Holz verbrennt im Ofen
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Winterprognose

Heizkosten zwischen Krisen und Zuversicht

Die Kosten für Heizung und Warmwasser sind vor dem letzten Winter regelrecht explodiert. Die Hauptursachen waren der Krieg in der Ukraine und die Abhängigkeit von russischen Erdgaslieferungen. Mittlerweile sanken die Preise wieder, billig wird Heizen aber auch diesen Winter nicht. Ein neuer Unsicherheitsfaktor ist die Eskalation des Nahost-Konflikts.

Die Preise hatten bereits 2021 zu steigen begonnen. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und in Richtung Winter 2022 schossen sie schließlich enorm nach oben. Im Großhandel kostete Erdgas gegen Ende letzten Jahres siebenmal so viel wie ein Jahr zuvor. Die „Energiekrise“ war Dauerthema.

In den letzten Monaten haben sich die Preise für Haushaltsenergie wieder etwas entspannt, die Angst vor einer Versorgungskrise ist gewichen, mitunter fällt die Rechnung aktuell um 50 bis 60 Prozent günstiger aus als im Vorjahr. Allerdings: Mit dem Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas ist ein neuer geopolitischer Unsicherheitsfaktor da.

Kosten im Winter 2022 verdoppelt

Die hohen Energiepreise hatten im letzten Jahr maßgeblich auch zur höchsten Inflationsrate seit 70 Jahren beigetragen. Im Oktober 2022 kletterte die Teuerungsrate auf 11,0 Prozent, die Preise für Haushaltsenergie lagen um rund 60 Prozent über dem Niveau vom Herbst 2021. Nicht nur Strom und Erdgas wurden teurer, auch Heizöl, feste Brennstoffe und Fernwärme – aus unterschiedlichen Gründen und auch, wenn diese auf den ersten Blick nichts mit Erdgas zu tun haben.

Heizung
ORF.at/Patrick Bauer
Heizen wurde im letzten Winter zum Luxus

Einige konkrete Zahlen: Der Preis für Erdgas war zwischen Oktober 2021 und Oktober 2022 laut Daten der Statistik Austria um 117 Prozent gestiegen, der für feste Brennstoffe hatte sich gleichfalls mehr als verdoppelt (plus 112 Prozent), der für Heizöl beinahe (plus 95 Prozent), Fernwärme war um mehr als 60 Prozent teurer als im Herbst 2021, Strom um rund ein Viertel.

Aktuelle Preise deutlich unter dem Vorjahr

Zuletzt bewegte sich die Jahresrechnung für den Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden (kWh) Strom laut Tarifkalkulator der Regulierungsbehörde E-Control meist zwischen 900 und 1.300 Euro. Bei Erdgas (15.000 kWh) lagen die Preise zumeist zwischen 1.300 und 2.000 Euro.

Es gibt sehr hohe Preisunterschiede je nach Anbieter, Unterschiede auch nach Bundesland, die E-Control rät zum Produktvergleich und gegebenenfalls Anbieterwechsel mit einem Ersparnispotenzial von mehreren hundert Euro. Die Preise für Neukundinnen und -kunden sind mitunter besser als die für Bestandskunden, nicht immer machen Energieanbieter ihre Kundinnen und Kunden auf günstigere Tarife aufmerksam.

Für November 2022 hatte der Strompreismonitor der E-Control exakt eine Wechselmöglichkeit ausgewiesen, die „typische“ Stromrechnung stieg bei großen Anbietern auf über 2.000, die für Gas auf bis zu 3.900 Euro, Energieanbieter kündigten aus ihrer Sicht reihenweise zu günstige Bestandsverträge.

Komplexer Markt

In den letzten Monaten entspannten sich die Preise weiter, laut Statistik Austria kostete Haushaltsenergie im Oktober sechs Prozent weniger als vor einem Jahr, Strom war um mehr als ein Viertel billiger (auch dank Strompreisbremse), Heizöl, Erdgas, Fernwärme und feste Brennstoffe waren deutlich günstiger als 2022, Brennstoffe insgesamt um knapp 17 Prozent.

Im Vorjahr waren auch die Preise für Heizöl, feste Brennstoffe wie Scheitholz und Holzpellets mehr oder weniger synchron mit denen für Erdgas und Strom in die Höhe geschossen. Bei Holz war ein Grund Panikkäufe. Pellets kosteten zuletzt laut dem Branchenverband ProPellets Austria rund 39 Cent pro Kilogramm, im letzten Jahr war der Preis auf 63 Cent gestiegen. Energieholz kostete laut Waldverband Österreich im Oktober je nach Sorte und Qualität zwischen 65 und 130 Euro pro Raummeter (RMM).

Schwieriger direkter Vergleich

Mit unterschiedlichen Mengen- und Maßeinheiten lassen sich nur schwer direkte Vergleiche anstellen. Es gibt verschiedene Rechenmodelle dafür, diese Einheiten in Energie (kWh) umzurechnen und damit die tatsächlichen Kosten vergleichbar zu machen. Am günstigsten ist laut Berechnung des Österreichischen Biomasse-Verbands das Heizen mit Hackgut mit Kosten von knapp über vier Cent pro kWh, am teuersten mit Strom mit fast 35 Cent, gefolgt von Gas und Heizöl, wie eine Grafik des Verbandes zeigt. Die Rechnung bei Strom relativiert sich aber etwa beim Betrieb einer Wärmepumpe deutlich.

Was bringt der Winter?

Die Frage ist nun, wie sich die Preise im Winter weiterentwickeln, einige Einflussfaktoren haben sich verändert (u. a. Nachfrage), andere sind geblieben (Ukraine-Krieg). E-Control und Österreichische Energieagentur (AEA) gehen grundsätzlich von stabilen Preisen für den Endkunden bzw. die Endkundin aus, beide nennen aber auch mögliche Risiken.

Der Erdgaspreis sei aktuell eher von geopolitischen Risiken getrieben als von tatsächlichen Engpässen, so Leo Lehr, stellvertretender Leiter der Abteilung Volkswirtschaft bei der E-Control, im Gespräch mit ORF.at. Karina Knaus, Energiemarktexpertin bei der AEA, sieht den Gaspreis in einem „Spannungsfeld“. Auf der einen Seite „deuten die Fundamentaldaten auf eher sinkende Preise hin – wir haben volle Speicher, mildes Wetter und einen niedrigeren Verbrauch“, so Knaus gegenüber ORF.at. „Auf der anderen Seite droht durch die aktuelle geopolitische Lage eine mögliche Verknappung.“

„Günstiger wird es wahrscheinlich nicht“

Grundsätzlich habe sich der Erdgaspreis in den letzten Monaten erwartungsgemäß entwickelt und werde sich aller Voraussicht nach nicht „dramatisch“ ändern, sondern eher stabil bleiben, erwartet Ökonom Lehr. „Günstiger wird es aber wahrscheinlich im Winter nicht.“ Knaus sieht Österreich „in Summe“ für diesen Winter „viel besser aufgestellt als noch im Vorjahr, und unter normalen Bedingungen sollte es keine Probleme geben“.

Der von der AEA berechnete Österreichische Gaspreisindex (ÖGPI) stieg im November im Vergleich zum Vormonat um knapp 15 Prozent – liegt allerdings fast 80 Prozent unter dem Niveau von November 2022. Veränderungen beim Großhandelspreis kommen grundsätzlich aber nicht automatisch und unmittelbar beim privaten Verbraucher bzw. bei der privaten Verbraucherin an.

„Auf Endkunden und Endkundinnen wirken sich sämtliche Entwicklungen auf dem Großhandelsmarkt grundsätzlich nur mit Verzögerung aus und nur dann, wenn sie besonders lange anhalten. Kurzfristige Preissprünge sind in der Regel nicht spürbar.“ Bei den Strompreisen auf dem Großhandelsmarkt „erwarten wir keine Preissprünge, solange der Gasmarkt entspannt und die Kraftwerksverfügbarkeit in Europa gewährleistet ist“, so die AEA-Expertin. „Strukturell gesehen sind die Strompreise jedenfalls höher als noch vor der Krise.“

Veränderung des privaten Energiemix

Der Energiemix der privaten Haushalte hat sich, wie Daten der Statistik Austria vom Oktober zeigen, in den letzten Jahren deutlich verändert. Kohle, früher wichtiger Energieträger, ist verschwunden, der Erdgasverbrauch ist gesunken, Energie aus Wärmepumpen gewinnt an Bedeutung. Nach wie vor wird relativ viel Heizöl verbraucht.

Spitzenreiter waren in der Zeitreihe der Statistik seit 2008 durchwegs Holz, Pellets und Hackschnitzel, heute folgt knapp dahinter Strom, dann Erdgas, Heizöl, Fernwärme, Energie aus Wärmepumpen und Solarwärme. Schlusslicht ist Flüssiggas. Im Jahr 2008 wurde noch mehr Erdgas als Strom verbraucht, Kohle hatte noch einen höheren Anteil am Energieeinsatz der Haushalte als Wärmepumpen und Solarthermie.

Andere Zahlen zeigen, dass der Energiebedarf für Raumwärme in den letzten zehn Jahren deutlich gestiegen ist, der für Warmwasser kaum. Am Ende bleibt man allerdings auch gebunden, was verfügbare Infrastruktur betrifft. Im Altbau ist Fernwärme schwierig, auf dem Land etwa die Versorgung mit Erdgas nicht flächendeckend.