Ex-Berater: Johnson fragte nach Föhn gegen das Coronavirus

Der frühere britische Premierminister Boris Johnson soll sich zu Beginn der CoV-Pandemie danach erkundigt haben, ob ein „Spezialföhn“ das Coronavirus töten könne. Das erklärte Johnsons damaliger Topberater Dominic Cummings gestern gegenüber dem Gremium, das den Umgang der britischen Regierung mit der Pandemie untersucht.

Johnson habe im März 2020 Englands oberstem Amtsarzt Chris Whitty und dem wissenschaftlichen Chefregierungsberater Patrick Vallance ein YouTube-Video gezeigt, auf dem ein Mann mit einem „Spezialföhn“ in seine Nase blies, „um Covid-19 zu töten“, erklärte Cummings. Der Premier habe Whitty und Vallance um ihre Einschätzung gebeten. Es habe sich um einen „Tiefpunkt“ gehandelt, so Cummings.

Johnson war „äußerst abgelenkt“

Der frühere Johnson-Berater, der im Frühjahr 2020 wegen Verstößen gegen die CoV-Regeln in die Kritik geraten war und im November desselben Jahres zurücktrat, übte in seiner Aussage grundsätzlich scharfe Kritik am früheren Premier. So sei Johnson aufgrund privater und politischer Probleme „äußerst abgelenkt“ gewesen, als das Coronavirus Großbritannien getroffen habe.

„Er musste eine Scheidung abschließen und hatte deswegen finanzielle Probleme“, schreibt Cummings in seiner 115-seitigen schriftlichen Aussage. „Eine Ex-Freundin erhob in Medien Vorwürfe gegen ihn. Seine damalige Freundin wollte die Verkündung ihrer Verlobung unter Dach und Fach bringen.“ Außerdem habe Johnson ein Buch über den englischen Dichter William Shakespeare abschließen wollen.

Durch das Coronavirus starben in Großbritannien bis Juli 2021 fast 130.000 Menschen. Das Land gehörte damit zu den am stärksten betroffenen Staaten weltweit. Im Zuge der Aufarbeitung der Regierungsantwort auf die Pandemie sollen heuer auch Johnson selbst und der jetzige Premier Rishi Sunak befragt werden, der damals Finanzminister war.