Blick auf dem Kreml in Moskau
AP
Hamas in Moskau

Israel nennt Einladung „unverschämt“

Das israelische Außenministerium hat die Gespräche Russlands mit einer Delegation der Hamas in Moskau scharf kritisiert. Die Einladung Moskaus sei „unverschämt“, hieß es in einer Stellungnahme des Ministeriums am Donnerstag. Zuvor hatte Russland bekanntgegeben, dass Diplomaten mit Hamas-Vertretern in der russischen Hauptstadt über die Freilassung von Geiseln gesprochen haben.

„Die Hamas ist eine terroristische Organisation, schlimmer als ISIS. Die Hände hochrangiger Hamas-Figuren sind mit dem Blut von mehr als 1.400 Israelis bedeckt, die abgeschlachtet, ermordet, hingerichtet und verbrannt wurden, und sie sind für die Entführung von mehr als 220 Israelis verantwortlich, darunter Babys, Kinder, Frauen und ältere Menschen“, so das israelische Außenministerium in einer Erklärung.

Israel verurteilt die Einladung, „die einen Akt der Unterstützung des Terrorismus darstellt und die Gräueltaten der Hamas-Terroristen legitimiert. Wir fordern die russische Regierung auf, die Hamas-Terroristen unverzüglich auszuweisen“, so der Sprecher des Ministeriums, Lior Haiat, in einer Erklärung auf Twitter (X).

Gespräche mit hochrangigem Hamas-Vertreter

Diplomaten in Moskau hätten laut Angaben des russischen Außenministeriums mit einem Hamas-Vertreter über eine Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen ausländischen Geiseln gesprochen. Konkret dürfte sich Musa Abu Marsuk in Russland aufhalten, der zur Führung der Hamas gehört.

„Außerdem wurden Fragen besprochen, die mit der Freilassung russischer und anderer ausländischer Staatsbürger aus der palästinensischen Enklave verbunden sind“, teilte das Außenministerium der Agentur Interfax zufolge mit.

Zuvor hatte die russische Führung eigenen Angaben zufolge auch in Katar mit Hamas-Vertretern über das Schicksal der Geiseln verhandelt. „Natürlich haben wir uns mit der politischen Führung getroffen“, sagte Vizeaußenminister Michail Bogdanow laut russischen Nachrichtenagenturen. Ergebnisse des Gesprächs teilte er nicht mit.

Hamas: Freilassung von Geiseln nur bei Feuerpause

Die russische Zeitung „Kommersant“ zitierte am Freitag ein Mitglied der Hamas-Delegation, wonach es für eine Freilassung der Geiseln einen Waffenstillstand brauche. Laut Abu Hamid braucht die Hamas Zeit, um alle Personen ausfindig zu machen, die von der Hamas nach Gaza verschleppt worden seien. „Sie haben Dutzende von Menschen entführt, die meisten von ihnen Zivilisten, und wir brauchen Zeit, um sie im Gazastreifen zu finden und sie dann freizulassen“, sagte Hamid.

Die Hamas hält im Gazastreifen nach israelischen Angaben mehr als 220 Menschen fest, die bei dem beispiellosen Angriff auf Israel am 7. Oktober verschleppt wurden. Mindestens zwei davon besitzen nach Angaben aus Moskau die russische Staatsbürgerschaft.

Moskau stellt sich als Vermittler dar

Russland hat Beziehungen zur arabischen Welt, aber auch eine Vielzahl an Landsleuten, die in Israel leben. Vor diesem Hintergrund hat sich Moskau seit der Hamas-Attacke und der Reaktion Israels mehrfach als Vermittler angeboten. Zugleich hat Präsident Wladimir Putin den USA die Verantwortung für das Aufflammen der Gewalt in Nahost zugeschoben und behauptet, die US-Nahostpolitik sei nicht auf die Bedürfnisse der Palästinenser eingegangen.

Russland selbst wiederum wird vorgeworfen, die Eskalation in Israel auszunutzen, um von seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine abzulenken. Im UNO-Sicherheitsrat haben Russland und China kürzlich einen Resolutionsentwurf der USA, der Israels Recht auf Selbstverteidigung betonte und eine humanitäre Feuerpause forderte, abgelehnt. Zugleich fiel auch ein russischer Vorschlag durch, der unter anderem die Forderung nach einem Waffenstillstand enthielt.