Kritik an Österreichs Biodiversitätspolitik

Österreichs Biodiversitätsampel zeigt weiter viel Rot und Orange und nur einen Tupfer Grün. Es gibt einen großen Aufholbedarf bei den politischen Plänen und Aktivitäten, die zum Stopp des Artenverlusts führen sollen, erklärten Vertreter des Österreichischen Biodiversitätsrats gestern bei einem Hintergrundgespräch im Rahmen der Konferenz „Tage der Biodiversität“ an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU).

„Das Aussterberisiko, also die Anzahl der Arten in Europa, die auf der roten Liste der Weltnaturschutzunion stehen, ist deutlich größer als bis vor Kurzem noch angenommen“, verwies Franz Essl, Ökologe und Mitglied im Rat, auf aktuelle Studien, wonach rund jede fünfte Art betroffen ist. Das zeige sehr prägnant auf, wie hoch das Risiko für einen Rückgang der Artenvielfalt sei.

Dem setzt die heimische Biodiversitätspolitik zu wenig entgegen, zeigt das „Biodiversitätsbarometer 2023“, das heuer zum vierten Mal erstellt wurde und den Status der politischen Umsetzung von entsprechenden Maßnahmen auch in Ampelfarben darstellt.

Lob für eigenständiges Umweltministerium

Der einzige Punkt, bei dem die Ampel auf Grün steht, ist die Beibehaltung eines eigenständigen Umweltministeriums. Aber auch hier sei die Zusammenarbeit zwischen dem Klimaschutzministerium (BMK) und anderen Ministerien verbesserungsfähig, heißt es.

Die Ende 2022 erfolgte Vorlage einer nationalen Biodiversitätsstrategie 2030+ als zentrales Dokument für den Naturschutz weise zwar in die richtige Richtung, Umsetzungsmaßnahmen und das notwendige Budget würden aber fehlen.

Dass es mittlerweile einen Biodiversitätsfonds gebe, der mit 80 Mio. Euro bis 2026 dotiert sei, sehe man zwar grundsätzlich positiv, „er sollte aber auf eine Milliarde Euro aufgestockt und längerfristig abgesichert werden“, forderte der an der Universität Wien tätige Biodiversitätsforscher.

„Da Österreich zu den europäischen Spitzenreitern im Bodenverbrauch zählt, ist hierzulande die Biodiversität besonders gefährdet. Die Umweltministerin weiß das – und schaut dennoch zu, wenn täglich bis zu 17 Fußballfelder Boden verbraucht werden“, kritisierte NEOS-Klima- und -Umweltsprecher Michael Bernhard. Es brauche ein Bundesrahmengesetz für den Naturschutz, damit der Kompetenzbereich dem Bund übertragen wird.