zahlreiche Personen bei eineim Warnstreik der Metalltechnischen Industrie (FMTI)
APA/Roland Schlager
Metaller-KV

Streikauftakt mit Straßenblockade

Nach den in der Vorwoche gescheiterten Kollektivvertragsverhandlungen haben die von Montag bis Mittwoch angesetzten Warnstreiks in der Metalltechnischen Industrie begonnen. Den Auftakt machten um 7.00 Uhr die Aufzugsmonteurinnen und -monteure in Wien mit einer öffentlichen Betriebsversammlung auf der Triester Straße.

An der Aktion, die um 10.30 Uhr beendet wurde, nahmen auch der Präsident des Gewerkschaftbundes (ÖGB), Wolfgang Katzian, und Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl teil. Blockiert wurden die Fahrbahnen stadtauswärts. Laut ÖAMTC kam es zu Staus – mehr dazu in wien.ORF.at.

Bestreikt werden am Montag Unternehmen wie PEWAG, Knorr Heid, voestalpine, Bosch, Blum, Otis und Kone. Am Dienstag gibt es Warnstreiks bei Unternehmen wie Palfinger, Berndorf, Collini und Otto Bock. Am Mittwoch kommt es zu Arbeitsniederlegungen unter anderem bei BMW Motoren, Liebherr, Hella, Steyr Arms, Diamond Aircraft und Rheinmetall MAN Military.

zahlreiche Personen bei einem Warnstreik der Metalltechnischen Industrie (FMTI)
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In der Metalltechnischen Industrie wird gestreikt. Den Auftakt machten am Montag Aufzugsmonteurinnen und -monteure.

Aktion auch in anderen Bundesländern

In der Steiermark und in Oberösterreich beteiligen sich rund 100 Betriebe an den Streiks. Eine Firma, in der Montagfrüh die Arbeit niedergelegt wurde, war das international tätige Unternehmen IAF in Frauental im Bezirk Deutschlandsberg – mehr dazu in steiermark.ORF.at. In Oberösterreich finden die meisten Aktionen am Dienstag und Mittwoch statt – mehr dazu in ooe.ORF.at. Auch in Salzburg, Kärnten und dem Burgenland gab es bei einigen Unternehmen aus der Branche am Montag Warnstreiks – mehr dazu in salzburg.ORF.at, kaernten.ORF.at und burgenland.ORF.at.

Weiter keine Annäherung bei Verhandlungen

Vergangene Woche waren einander die Sozialpartner nach achtstündigen Verhandlungen für einen neuen Metaller-KV in der Wirtschaftskammer in Wien nur ein wenig nähergekommen. Die Gewerkschaften pochen weiterhin auf ein Lohn- und Gehaltsplus von 11,6 Prozent, die Arbeitgeber haben ihr bisheriges prozentuelles Plus nachgebessert und bieten zudem Einmalzahlungen. Neben einem einjährigen Abschluss brachte der Fachverband der Metalltechnischen Industrie auch einen zweijährigen Abschluss aufs Tapet.

Wien: Warnstreiks der Metaller gestartet

Der Startschuss für die Warnstreiks in der Metalltechnischen Industrie ist gefallen. Den Anfang machten die rund 500 Monteurinnen und Monteure der Wiener Aufzugsfirmen. Auf der Triester Straße fand eine Informationsveranstaltung im Beisein von Gewerkschaften und Arbeiterkammer statt.

Gewerkschafter wünscht sich „faires Angebot“

Der Chefverhandler der Gewerkschaft PRO-GE, Reinhold Binder, schloss in der ZIB2 am Sonntag einen KV-Abschluss „unter der Teuerungsrate aus, insbesondere für Arbeitnehmer in den untersten Lohnkategorien“. Es gehe auch darum, „dass andere Parameter wichtig sind“, etwa „Elemente vom Abschluss in zusätzliche Zeit wandeln zu können“.

Gewerkschafter zu Streiks bei Metallern

Bei den KV-Verhandlungen der Metalltechnischen Industrie hat es auch in der vierten Gesprächsrunde keine Einigung gegeben. Nun finden Warnstreiks statt. Zu Gast im Studio der ZIB2 war der Chefverhandler der Metaller, Reinhold Binder.

Das würde Unternehmen helfen, die „möglicherweise gerade Auftragsschwierigkeiten haben“, sagte der Spitzengengewerkschafter. Von den Arbeitgebern wünscht sich Binder bei der fünften Verhandlungsrunde am Donnerstag „ein faires und vernünftiges Angebot“.

Arbeitgeber: „Betriebe nicht schädigen“

Der Obmann des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie (FMTI), Christian Knill, verteidigte am Montag im Ö1-Morgenjournal das Arbeitgeberangebot inklusive Einmalzahlungen. „Es geht auch darum, dass wir die Betriebe nicht nachhaltig und dauerhaft schädigen“, sagte Knill.

Die Industrie sei von einer Rezession betroffen, und ein zu hoher KV-Abschluss würde zu einem Verlust von Standortattraktivität und einem Jobabbau führen. Das aktuelle KV-Angebot sei für „die Betriebe gerade noch machbar“, sagte Knill. Wenig Verständnis zeigte der Arbeitgebervertreter für die gewerkschaftliche Ablehnung von Einmalzahlungen. Diese gebe es etwa in Deutschland und in Skandinavien.

Bisher letzter Metallerstreik im Jahr 2018

Die Streikstatistik in der Metallindustrie weist zwei größere Arbeitsniederlegungen in der jüngeren Vergangenheit aus: 2011 kam es zu Streiks in rund 200 Betrieben mit 100.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und 2018 in über 240 Betrieben mit mehr als 70.000 Beschäftigten.

WIFO: Keine „Lohn-Preis-Spirale“

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) gab indes seine aktuelle Einschätzung zur Herbstlohnrunde ab. „Die Tariflohnsteigerungen bewirkten bislang keine zusätzlichen Preisanstiege, sondern ergaben sich aus diesen“, teilte das Institut in einem am Montag veröffentlichten „Reasearch Brief“ mit.

„Während eine Kompensation von Reallohnverlusten keine ‚Lohn-Preis-Spirale‘ auslösen wird, wird sie die Verschlechterung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit, die sich aus der Überinflation in Österreich ergibt, verstärken“, warnte WIFO-Ökonom Stefan Schiman-Vukan.

Plakat mit der Aufschrift „Streik!“ und zahlreiche Personen bei einem Warnstreik der Metalltechnischen Industrie (FMTI)
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Bei den Metallern liegen die Vorstellungen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern noch weit auseinander

Zudem gehe die gesunkene Wettbewerbskraft zulasten der Unternehmen, da der Kapitalabfluss an das rohstoffexportierende Ausland den Verteilungsspielraum geschmälert habe. „Das beschleunigte Tariflohnwachstum ab Jänner 2023 erhöhte die Inflation in jenem Monat tatsächlich um etwa einen halben Prozentpunkt. Der Effekt war jedoch nicht von Dauer, sondern klang bis März 2023 wieder ab“, so Schiman-Vukan. Neben den Metallern verhandelt aktuell auch der Handel über den Kollektivvertrag 2024.

NEOS: Spielraum für höhere Löhne schaffen

NEOS übte im Zusammenhang mit den Streiks Kritik an der Regierung. „Diese Situation wäre vermeidbar gewesen“, sagte NEOS-Wirtschafts- und -Sozialsprecher Gerald Loacker. „Die Bundesregierung ist in der Pflicht, den Spielraum für höhere Löhne zu schaffen. Dass ÖVP und Grüne das unterlassen haben, fällt jetzt Arbeitgebern und Arbeitnehmern auf den Kopf.“

Loacker forderte ein klares Bekenntnis „zu einer deutlichen Steuer- und Lohnnebenkostensenkung und damit einer deutlichen Entlastung für beide Seiten“. So könne die Regierung „Druck“ aus den Verhandlungen nehmen.