Textilprotest in Bangladesch: Regierung gegen Lohnplus

Bangladeschs Regierungschefin Sheikh Hasina hat weitere Lohnerhöhungen für die Beschäftigten der Textilindustrie abgelehnt.

Die Arbeiterinnen und Arbeiter sollten sich mit den bisher angekündigten Erhöhungen zufriedengeben „und ihre Arbeit fortsetzen“, sagte sie gestern Abend bei einem Treffen ihrer Partei Awami League. „Wenn sie auf die Straße gehen, um auf Veranlassung von jemandem zu protestieren, werden sie ihre Arbeit verlieren und in ihre Dörfer zurückkehren müssen.“

Demonstranten in Dhaka in Bangladesch
Reuters/Mohammad Ponir Hossain

Die Arbeiterinnen und Arbeiter der zahlreichen Textilfabriken des Landes fordern eine Erhöhung ihres Mindestlohns auf umgerechnet mindestens 190 Euro im Monat, was eine Verdreifachung des aktuellen Niveaus wäre. Eine von der Regierung eingesetzte Kommission hatte am Dienstag eine Mindestlohnerhöhung um 56,25 Prozent auf 104 Euro mit Dezember angekündigt.

Die Gewerkschaft der Textilarbeiter wies das als „inakzeptabel“ zurück. Die Lohnerhöhung sei nicht mit den steigenden Kosten für Lebensmittel, Mieten, Gesundheitsversorgung und Schulgebühren vereinbar. In den vergangenen Tagen kam es erneut zu heftigen Protesten, bei denen eine Frau getötet wurde – der dritte Todesfall seit Beginn der Demonstrationen.

Produktionsstätte von H&M, Gap, Hofer und Co.

Bangladeschs Hauptstadt Dhaka und ihre Vororte sind ein wichtiges Zentrum der Textilindustrie. Viele westliche Marken wie Gap, H&M und Hofer (Aldi) lassen dort Gewand herstellen. Die Produktion wurde durch die Proteste beeinträchtigt, Hunderte Fabriken wurden geschlossen. Nach Polizeiangaben stürmten die Demonstranten rund 70 Fabriken und verwüsteten sie.

„Wenn diese Fabriken geschlossen werden, wenn die Produktion unterbrochen wird, wenn die Exporte unterbrochen werden, wo werden dann ihre Arbeitsplätze sein? Das müssen sie verstehen“, sagte Regierungschefin Hasina mit Blick auf die Demonstrierenden.

Bangladesch ist einer der größten Produzenten von Textilien weltweit, im Land gibt es rund 3.500 Fabriken und Werkstätten. Vier Millionen Menschen arbeiten in der Branche. Textilien machen 85 Prozent der Exporte aus.