Wildpferde in Australien
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Vom Hubschrauber aus

Australien will 16.000 Wildpferde töten

In Australien gibt es neue Pläne für den Abschuss von rund 16.000 Wildpferden. Die Bestände an Brumbies, so werden die Tiere genannt, in einem Nationalpark in New South Wales sollen drastisch reduziert werden – zum Schutz des Ökosystems. Das Thema sorgt in Australien seit mehr als 20 Jahren für Kontroversen, für Empörung sorgte schon einmal der Abschuss von Hubschraubern aus.

Nun sollen die Tiere erneut von Hubschraubern aus abgeschossen werden, hieß es am Freitag. Die Herden im Kosciuszko-Nationalpark sollen bis zum Jahr 2027 von aktuell rund 19.000 auf 3.000 Tiere reduziert werden, teilte die Umweltschutzministerin des Bundesstaates New South Wales (NSW), Penny Sharpe, mit.

Sharpe verteidigte die umstrittene Maßnahme damit, dass andere Methoden bzw. Versuche, die Bestände zu reduzieren, bisher nicht genügend Wirkung gezeigt hätten. Dafür sei der Plan für das „Wildpferdemanagement“ in dem Nationalpark aus dem Jahr 2021 um die Erlaubnis für einen Abschuss aus der Luft erweitert worden, berichtete am Freitag (Ortszeit) der TV-Sender NSW News.

„Wir müssen handeln“

Die Entscheidung sei nicht leicht gefallen, wurde Sharpe zitiert. „Niemand möchte Wildpferde töten.“ Doch die Brumbies bedrohten allein durch ihre schiere Anzahl „einheimische Arten und das gesamte Ökosystem“, so die Ministerin. „Wir müssen handeln.“

Wildpferde in New South Wales, Australien
IMAGO/Nature Picture Library/Steven David Miller
In ganz Australien leben nach Schätzungen rund 400.000 der verwilderten Pferde, die in Australien nicht heimisch waren

Der Kosciuszko-Nationalpark gehört zu den größten Naturschutzgebieten Australiens. Er umfasst eine Fläche von knapp 6.435 Quadratkilometern. Es liegt im Gebirgszug der Snowy Mountains, Namensgeber ist der Mount Kosciuszko. Dort waren im Jahr 2000 schon einmal Hubschrauber zur Jagd auf die eigentlich nicht einheimischen Tiere eingesetzt worden. Binnen drei Tagen wurden mehr als 600 Tiere getötet. Nach heftigen Protesten wurde die Aktion gestoppt und der Abschuss aus der Luft verboten.

Regelmäßige Differenzen über Abschuss

Seither gab es im Abstand von mehreren Jahren wiederholte Debatten über Abschusspläne, 2016 hieß es, der Brumby-Bestand in dem Nationalpark solle überhaupt auf 600 Tiere reduziert werden, da sie die alpine (Australische Alpen) Landschaft zerstörten. Zwei Jahre später wurden Abschusspläne verworfen, damals lebten rund 6.000 Tiere im Nationalpark. Stattdessen lag der Vorschlag auf dem Tisch, die Brumbies umzusiedeln.

Parkranger versuchen ständig, die Zahl der Pferde mit Hilfe von Fallen, Umsiedlungen und der „klassischen“ Jagd zu begrenzen – allerdings mit geringem Erfolg, wie Sharpe betonte: Allein in den vergangenen beiden Jahren soll ihre Zahl um ein Drittel weiter angestiegen sein.

Ursprünglich nicht einheimisch

Bei den Brumbies handelt es sich um ursprünglich domestizierte Pferde, die zur Zeit der Kolonialisierung Australiens im 18. Jahrhundert aus Europa eingeführt wurden, dann aber von den Siedlern freigelassen wurden, als sie diese nicht mehr brauchten – oder einfach entliefen. Sie sind also, nachdem die Tiere ursprünglich auf dem fünften Kontinent nicht heimisch waren, eine invasive Art wie andere Tierarten, Insekten und Pflanzen auch.

Nach Auffassung der Gegner des Abschusses sind die Wildpferde heute Teil der Geschichte Australiens und eines der Wahrzeichen des Landes. Befürworter des Abschusses sehen die Tiere eher als Plage an, weil sie sich viel zu rasch vermehren, das Ökosystem schädigten und den Lebensraum seltener einheimischer Tiere zerstörten. Nach Angaben der Umweltbewegung Invasive Species Council leben heute insgesamt bis zu 400.000 Brumbies in ganz Australien. Die Initiative Save the Brumbies spricht angesichts der neuen Pläne von „Terror“ und „Grausamkeit“ gegenüber den Tieren und fordert ein „humanes Management“ der Wildpferdbestände.