Guinea: Ex-Diktator aus Gefängnis befreit

Inmitten heftiger Schießereien in Guineas Hauptstadt Conakry haben bewaffnete Männer heute den Ex-Diktator Moussa Dadis Camara aus dem Gefängnis geholt. Das teilte sein Anwalt der Nachrichtenagentur AFP mit. Er ließ offen, ob Camara befreit oder gegen seinen Willen aus dem Gefängnis geholt wurde.

Guineas Justizminister Alphonse Charles Wright sagte am Vormittag örtlichen Medien, dass einer der entkommenen Verbündeten Camaras bereits wieder festgenommen worden sei. Die Grenzen des Landes seien geschlossen. Auf dem internationalen Flughafen wiederum fielen heute Vormittag alle Flüge aus. Die Regierung betonte, die Lage unter Kontrolle zu haben. Das Gefängnis in Conakry wurde von Militärfahrzeugen gesichert.

Militärführung stellt sich hinter Junta-Chef

„Ich habe erfahren, dass es eine Freisetzung aus einem Zivilgefängnis in Conakry gab, die meinen Klienten Moussa Dadis Camara betrifft“, sagte der Anwalt Jocamey Haba. Camara hatte zwischen 2008 und 2009 die Macht in dem westafrikanischen Land. Unter seiner Herrschaft tötete das Militär im September 2009 bei einer Kundgebung der Opposition mehr als 150 Menschen, Dutzende Frauen wurden vergewaltigt.

Die Militärführung rief ihrerseits zur Ruhe auf und versicherte, dass sie „unbeirrbar“ hinter dem jetzigen Junta-Chef Mamady Doumbouya stehe. Die Angreifer auf das Gefängnis wollten die von Doumbouya „eingeleiteten Reformen sabotieren“, erklärte Generalstabschef Ibrahima Sory Bangoura in einer Fernsehansprache.

Heftige Schießereien in Conakry

Vor der Nachricht von der Abholung Camaras aus dem Gefängnis hatten Einwohner Conakrys von heftigen Schusswechseln berichtet, Sicherheitskräfte hätten den Zugang zum Zentrum der Hauptstadt abgeriegelt. „Es wird sowohl mit automatischen als auch mit Kriegswaffen geschossen“, berichteten Augenzeugen der AFP. Betroffen sei das Viertel Kaloum, das politische und administrative Zentrum des Landes.

In Guinea hatte sich im September 2021 der Offizier Doumbouya an die Macht geputscht und damit elf Jahre ziviler Regierung beendet. Damit gehört das Land neben Mali, Burkina Faso, Niger und Gabun zu den westafrikanischen Staaten, in denen seit 2020 geputscht wurde. Die Militärs in Guinea erklärten sich unter internationalem Druck bereit, bis Ende 2024 die Macht an eine gewählte Regierung zu übergeben.