Selenskyj: Kein Druck von EU und USA zu Verhandlungen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht nach eigenen Angaben keinen Druck von der EU und der USA auf sein Land zu Verhandlungen mit Russland für eine Beendigung des Krieges. „Keiner übt Druck auf mich aus“, sagte Selenskyj heute in Kiew bei einer Pressekonferenz mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Vor und zu Beginn des Krieges habe es das gegeben.

„Heute übt niemand der EU-Führer, der USA Druck auf mich aus, dass wir uns jetzt mit Russland zusammensetzen, verhandeln und Russland irgendetwas abgeben. So etwas wird es nicht geben“, sagte Selenskyj.

Von der Leyen: Ukraine souveränes Land

Von der Leyen sagte, die Ukraine sei ein souveränes Land und treffe daher Entscheidungen selbst. Sie erinnerte daran, dass Selenskyj selbst eine „Friedensformel“ aus zehn Punkten aufgestellt habe, die weiter verfolgt werde.

Sie sieht im Kern einen Abzug von russischen Truppen aus der Ukraine vor, bevor Kiew Verhandlungen mit Moskau beginnen würde. „Das zeigt, dass Sie die Initiative ergreifen, während Sie in dem Krieg kämpfen, um die territoriale Integrität zu bekommen und ihre Souveränität zu erhalten“, sagte von der Leyen. Dabei werde die Ukraine auch von der EU unterstützt.

Selenskyj zeigte sich irritiert über Berichte, nach denen es Druck auf die Ukraine gebe, mit Russland zu verhandeln. Er wisse nicht, woher diese Informationen kämen und wer dafür verantwortlich sei. Zugleich betonte er, dass er immer im Einklang mit den Forderungen der ukrainischen Gesellschaft handeln werde.

NBC berichtete über mögliche Friedensverhandlungen

Zuvor hatte der US-Fernsehsender NBC berichtet, dass US- und EU-Beamte im Verborgenen begonnen hätten, mit der ukrainischen Regierung über mögliche Friedensverhandlungen mit Russland zu sprechen.

Dabei sei es auch darum gegangen, was die Ukraine womöglich aufgeben müsse, um sich mit Russland zu einigen, meldete NBC News unter Berufung auf einen amtierenden und einen ausgeschiedenen US-Beamten, die namentlich nicht genannt wurden. Russland hatte die „Friedensformel“ Selenskyjs als unrealistisch bezeichnet und war auch bisher in Treffen dazu nie eingebunden.

Selenskyj sieht keine Pattsituation im Krieg

Selenskyj wies zudem Befürchtungen von Armeeoberbefehlshaber Walerij Saluschnyj zu einem möglichen festgefahrenen Krieg mit Russland zurück. „Heute sind die Leute müde, alle werden müde, und es gibt verschiedene Meinungen. Das ist klar, doch gibt es keine Pattsituation“, so Selenskyj heute in Kiew. General Saluschnyj hatte in der britischen Zeitschrift „The Economist“ erklärt, dass die Ukraine in einem Stellungskrieg gefangen sei.

Wegen der russischen Luftüberlegenheit seien die Ukrainer zurückhaltender beim Einsatz ihrer Soldaten, sagte Selenskyj. Die im kommenden Jahr erwarteten F-16-Kampfjets und eine stärkere Flugabwehr würden die Situation zu ukrainischen Gunsten ändern, meinte der Präsident bei einer Pressekonferenz mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.