Russland: Menschenmenge auf Flughafen jagt Juden

Wegen des Nahost-Konflikts kommt es in Russlands muslimisch geprägtem Nordkaukasus verstärkt zu antijüdischen Übergriffen. In Machatschkala in der Teilrepublik Dagestan drang gestern Abend eine Menschenmenge in den Flughafen ein, weil dort eine Maschine aus Tel Aviv gelandet war, in der angeblich Flüchtlinge aus Israel saßen. Zahlreiche Menschen liefen auch auf das Flugfeld. Der Flugplatz wurde geschlossen, wie die Agentur TASS meldete.

Menschenmenge vor dem Flughafen in Dagestan
IMAGO/TASS/Ramazan Rashidov

Laut israelischen Medienberichten seien mehrere Israelis und Juden in einem bewachten Raum des Flughafens in Sicherheit gebracht worden. Unter Berufung auf die staatliche Flugaufsicht Rosawiazija hieß es weiter, ankommende Flugzeuge seien auf andere Flughäfen umgeleitet worden. Nach Angaben vom Gesundheitsministereium in Dagestan wurden mehrere Menschen verletzt.

Laut dem unabhängigen Medium Sota war es zuvor zu einer Demonstration vor dem Flughafen gekommen. Dabei hätten die Männer versucht, auf der Suche nach israelischen Staatsbürgern, beziehungsweise Juden, die Reisepässe von Passagieren zu kontrollieren. Am späten Abend erklärte die russische Luftfahrtbehörde, dass der Flughafen „frei von Staatsbürgern ist, die ohne Erlaubnis eingedrungen sind“. Der Airport werde bis zum 6. November geschlossen bleiben.

Israel kritisiert Russland

Israel forderte Russland auf, Israelis und Juden in seinem Zuständigkeitsbereich zu schützen. In einer Erklärung des Außenministeriums in Jerusalem hieß es, der israelische Botschafter in Moskau arbeite mit den russischen Behörden zusammen. Der Staat Israel betrachte Versuche, israelischen Bürgern und Juden überall zu schaden, mit großer Sorge.

Die USA verurteilten die „antisemitischen Proteste“ in Dagestan. „Die USA stehen unmissverständlich an der Seite der gesamten jüdischen Gemeinschaft angesichts des weltweiten Anstiegs des Antisemitismus“, erklärte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates, Adrienne Watson.

„Österreich bekennt sich zum Kampf gegen Antisemitismus in all seinen Formen, egal wo und wann, und lehnt jede Aufstachelung zur Gewalt ab“, so Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP), der auf Twitter (X) die Bilder von den Vorfällen auf dem Flughafen von
Machatschkala als „zutiefst erschreckend“ bezeichnete.

Gouverneur verspricht Ermittlungen und Strafen

Dagestans Gouverneur Sergej Melikow kündigte seinerseits an, dass alle Teilnehmer des Sturms auf den Flughafen bestraft werden sollten. „Alle Einwohner Dagestans fühlen mit dem Leid der Opfer des Handelns verwerflicher Menschen und Politiker und beten für Frieden in Palästina“, schrieb er auf Telegram. „Aber was auf unserem Flughafen passiert ist, ist unerhört und muss von den Strafverfolgungsbehörden geahndet werden.“