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IMAGO/Viennareport
Gesellschafter Haselsteiner

Benko vor Rückzug bei Signa

Die Mitgesellschafter der Signa Holding haben Firmengründer Rene Benko diese Woche in einem persönlichen Schreiben aufgefordert, sich aus der Führung der Signa-Gruppe zurückzuziehen und seine Stimmrechte an einen Treuhänder zu übergeben. Laut Gesellschafter Hans Peter Haselsteiner soll Benko dazu bereit sein.

An Benkos Stelle soll der deutsche Sanierungsexperte Arndt Geiwitz als Generalbevollmächtigter und Vorsitzer des Beirats in der Holding treten, sagte Haselsteiner am Freitag gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal. „Die Gesellschafter haben diesen Schritt zustimmend und auch positiv zur Kenntnis genommen“, so Haselsteiner, „weil das Vertrauen in Herrn Geiwitz vorhanden ist, und zwar lückenlos.“

Geiwitz hat sich etwa bei den Insolvenzverfahren der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof sowie der Drogeriekette Schlecker einen Namen gemacht. Benko hatte ihn vor wenigen Wochen bereits als Berater zu Signa geholt, ihm aber noch kein offizielles Mandat erteilt.

Der Wunsch der Gesellschafter, dass sich Benko aus dem Beirat der Signa Holding zurückzieht und seine Stimmrechte treuhändisch überträgt, „wurde von Benko einmal grundsätzlich positiv beantwortet“, so Haselsteiner. Seinerseits wolle Benko nun wissen, „ob die Gesellschafter mit einer solchen weitgehenden Lösung auch bereit wären, einen Beitrag zur Sanierung der Gruppe zu leisten“, sagte Haselsteiner.

Hans Peter Haselsteiner
APA/Florian Wieser
Auch Haselsteiner hatte das Schreiben an Benko unterzeichnet

Benko auf Kurs, „aber nicht zur Gänze“

Der Tiroler Investor sei zwar grundsätzlich auf Kurs und sei auf die Forderungen der Gesellschafter eingegangen, „aber noch nicht zur Gänze“. Die Gespräche würden noch laufen, zu einer Lösung könnte es laut Haselsteiner noch über das Wochenende kommen.

Gegenüber dem „Standard“ (Onlineausgabe) begründete Haselsteiner den Rückzugsappell der Investoren auch damit, dass ein „zweites kika/Leiner“ verhindert werden soll. Kika/Leiner war im Jahr 2018 von der Signa übernommen worden. Im Sommer rutschte die Möbelkette in die Insolvenz, nur wenige Tage nachdem sie Signa an neue Besitzer weiterverkauft hatte.

Benko hat auf dem Papier keine operative Funktion, hält allerdings über Stiftungen direkt und indirekt Anteile an der Gruppe. Geschäftsführer der Signa Holding sind Marcus Mühlberger und Christoph Stadlhuber. Mitglieder des Beirats sind unter anderen Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ), Wüstenrot-Chefin und Ex-Politikerin (FPÖ) Susanne Riess-Hahn, Ex-Casinos-Austria-Chef Karl Stoss und Ex-RBI-Chef Karl Sevelda.

Battisti (ORF) analysiert Lage bei Signa

Barbara Battisti (ORF-Wirtschaftsredaktion) erläutert, wie es um das Milliardenunternehmen von Rene Benko bestellt ist.

Verworrene Strukturen

Die Signa Holding ist eine Beteiligungsholding, die in den Geschäftsbereichen Immobilien, Einzelhandel (Galeria Kaufhof, KaDeWe, Signa Sports United) und Medien (Minderheitsanteil an „Krone“ und „Kurier“) aktiv ist. Die Beteiligungsstrukturen sind komplex, und es existiert kein Konzernabschluss für die Firmengruppe.

Rene Benko
picturedesk.com/Starpix
Für Benko dürfte sich das Blatt gewendet haben

Die Signa Holding gehört laut Firmenbuch (Wirtschafts-Compass) zu 77,5 Prozent direkt und indirekt Privatstiftungen rund um Benko. Die Anteile der Investorenfamilien Arduini und Eugster und damit deren Stimmrechte werden laut Medienberichten aber treuhändisch von Benko vertreten. Laut Firmenbuch hält die Haselsteiner Familienprivatstiftung 15 Prozent der Holding-Anteile und Fressnapf Luxembourg rund 4,5 Prozent sowie der Schweizer Manager Ernst Tanner rund drei Prozent.

Bericht: Kurzfristige Signa-Schulden bei zwei Mrd. Euro

Laut der ARD-Sendung „Wirtschaft vor acht“ belaufen sich die kurzfristigen Schulden der Signa auf zwei Mrd. Euro. 1,3 Mrd. Euro davon seien noch heuer zu bedienen, hieß es.

Benko vor Rückzug bei Signa

Die Mitgesellschafter der Signa Holding haben Firmengründer Rene Benko diese Woche in einem persönlichen Schreiben aufgefordert, sich aus der Führung der Signa-Gruppe zurückzuziehen und seine Stimmrechte an einen Treuhänder zu übergeben. Laut Gesellschafter Hans Peter Haselsteiner soll Benko dazu bereit sein.

In der ZIB1 zog der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Gerrit Heinemann am Freitag einen drastischen Vergleich der Signa mit einem Kartenhaus: „Wenn so ein Gebäude davon abhängt, dass die Zinsen niedrig bleiben und die Zinsen und auch die Baukosten explodieren, dann kippt das Ganze. Und jetzt sehen die Gesellschafter offensichtlich ihre Pfründe schwinden und versuchen noch, das Letzte zu retten. Aber ich glaube, das wird vergeblich sein.“

Kritik an „prekärer Liquiditätssituation“

In ihrem Brief hatten die Gesellschafter laut „Handelsblatt“ bemängelt, dass Fragen zur Bilanz und zu der „prekären Liquiditätssituation“ seitens der Geschäftsführungen „bis heute entweder nicht oder nur unzureichend beantwortet wurden“. Es lägen ihnen auch „keinerlei Informationen zum gegenwärtigen Krisenmanagement der Signa-Gruppe“ vor, heißt es in dem Zeitungsbericht.

Der Abschwung auf dem Immobilienmarkt hat die Signa Holding hart getroffen. Der Verlust der Holding im Vorjahr belief sich auf rund 505 Millionen Euro, berichtete zuletzt „News“ unter Verweis auf den noch nicht veröffentlichten Jahresabschluss 2022. Die Verbindlichkeiten stiegen laut Magazinbericht von 634 Millionen Euro auf 1,996 Milliarden Euro. Der Sportartikelhändler Signa Sports United musste kürzlich Insolvenz anmelden.

Elbtower-Baustelle
Reuters/Fabian Bimmer
Bei hundert Meter Höhe wurden die Bauarbeiten am Elbtower vorerst eingestellt

Baustopp beim Elbtower

Der Druck auf Signa wächst auch durch die Bauunterbrechung beim Hamburger Milliardenhochhaus Elbtower. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher schloss staatliche Finanzhilfen für das Großprojekt aus. Die Stadt werde „keine finanziellen Belastungen übernehmen“, sagte der SPD-Politiker dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Die Verträge mit Signa seien „gut verhandelt“. Bei einem Abbruch des Vorhabens hätten die privaten Investoren großen wirtschaftlichen Schaden. Er gehe davon aus, „dass die Investoren daher im eigenen Interesse eine Lösung für die Wiederaufnahme der Bautätigkeit finden“.

Das Hochhaus am östlichen Rand der Hamburger Hafencity, eines der größten europäischen Stadtentwicklungsprojekte, soll mit 65 Etagen und 245 Meter Höhe nach dem Commerzbank-Turm und dem Messeturm in Frankfurt das dritthöchste Hochhaus Deutschlands werden. Früheren Angaben von Signa Real Estate zufolge wird der Wolkenkratzer voraussichtlich 950 Millionen Euro kosten.