Junge Frau beim Einkaufen
ORF.at/Dominique Hammer
Schnellschätzung

Inflation sinkt weiter auf 5,4 Prozent

Die Inflation ist laut Schnellschätzung der Statistik Austria im Oktober weiter gesunken. Mit 5,4 Prozent liege sie auf dem niedrigsten Stand seit Jänner 2022, hieß es am Dienstag. Im Vergleich zum Vormonat ergibt sich eine voraussichtliche Preissteigerung von 0,3 Prozent. Während sich die Regierung mit ihren Maßnahmen auf dem richtigen Weg sieht, kam von der Opposition viel Kritik.

Die Schnellschätzung für September lag bei 6,1 Prozent, die Inflation pendelte sich schließlich bei sechs Prozent ein. Das Plus beim Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) liegt im Oktober bei 4,9 Prozent, der Index legte gegenüber dem Vormonat um 0,4 Prozent zu.

Das gehe vor allem auf Preise für Nahrungsmittel und Möbel zurück, die vor einem Jahr deutlich gestiegen waren und nun die Teuerung weitaus weniger kräftig antreiben würden, so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in einer Aussendung. „Außerdem sind Treibstoffe im Vergleich zum Oktober des Vorjahres deutlich günstiger.“

Grafik zeigt Entwicklung der Inflation
Grafik: ORF; Quelle: Statistik Austria

Die Bundesregierung, vornehmlich die ÖVP, sah sich in einer ersten Reaktion in ihrer Politik bestätigt. Die Inflation habe sich seit Jahresanfang halbiert, der positive Trend setze sich fort, so Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) in einer Aussendung. Als „österreichischer Mittelweg“ habe man die Kaufkraft erhalten und gezielt unterstützt und entlastet, wo es notwendig war. „Genau das gilt es weiter zu tun, damit sich die positive Entwicklung noch weiter fortsetzt und die Inflation in ihrer Härte weiter bekämpft wird.“

Teuerung geht zurück

Die Preise steigen weniger stark als noch vor ein paar Monaten. Die Regierung jubelt, auch wenn die Inflation immer noch weit höher ist als angepeilt und höher als im Euro-Schnitt.

Kocher erwartet Konjunkturbelebung 2024

Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) verwies in seiner Aussendung am Vormittag auf eine Kombination „aus kaufkraftstützenden Hilfen und gezielten Preis- bzw. Kostensenkungsmaßnahmen beim Strom sowie struktureller Entlastungen wie der Abschaffung der kalten Progression und der Valorisierung der Sozial- und Familienleistungen“. Diese würden helfen, dass das Leben finanzierbar bleibe.

Jakob Schwarz, Sprecher für Budget und Steuern im Grünen Klub im Parlament, sah in seiner Aussendung vom Nachmittag die sinkende Inflation ebenfalls als Ergebnis von Entlastungsmaßnahmen der Regierung. Das Aussetzen der Energieabgaben und die Strompreisbremse würden dafür sorgen, dass der Preisanstieg „deutlich eingebremst“ werde. Der Zugang der Regierung sei „der richtige“, die Inflation gehe nachhaltig nach unten.

Kocher erwartet 2024 vier Prozent Inflation

Er gehe davon aus, dass die sinkende Inflation in Kombination mit einer zielgerichteten Konjunkturbelebung zu einer positiven wirtschaftlichen Dynamik im Jahr 2024 führen werden, so ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Kocher am Vormittag in seiner Aussendung. Es gebe allerdings weiterhin geopolitische Risiken, die sich negativ auf wichtige Rohstoffpreise auswirken könnten.

In einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz sagte Kocher am Nachmittag, dass man bis Jahresende einen weiteren Rückgang der Inflationsrate erwarte. 2024 rechne die Regierung mit einer Inflation um vier Prozent – das sei zwar noch immer hoch und eine Herausforderung und Belastung für Haushalte und Unternehmen, aber nicht besorgniserregend, so Kocher. Ziel sei jedenfalls, dass die Inflation 2024 wieder im Euro-Schnitt sei, vor allem aber auf der Höhe von Deutschland. Für den Rückgang der Inflation machte er vor allem die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) verantwortlich.

Inflation sinkt auf 5,4 Prozent

Die Inflation liegt laut Schnellschätzung im Oktober mit 5,4 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit Jänner 2022.

SPÖ sieht „Drama“, FPÖ „Zynismus“

Kritik an den Zahlen und Aussagen kam von der Opposition: Im Vergleich zum Vorkrisenniveau seien die Lebensmittelpreise in Österreich um 23 Prozent gestiegen, die Miete um bis zu 25 Prozent und die Energiekosten um 61 Prozent, so SPÖ-Klubobmann Philip Kucher in einer Aussendung. Seit Jahresbeginn sei die Inflation in Österreich im Vergleich die höchste in Westeuropa und liege mittlerweile um 42 Prozent über jener Deutschlands, sagte Kucher und forderte inflationsdämpfende Maßnahmen.

Ein Drittel der Bevölkerung beklage Einkommensverluste, so Kucher weiter und wies Brunners Aussage, das Leben in Österreich sei finanzierbar geblieben, zurück. 28 Prozent etwa könnten unerwartete Ausgaben in der Höhe von 1.370 Euro nicht begleichen, ohne Geld leihen zu müssen, habe die Statistik Austria erhoben. Das sei keine Erfolgsstory, „das ist ein Drama“, so Kucher.

„Keinen Anlass für Jubelmeldungen“ und keinen Grund für „Freudengesänge“ sah auch FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch. Die Preise seien weiter hoch und würden weiterhin leicht steigen. Kein einziger Preis sei zudem durch das Herabsetzen oder vorläufige Aussetzen von Verbrauchssteuern gesenkt worden, so Belakowitsch, die der Regierung Zynismus vorwarf.

Inflation sinkt in anderen EU-Ländern schneller

In anderen EU-Ländern sinkt die Inflation deutlich schneller. In Deutschland ging sie im Oktober etwa auf 3,8 Prozent zurück – der niedrigste Wert seit August 2021. Im gesamten Euro-Raum sank die Inflationsrate im Oktober auf 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Dienstag in Luxemburg mitteilte. Damit rückt das Ziel der EZB von zwei Prozent Teuerung näher.

Hauptgrund ist eine große Entspannung bei den Energiepreisen, während Lebensmittel vergleichsweise teuer blieben. Im September war die Teuerung noch bei 4,3 Prozent gelegen. Die Kerninflation, in der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausgeklammert bleiben, nahm im Oktober auf 4,2 Prozent ab nach 4,5 Prozent im September.

Anlässlich der Schnellschätzung für September sagte IHS-Experte Sebastian Koch, dass aufgrund der vielen und sehr unterschiedlichen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen derzeit die Inflationsraten in den verschiedenen Ländern nicht wirklich vergleichbar seien.

WIFO: BIP erneut gesunken

Im abgelaufenen dritten Quartal sank auch die heimische Wirtschaftsleistung erneut. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging im Vergleich zum Vorquartal saisonbereinigt um 0,6 Prozent zurück, ging aus der am Montag veröffentlichten WIFO-Schnellschätzung hervor. Dabei verfestigte sich der Rückgang in der Industrie- und Baukonjunktur. Auch die um ein Prozent schwächere Konsumnachfrage der privaten Haushalte wirkte sich aus.

Die Konsumausgaben des Staates gingen im dritten Quartal um 1,3 Prozent zurück, nachdem sie im Vorquartal noch um 1,5 Prozent gestiegen waren. Beim Anstieg der Exporte um 2,4 Prozent könnte es sich laut WIFO um Verschiebungseffekte handeln, da die Exporte im Vorquartal deutlich zurückgegangen waren. In der Industrie ging die Wertschöpfung im dritten Quartal laut WIFO um 0,5 Prozent zurück nach minus 0,8 Prozent im Quartal zuvor. In der Bauwirtschaft verzeichnete das WIFO einen Rückgang um 1,8 Prozent nach minus 1,3 Prozent in den Monaten April bis Juni.

Eine schwächere Wirtschaftsleistung gab es in der Dienstleistungsproduktion in den Bereichen Information und Kommunikation, Finanz und Versicherungsleistungen, Grundstücks- und Wohnungswesen sowie bei sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen. Letztere verzeichneten einen Rückgang um 2,7 Prozent nach einem Rückgang um 2,3 Prozent im Quartal zuvor. Der Bereich Handel, Verkehr, Beherbergung und Gastronomie stagnierte, während sich die öffentliche Verwaltung mit plus 0,2 Prozent und die sonstigen Dienstleistungen mit plus 0,9 Prozent auswirkten.

Wirtschaft in Euro-Zone leicht geschrumpft

Auch die Wirtschaft in der Euro-Zone schrumpfte im Sommer. Im dritten Quartal sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal um 0,1 Prozent gesunken, teilte Eurostat am Dienstag nach einer ersten Schätzung mit. Volkswirte hatten im Schnitt eine Stagnation erwartet. Im zweiten Quartal hatte die Wirtschaft noch um 0,2 Prozent zugelegt. Im ersten Quartal und im vierten Quartal 2022 hatte die Wirtschaft stagniert. Die Daten beziehen sich auf die 20 Länder der Euro-Zone. Kroatien war zum Jahreswechsel beigetreten.