Rene Benko
IMAGO/SKATA
Benko-Rücktritt

Rochade bei Signa „beste Lösung“

Der Machtkampf in der mit Schwierigkeiten kämpfenden Signa-Gruppe ist am Mittwoch entschieden worden. Unternehmensgründer Rene Benko übergibt das Ruder des Immobilien- und Handelskonzerns auf Druck seiner Investoren an den deutschen Sanierungsexperten Arndt Geiwitz. Er soll die ganze Gruppe sanieren.

Die Entmachtung hatte sich in den vergangenen Tagen abgezeichnet, lediglich der Zeitpunkt war unklar. Am Mittwoch teilte die Holding mit, dass Geiwitz den Vorsitz des Gesellschafterkomitees und die Spitze des Beirats übernimmt. Offen blieb, was mit Benkos Stimmrechten geschieht. Davor hatte es geheißen, dass diese treuhändisch an Geiwitz übertragen werden. Die Familie Benko Privatstiftung bleibt weiterhin größter Gesellschafter der Holding, betonte die Signa, die für Nachfragen nicht erreichbar war.

„Dies ist in der derzeitigen Situation die beste Lösung für das Unternehmen, seine Partner, Investoren sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, wurde Benko in der Aussendung der Signa Holding zitiert. „Es gilt nun, Vertrauen wiederherzustellen, dazu will ich meinen Beitrag leisten.“ Das Immobilienportfolio des Signa-Konzerns sei und bleibe „einzigartig“.

Analyse von Benkos Rückzug

Rene Benko zieht sich aus der Signa zurück, und der deutsche Sanierer Arndt Geiwitz übernimmt. Barbara Battisti aus der ZIB-Wirtschaftsredaktion spricht über die Aufgaben, die auf den Sanierer des komplexen Firmenkonstrukts nun zukommen und welche weiteren Schritte bevorstehen.

Alle Beteiligten seien gefordert, Signa nun zu unterstützen, so Benko. Wie viel sie einschießen müssen, muss sich Geiwitz anschauen, sagte der mit 15 Prozent in die Signa investierte Industrielle Hans Peter Haselsteiner. Weitere Investoren sind etwa Fressnapf-Gründer Torsten Toeller sowie Lindt-&-Sprüngli-Verwaltungspräsident Ernst Tanner.

Sanierungsexperte Arndt Geiwitz
APA/AFP/
Geiwitz soll die Signa lenken

Geiwitz will „langfristige Lösungen finden“

Geiwitz war einst Insolvenzverwalter der deutschen Drogeriekette Schlecker und beriet Benko bei der Sanierung der Galeria-Kaufhäuser. „Er genießt das Vertrauen aller Gesellschafter“, teilte Signa mit. Nun solle „mit Hochdruck eine Überprüfung aller Geschäftsbereiche“ erfolgen. Ziel sei es, ein ganzheitliches Konzept für die Firmengruppe zu erarbeiten.

Nach Aussage von Geiwitz braucht Signa jetzt Ruhe und Ordnung. „Wir werden diese wichtigen Aufgaben mit Bedacht und Vernunft angehen. Es gilt, langfristige Lösungen zu finden.“ Er fordere daher alle Beteiligten auf, sich diesem Prozess anzuschließen.

Benko hat in seiner von ihm konzipierten Signa-Gruppe seit 2013 keine operative Funktion mehr, verfügt aber mit seinen Familienstiftungen über die Mehrheit der Stimmrechte und gilt als Signa-Lenker. Bis heute saß er als Vorsitzender im Beirat.

Rückzug des Gründers gefordert

Mehrere Sparten der von Benko gegründeten Unternehmensgruppe waren zuletzt in Schwierigkeiten geraten. Vor allem im Immobiliengeschäft häuften sich aufgrund hoher Abwertungen Verluste an. Seit Beginn des Ukraine-Krieges hat die Branche mit gestiegenen Bau- und Energiekosten sowie höheren Zinsen zu kämpfen. Wegen der hohen Zinsen kam es bei der Gesellschaft Signa Prime Selection im Vorjahr zu einer Abwertung von 1,17 Milliarden Euro.

Zudem meldete die Signa-Sportartikelsparte im Oktober Insolvenz an. Der Bau des 245 Meter hohen Elbtowers in Hamburg wurde unterbrochen. Signa habe zur Unterstützung weitere externe Berater engagiert, um mit Hochdruck eine Überprüfung aller Geschäftsbereiche durchzuführen und Maßnahmen sowie ein ganzheitliches Konzept für die Gruppe zu erarbeiten, hieß es.

Grafik zeigt ausgewählte Standorte von Signa-Gebäuden
Grafik: APA/ORF; Quelle: APA

Benkos Miteigentümer der Holding hatten den Milliardär nach Angaben des Gesellschafters Haselsteiner aufgefordert, die Macht über das Firmengeflecht aufzugeben. Der 46-jährige Benko hatte seine Unternehmensgruppe mit Hilfe niedriger Zinsen und finanzstarker Investoren aufgebaut. Zur Unternehmensgruppe gehört auch der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, der bereits zwei Insolvenzverfahren hinter sich hat.

Beirat mit viel Prominenz

Über den Beirat der Signa Holding gab es in den vergangenen Tagen einige Berichte. Im „Ibiza“-Untersuchungsausschuss versuchte Benko 2020 das System hinter der Organisation unter Wahrheitspflicht zu erklären. „Die Signa Holding ist eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung und keine Aktiengesellschaft und hat daher per se einmal keinen Aufsichtsrat“, sagte Benko. Er sei „früher einmal in der Geschäftsführung der Signa Holding“ gesessen, aber „vor vielen Jahren ausgeschieden“.

Signa-Holding-Gründer Rene Benko
ORF.at/Lukas Krummholz
Dem „Ibiza“-U-Ausschuss stand Benko 2020 Rede und Antwort

Der Beirat habe „tatsächlich nur eine gewisse Beratungsfunktion an die Geschäftsleitung sowohl der Signa Holding als auch an Geschäftsleitung oder Vorstand von Tochtergesellschaften. Sie wird immer wieder auch, sage ich einmal, um strategischen Rat gebeten, hat aber weder eine Bestellungs- noch Aufsichtsfunktion“, führte der Investor auf eine Frage der ÖVP wortreich aus. Er sei „vor vielen Jahren als Gründer des Unternehmens Beiratsvorsitzender geworden“.

Mitglieder des Beirats sind unter anderen Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ), Wüstenrot-Chefin und Ex-Politikerin (FPÖ) Susanne Riess-Hahn, Ex-Casinos-Austria-Chef Karl Stoss und Ex-RBI-Chef Karl Sevelda. Gusenbauer ist auch Aufsichtsratschef der Signa Prime Selection, der Signa Development Selection und der Signa RFR US Selection.