Illegale Onlinecasinos boomen

Onlinecasinos erwirtschaften in Österreich Millionen und zahlen auch Abgaben – obwohl sie nach Ansicht des Finanzministeriums und der aktuellen Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofs eigentlich illegal operieren.

Eigentlich gibt es in Österreich ein Glücksspielmonopol – auch im Onlinebereich: Nur Win2day darf Glücksspiele im Internet anbieten. Claus Retschitzegger, der Präsident der Österreichischen Vereinigung für Wetten und Glücksspiel, vertritt viele konzessionslose Anbieter in Österreich. Er spricht nur von „Rechtsunsicherheit“. Das berichtet das ORF-Wirtschaftsmagazin „Eco“ heute um 22.30 in ORF2 in einer Spezialausgabe.

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Auch „Illegale“ zahlen Glücksspielabgabe

Laut Schätzungen von Branchenkennern und Berechnungen des Finanzministeriums lukrieren Onlinecasinos inzwischen mehr als die Hälfte des Bruttospielertrags, für 2022 wird die Summe auf mindestens 140 Millionen Euro geschätzt. Häufig handelt es sich um Sportwettenanbieter, die auf ihren Websites auch Glücksspiele bereitstellen.

Auch die laut Finanzministerium „illegalen“ Onlinecasinos zahlen 40 Prozent Glücksspielabgabe – zumindest einige: 35 Anbieter lieferten 2022 rund 55 Millionen Euro an den Fiskus. Das sind aber offenbar weit nicht alle: Mittlerweile hat sich ein Markt für Spielerverlustklagen gegen nicht zugelassene Onlinecasinos etabliert.

25.000 Klagen seit 2019

Rechtsanwalt Oliver Peschel, der Spielerklagen vor Gericht führt, sagt gegenüber „Eco“ und der Rechercheplattform Dossier, man habe bei über 100 Anbietern schon erfolgreich Klage eingereicht. Der Anwalt kündigte an, dem Finanzministerium eine Liste an Glücksspielanbietern zu übermitteln.

Seit 2019 werden in Österreich rund 25.000 Fälle gegen „illegale“ Onlinecasinos gezählt, es geht dabei um nicht weniger als 440 Millionen Euro. Laut Peschel ist das nur die Spitze des Eisbergs, da nur etwa 15 bis 20 Prozent der Betroffenen tatsächlich klagen.