Der Unternehmer Rene Benko am Sonntag
APA/Georg Hochmuth
Sporthändler pleite

Benkos Signa-Imperium wackelt

Für den Tiroler Investor Rene Benko und seine Signa-Holding gibt es erneut schlechte Nachrichten. Wie das „Handelsblatt“ am Freitag berichtete, ist der Onlinesportartikelhändler Signa Sports United (SSU) offiziell pleite. Nachdem letzte Woche bereits über finanzielle Schwierigkeiten berichtet wurde, hat das Unternehmen am Mittwoch Insolvenz angemeldet. Bekannte Onlinehändler wie Tennis Point, Wiggle, fahrrad.de und Bikester gehören zu SSU. Zudem gibt es Zahlungsschwierigkeiten bei einem Hamburger Bauprojekt.

Dem „Handelsblatt“ zufolge stellte das Unternehmen beim Amtsgericht Bielefeld in Deutschland den entsprechenden Insolvenzantrag. Das Gericht bestellte zudem den Münchner Rechtsanwalt Christian Gerloff als vorläufigen Insolvenzverwalter. Dieser kümmert sich bereits um die SSU-Töchter Tennis Point und Internetstores (fahrrad.de, Bikester), die bereits zuvor Insolvenz angemeldet hatten.

Die SSU ist als Aktiengesellschaft in den Niederlanden eingetragen, hat jedoch ihren Hauptsitz in Berlin und notiert an der New Yorker Börse. Seit der Börsennotiz 2021 hat die Aktie rund 99 Prozent des Wertes verloren, die Bewertung schrumpfte von 3,2 Milliarden Dollar (rund 3,04 Mrd. Euro) auf heute elf Millionen Dollar (rund 10,3 Mio. Euro).

Benkos Signa-Imperium wackelt

Wie das „Handelsblatt“ am Freitag berichtet hat, ist der Onlinesportartikelhändler Signa Sports United (SSU) des Tiroler Investors Rene Benko offiziell pleite. Nachdem letzte Woche bereits über finanzielle Schwierigkeiten berichtet wurde, meldete das Unternehmen am Mittwoch Insolvenz an.

Die von Benko kontrollierte Signa-Holding hatte vergangene Woche die Reißleine beim Onlinesportartikelhändler gezogen. Zudem wurde die Zusage für eine Eigenkapitalspritze über 150 Mio. Euro zurückgezogen. In Deutschland besitzt Signa unter anderem die Handelskette Galeria Karstadt Kaufhof. Deren Chef sah heute gegenüber dem „Handelsblatt“ keine Gefahr einer finanziellen Schieflage.

Grafik zur Signa-Holding
Grafik: APA/ORF; Quelle: Unternehmen/Handelsblatt

„Handelsblatt“: Weitere Insolvenzen möglich

SSU unterhält Partnerschaften zu 500 weiteren Geschäften. Neben den bereits bekannten Insolvenzen sollen laut „Handelsblatt“ auch weitere Tochterunternehmen der Gruppe Insolvenz anmelden. SSU erzielte 2022 mit seinen Onlinetöchtern einen Umsatz von über einer Mrd. Euro, aber auch dreistellige Millionenverluste.

Die Signa International Sports Holding (SISH) um Benko hielt zuletzt 48 Prozent an der börsennotierten SSU, sechs Prozent liegen beim britischen Finanzinvestor Bridgepoint, dem ehemaligen Wiggle-Eigentümer. Über jeweils 1,2 Prozent verfügen die japanische SoftBank Capital Partners, die britische MIC Capital Management und der saudi-arabische Public Investment Fund. Der Rest der SSU-Aktien befindet sich in Streubesitz.

In der vergangenen Woche wurde zudem bekannt, dass die Signa den deutschen Sportartikelhändler SportScheck nach drei Jahren an den britischen Sport- und Modehändler Frasers verkaufen wird. Zum Kaufpreis äußerte sich Frasers nicht. Mit einem Abschluss sei im ersten Quartal 2024 zu rechnen, hieß es in der Mitteilung. SportScheck gehört erst seit gut drei Jahren zu Signa Retail, der Warenhaussparte von Benko. 2020 hatte dieser SportScheck vom Versandhauskonzern Otto übernommen.

„Unzufrieden“: Berater Berger will Anteile verkaufen

Unterdessen wurde bekannt, dass sich Unternehmensberater Roland Berger von seinem Anteil an der Signa Prime trennen will. „Ich habe meine Verkaufsoption ausgeübt“, sagte Berger dem deutschen „Handelsblatt“ (Onlineausgabe). Er sei bereits mit der Signa Prime in Kontakt getreten, um das Datum des Ausstiegs zu fixieren. Berger hält 1,64 Prozent an der Immobilienfirma. Die Signa Prime war für eine Stellungnahme auf APA-Anfrage nicht erreichbar.

Als Grund für seinen Rückzug führte Berger seine Unzufriedenheit darüber an, wie Benko über das Unternehmen informiert habe. Seinen Anteil am Immobilienentwickler Signa Development wolle er allerdings behalten. Über den bevorstehenden Verkauf von Bergers Anteilen an der Signa Prime hatte zuvor schon die „Wirtschaftswoche“ berichtet.

„News“: Über 500 Mio. Euro Verlust

Auch der Abschwung auf dem Immobilienmarkt trifft die Signa-Holding hart. Der Verlust im Vorjahr belief sich auf rund 505 Mio. Euro, wie das Nachrichtenmagazin „News“ am Mittwoch in seiner aktuellen Ausgabe unter Verweis auf den noch nicht veröffentlichten Jahresabschluss 2022 berichtete.

Im Firmenbuch offengelegt wurde – via Protokoll zur Hauptversammlung vom 13. Juli – mittlerweile der Jahresabschluss der Signa Prime Selection AG für das Jahr 2022. Wegen hoher Abwertungen auf das Immobiliengeschäft verbucht das Unternehmen einen Nettoverlust von gut einer Milliarde Euro, nach einem Plus von 732 Millionen im Jahr 2021.

Wie am Montag bekanntwurde, holte Benko für seine Immobilienfirma den deutschen Sanierungsexperten Arndt Geiwitz an Bord. Der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater war durch die Insolvenzverfahren bei der Drogeriekette Schlecker und der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die ebenso zum Signa-Reich gehört, bekanntgeworden.

Berichte: Baustopp bei Hamburger Elbtower

Zuvor wurde zudem bekannt, dass die Arbeiten am Elbtower in Hamburg eingestellt wurden. Der Turm gilt als Prestigeprojekt von Signa: Nun stocken die Arbeiten am Hochbau. Die Baufirma Lupp habe die Arbeiten eingestellt, berichteten das „Hamburger Abendblatt“ und „Bild“ am Freitag. Der Bauherr Signa Prime Selection habe nicht rechtzeitig gezahlt, so die Tageszeitungen.

Im Bau befindlicher Elbtower in Hamburg
picturedesk.com/dpa/Markus Scholz
Der Elbtower in Hamburg gilt als Prestigeprojekt von Signa, zurzeit sind die Arbeiten jedoch eingestellt

Der Elbtower soll 245 Meter hoch werden, der Rohbau ist derzeit rund 100 Meter hoch. Der Geschäftsführer der Rohbaufirma, Matthias Kaufmann, beschwichtigte jedoch gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“: „Wir gehen nach heutigem Stand davon aus, dass die Wiederaufnahme der Baustellentätigkeit zeitnah erfolgen kann.“

Man führe sowohl mit Signa als auch mit Commerz Real, einer Tochter der Commerzbank, Gespräche. Die laufenden Baukosten sollen 25 Mio. Euro im Monat betragen, die Gesamtkosten werden mit einer Milliarde Euro beziffert. Der Elbtower ist nicht das einzige Projekt in Hamburg, das Signa derzeit Kopfzerbrechen bereitet. Auch der Bau der Gänsemarktpassage wurde gestoppt. Hier sollen fehlende Büromieter der Grund für die Unterbrechung der Bautätigkeit sein. Signa gab auf APA-Anfrage zum Elbtower-Projekt vorerst keine Stellungnahme ab.

Signa: Keine Verzögerung bei Wiener Luxuskaufhaus

In Österreich dürfte es für Benko besser laufen: So entsteht nach wie vor auf der Mariahilfer Straße das nach der österreichischen Hollywood-Schauspielerin Hedy Lamarr benannte Luxuskaufhaus Lamarr. Das Gebäude umfasst nach der für September 2024 geplanten Fertigstellung ein Kaufhaus mit 20.000 Quadratmeter Verkaufsfläche und ein Lifestylehotel, so die Planung der Signa-Gruppe. Im Juni konnte bei dem Gebäude bereits Dachgleiche gefeiert werden.

„Jene Baumeisterarbeiten, für die die Habau Group von der Signa-Holding beauftragt wurde, sind bereits zu 99 Prozent erfolgreich und zeitgerecht abgeschlossen“, teilte Hubert Wetschnig, CEO der Habau Group der APA schriftlich mit. „Wir sind im besten Einvernehmen mit dem Auftraggeber und haben keinerlei Kenntnis von irgendwelchen Verzögerungen der Baustelle des Hedy-Lamarr-Kaufhauses“, so Wetschnig weiter – mehr dazu in wien.ORF.at.