade in diesen Zeiten ist es notwendig, sie zu zeigen“, sagte Nehammer. Es sei richtig und wichtig, an der Seite der Ukraine zu stehen – „gerade auch für neutrale Staaten“.

Rekruten am Heldenplatz
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Der Andrang auf dem Heldenplatz war am Donnerstag groß

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) sagte, die geopolitische Ordnung der Welt sei „im Umbruch“. Angesichts der aktuellen Sicherheitslage sei eine „starke Armee für unsere Heimat“ notwendig. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) dankte den Rekruten für „ihre Wertschätzung“, die sie der Republik entgegenbrächten.

Das sei keine Selbstverständlichkeit „in Zeiten vieler internationaler Krisen“, mit einem Krieg in Europa nahe der österreichischen Grenze. „Nie wieder ist jetzt“, so Kogler in einer Stellungnahme zum Nationalfeiertag, in der er Österreichs Wachsamkeit gegen Antisemitismus hervorstrich.

Leistungsschau und Rundgang im Parlament

Zusätzlich zur Leistungsschau des Bundesheeres auf dem Heldenplatz öffneten auch heuer wieder Kanzleramt und Parlament ihre Pforten. Vor der Hofburg hatte sich am Vormittag bereits eine Schlange von mehreren hundert Interessierten gebildet. Zu Blasmusikklängen der Österreichischen Justizwachemusik begrüßten Van der Bellen und Ehefrau Doris Schmidauer die wartenden Bürgerinnen und Bürger am Ballhausplatz. Wegen des großen Interesses der vergangenen Jahre begann der Tag der offenen Tür in der Präsidentschaftskanzlei heuer schon um 10.00 Uhr.

Bundespräsident Van der Bellen mit Besuchern
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Viele wollten vom Bundespräsidenten ein Foto oder Autogramm

Im Kanzleramt konnten die Repräsentationsräumlichkeiten besichtigt werden. Zudem konnten die Besucher Bundeskanzler Karl Nehammer sowie die Verfassungsministerin Karoline Edtstadler und Familienministerin Susanne Raab (alle ÖVP) treffen.

Auch das Parlament öffnete seine Pforten für einen Blick hinter die Kulissen, bereits am Vormittag hatte sich eine lange Schlange von Besuchern gebildet. Heuer können auch die sonst für die Öffentlichkeit unzugänglichen Ausschusslokale besichtigt werden. Zudem besteht die Möglichkeit, sich mit Politikerinnen und Politikern auszutauschen. Im Empfangssalon am Ende der Säulenhalle standen wechselweise die Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka (ÖVP) und Norbert Hofer (FPÖ) sowie Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) für Gespräche zur Verfügung. Wegen des Andrangs musste man sich im Vorfeld online anmelden.

Interessierte können auch zum Verfassungsgerichtshof (VfGH) ziehen, der ebenso Tag der offenen Tür hat. Auf dem Minoritenplatz findet der Tag der Polizei statt, auf dem Rathausplatz geht das Sicherheitsfest der Stadt Wien über die Bühne.

Leonardo und Leopard

Bei der Leistungsschau des Bundesheeres feiert der Leonardo-Hubschrauber AW169 seine Wien-Premiere. Zunehmend wichtiger für Streitkräfte rund um den Globus wird die Abwehr von Cyberangriffen, das Bundesheer stellt auch seine Cyberdefense-Fähigkeiten vor.

Neben dem Hubschrauber sind auch beinahe alle gepanzerten Fahrzeuge vom Leopard bis zum Ulan und ein 1:1-Modell des Eurofighters zu sehen. Als weiteres Highlight gibt es einen Flugsimulator. Die Mittelstraße auf dem Heldenplatz wird für Vorführungen genutzt. Unter anderem werden dort die Fallschirmspringer des Jagdkommandos landen und die Garde eine Vorführung absolvieren.

Erhöhte Terrorwarnstufe

Aktuell gilt in Österreich die zweithöchste Terrorwarnstufe. In diesem Kontext werden laut Innenministerium die geplanten Veranstaltungen analysiert und etwaige Maßnahmen abgeleitet. Eine konkrete Anschlagsgefahr besteht der Regierung zufolge nicht.

„Wir werden selbstverständlich die Sicherheitslage stündlich beobachten und beurteilen“, betonte auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP). Sollte es die Lage erfordern, würden die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen erhöht und verschärft – mehr dazu in wien.ORF.at.

Nationalfeiertag: Andrang auf Heldenplatz

Donnerstagvormittag haben die Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag in der Wiener Innenstadt mit der traditionellen Kranzniederlegung bei der Krypta auf dem Heldenplatz begonnen. Schon früh bildeten sich lange Schlangen von Interessierten.

Gedenken und Feiern in den Bundesländern

Auf dem Kommunalfriedhof der Stadt Salzburg wurde wie jedes Jahr der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Im Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung standen die Verfolgung und Ermordung homosexueller und queerer Menschen durch das NS-Regime, aber auch die Opfer des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas. Erst 2005 erfolgte die offizielle Anerkennung dieser Opfergruppe durch die Republik Österreich im Sinn des Opferfürsorgegesetzes – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

ORF-Schwerpunkt

Der ORF fängt das Geschehen auf dem Wiener Heldenplatz mit 14 Kameras ein. Die Aufgabenbereiche des Bundesheeres werden in Beiträgen von Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky beleuchtet. Am Abend sind die Rede des Bundespräsidenten und das Finale von „9 Plätze – 9 Schätze“ zu sehen. Das gesamte Programm gibt es in tv.ORF.at.

Eine Abendveranstaltung der Homosexuellen Initiative (HOSI) und des KZ-Verbands widmet sich dem Schicksal der Schauspielerin Dorothea Neff (1903–1986). ORF-Journalist Jürgen Pettinger hat den Fall aufgerollt. Sein Buch. „Dorothea: Queere Heldin unterm Hakenkreuz“ wird um 18.00 Uhr in der HOSI Salzburg (Franz-Josef-Straße 22) präsentiert.

In Kärnten fand die jährliche Gedenkveranstaltung des Komitees „Memorial Kärnten Koroska“ statt. Sie erinnerte an die mehr als 3.000 Kärntnerinnen und Kärntner, die zwischen 1938 und 1945 dem Nazi-Regime zum Opfer fielen. Festredner war Altbundeskanzler Franz Vranitzky – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

In Oberösterreich hisste die SPÖ eine Friedensfahne vor der Parteizentrale neben der rot-weiß-roten Nationalflagge. Sie will so auf die Notwendigkeit einer aktiven Neutralitäts- und Friedenspolitik hinweisen – mehr dazu in ooe.ORF.at.

In Tirol öffneten sich nach drei Jahren pandemiebedingter Pause heuer wieder die Türen des Landhauses, auch das Flughafenfest findet statt. Die Innsbrucker Museen bieten ebenso einen Tag der offenen Tür. Die Veranstalter appellierten an die Bevölkerung, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Österreichweite Fitnessaktion

Ihren Höhepunkt erreicht am Nationalfeiertag die vom ORF mitinitiierte Aktion „Wir bewegen Österreich“. Über 1.100 Veranstaltungen finden in Zusammenarbeit mit den Dach- und Fachsportverbänden in ganz Österreich statt – mehr dazu in burgenland.ORF.at. In Wien können Bewegungsfreudige mit ORF-TV-Fitnesscoach Phillip Jelinek eine Runde um den Ring spazieren – mehr dazu in wien.ORF.at.

SPÖ will Kaputtes reparieren

Am Nationalfeiertag melden sich traditionell die Parlamentsparteien zu Wort. Die Spitzen von SPÖ und FPÖ taten das heuer per Video. SPÖ-Chef Andreas Babler sah das Gesundheits- und Bildungssystem „in Trümmern“ liegen. Österreich habe der Neutralität „eine beispiellose Erfolgsgeschichte zu verdanken“, so Babler. Österreich sei aber auch lange geprägt gewesen von den Werten Gerechtigkeit, Gemeinsamkeit und Zusammenhalt. Von diesen Werten hätten sich allerdings die letzten Regierungen verabschiedet. „Ich bin davon überzeugt, und dafür kämpfe ich auch, dass all das, was kaputtgegangen ist, wieder reparierbar ist.“

Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) betonte die Bedeutung der Neutralität. Sie sei „unverzichtbar“. Sicherheit und soziale Stabilität seien das „Gebot der Stunde“, so Doskozil in einer Aussendung – mehr dazu in burgenland.ORF.at.

FPÖ betont Bedeutung der Neutralität

Auch FPÖ-Chef Herbert Kickl nahm in seiner Videobotschaft die Regierung ins Visier und warf ihr „Unfähigkeit“, „Mutlosigkeit“ und „Geschichtsvergessenheit“ vor. „Verändern wir gemeinsam die falsche Ausrichtung, die falsche Perspektive der Politik der Regierung“, so Kickl.

Einmal mehr sah Kickl die Neutralität mit Füßen getreten: Die EU beteilige sich vorbehaltlos „an der Kriegstreiberei der NATO und der USA in der Ukraine“, meinte er etwa im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg. Statt den Beschlüssen in Brüssel zu widersprechen, mache Österreich unter der derzeitigen Regierung „bei allem mit und hat dadurch seine Neutralität massiv geschwächt“. Auch der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer (FPÖ) unterstrich in einer Aussendung die Wichtigkeit der österreichischen Neutralität.

NEOS für EU-Armee

NEOS sprach sich wiederum in einer Aussendung abermals für eine gemeinsame europäische Armee aus. „Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die jüngsten Eskalationen im Nahost-Konflikt zeigen uns allen schmerzhaft, wie wichtig ein geeintes, souveränes und vor allem auch verteidigungsfähiges Europa ist“, so Verteidigungssprecher Douglas Hoyos.