Zahnräder vor Arbeitern in der Metallindustrie
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Metaller-KV

Verhandlungen auf kommende Woche vertagt

Bei den Verhandlungen für den Kollektivvertrag (KV) 2024 der Metalltechnischen Industrie ist die fünfte Gesprächsrunde am Donnerstag nach mehreren Stunden unterbrochen und auf kommende Woche vertagt worden. Laut einer Aussendung der Arbeitgeberseite gab es zwar erste Annäherungen, eine Einigung sei aber noch nicht in Sicht. „Wir sind immer noch weit entfernt von einem Abschluss“, hieß es von der Gewerkschaft, die erneut mit Streik drohte.

Laut den Arbeitgebern des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie (FMTI) gab es „intensive und konstruktive Gespräche“. Die Positionen würden „aber noch weit auseinander liegen“, so FMTI-Obmann Christian Knill am frühen Abend in einer Aussendung. Der aktuelle Verhandlungsstand werde nun in den jeweiligen Gremien diskutiert. Details wurden am frühen Abend noch keine genannt.

Merklich kantiger äußerten sich kurze Zeit später die Verhandler der Arbeitnehmerinnen und -nehmer. Das Angebot der Arbeitgeberseite sei „für die Gewerkschaften weiterhin nicht akzeptabel, denn die vorgeschlagene Lohn- und Gehaltserhöhung liegt weiterhin deutlich unter der Inflationsrate von 9,6 Prozent“, hieß es in einer Aussendung.

Chefverhandler der Arbeitnehmer:innen, Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA)
APA/Georg Hochmuth
Die Chefverhandler der Gewerkschaft stellten am Donnerstag erneut Streiks in den Raum

Die für Montag anberaumte nächste Verhandlungsrunde sei die „letzte Möglichkeit, um massive Streiks noch abzuwenden und einen Abschluss zu erzielen“, drohten die Gewerkschaften PRO-GE und GPA. „Es steht Spitz auf Knopf. Kein Abschluss am Montag wird zu den größten Arbeitsniederlegungen seit langer Zeit führen“, so die beiden Chefverhandler der Arbeitnehmerinnen und -nehmer, Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA).

KV-Verhandlungen vertagt

Bei den Verhandlungen für den Kollektivvertrag 2024 der Metalltechnischen Industrie ist die fünfte Gesprächsrunde am Donnerstag nach mehreren Stunden unterbrochen und auf kommende Woche vertagt worden.

Nur wenig Annäherung vergangene Woche

Breits zu Wochenbeginn waren die ersten Warnstreiks über die Bühne gegangen. In ganz Österreich wurden zahlreiche Unternehmen für bis zu drei Stunden bestreikt. Auf der Wiener Triester Straße legte eine dreistündige öffentliche Betriebsversammlung den Verkehr weitgehend lahm.

Die Warnstreiks waren dem Abbruch der vierten Verhandlungsrunde vergangenen Donnerstag gefolgt, bei denen sich die Sozialpartner nur wenig näher gekommen waren. Das Angebot der Arbeitgeber lag mit damaligem Stand bei zehn Prozent plus 1.500 Euro Einmalzahlung. Allerdings sollte die Erhöhung für die kommenden 24 Monate gelten und damit im kommenden Jahr eine Gehaltserhöhung ausgeschlossen werden.

Stefan Ehrlich-Adam, einer der Chefverhandler auf Arbeitgeberseite
APA/Georg Hochmuth
Den Verhandlungsstand wollen beide Seiten – hier einer der Arbeitgeberverhandler, Stefan Ehrlich-Adam – in die Gremien tragen

Als Alternative dazu – ohne die 24-Monate-Klausel – boten die Arbeitgeber eine Erhöhung der Entgelte um 2,5 Prozent zuzüglich eines monatlichen Fixbetrags von 100 Euro an. Dazu käme eine Einmalzahlung von 1.050 Euro. In der Diktion der Arbeitgeber des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie (FMTI) käme das einer durchschnittlichen Lohn- und Gehaltserhöhung von 8,42 Prozent gleich.

Gewerkschaft sah „Voodoo-Mathematik“

Der FMTI wies in seiner Aussendung am Montag darauf hin, dass das vorgelegte Angebot „in zwei Varianten“ jeweils rund fünf Prozent nachhaltige Lohnerhöhung beinhalte und sich mit den zusätzlichen Einmalzahlungen für die Beschäftigten eine Lohnerhöhung zwischen acht und zehn Prozent ergebe. „Dies liegt deutlich über der aktuellen Inflationsrate“, hieß es. Diese lag im Oktober bei 5,4 Prozent.

Die Gewerkschaften bezeichneten die bisherigen Angebote am Montag hingegen als „Provokation“ und sprachen von „Voodoo-Mathematik, mit der in Wirklichkeit die Reallohnverluste nur schöngerechnet werden sollen“. Die Gewerkschaften pochen weiterhin auf ein Lohn- und Gehaltsplus von 11,6 Prozent und ziehen die rollierende Inflation – also die durchschnittliche Inflation der vergangenen zwölf Monate – als Maßstab heran. Diese betrug im September 9,6 Prozent.

Bisher letzter Metallerstreik im Jahr 2018

Die Streikstatistik in der Metallindustrie weist zwei größere Arbeitsniederlegungen in der jüngeren Vergangenheit aus: 2011 kam es zu Streiks in rund 200 Betrieben mit 100.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und 2018 in über 240 Betrieben mit mehr als 70.000 Beschäftigten.

Keine Fortschritt im Handel

Keine Fortschritte gab es laut den Verhandlern bei den zweiten großen derzeit laufenden KV-Verhandlungen für den Handel. „Solange wir uns in diesen utopischen Höhen bewegen und die Gewerkschaft sämtliche kreativen Möglichkeiten zum Brückenbauen wie Einmalzahlungen oder die Berücksichtigung der einkommensverbessernden Maßnahmen der Bundesregierung ablehnt, sehen wir uns außerstande, ein konkretes Gegenangebot zu legen“, erklärte Handelsobmann Rainer Trefelik in einer Aussendung.

„Es ist für uns enttäuschend, dass noch immer kein Angebot auf dem Tisch liegt, obwohl unsere Forderungen seit Langem bekannt sind. Die Beschäftigten haben dafür gar kein Verständnis“, sagte die Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA, Helga Fichtinger, in einer Mitteilung. Die Erwartungshaltung der Kolleginnen und Kollegen sei „sehr groß“.

Für den 14. November organisiert die Gewerkschaft nun einen Protesttag mit Demonstrationen in Wien und Salzburg. Zwei Tage später, am 16. November, gehen dann die Verhandlungen weiter. Der Handels-KV betrifft rund 430.000 Angestellte im Einzel-, Groß- und Kfz-Handel.