Vulkanausbruch befürchtet: Isländische Stadt evakuiert

Aufgrund der anhaltenden schweren Erdbebenserie auf Island warnen die Behörden auf der Nordatlantikinsel vor noch stärkeren Beben und einem möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch. Die Erschütterungen in der Nähe des Ortes Grindavik könnten noch heftiger werden und letztlich zu einer Eruption führen, teilte die isländische Polizei gestern Abend mit. Vorsichtshalber sei die Evakuierung der Ortschaft angeordnet worden. Es werde weiterhin geprüft, ob sich das Magma der Erdoberfläche nähere.

Wegen des Erdbebenschwarms nördlich von Grindavik rief die Polizei eine Gefahrenlage aus. Diese Stufe des Warnsystems bedeutet, dass die Behörden eine zunehmende Gefahr sehen und Maßnahmen ergriffen werden, um die Sicherheit der Menschen in dem Gebiet zu gewährleisten.

800 Beben binnen weniger Stunden

Bereits gestern war die Touristenattraktion Blaue Lagune als Vorsichtsmaßnahme nach einer Erdbebenserie geschlossen worden. Die auf der Reykjanes-Halbinsel gelegene Lagune ist unter anderem wegen ihres Thermalfreibads beliebt.

Gestern wurden etwa 800 Beben rund drei Kilometer nördlich des 4.000-Einwohner-Ortes Grindavik auf der Reykjanes-Halbinsel gemessen. Nach vorläufigen Angaben der Wetterbehörde hatte das stärkste dieser Beben eine Stärke von 5,2. Die Polizei schloss eine Verbindungsstraße nach Grindavik, die durch die Beben beschädigt worden war.

Später waren auch zwei stärkere Erdbeben in der rund 40 Kilometer von Grindavik entfernten Hauptstadt Reykjavik sowie an einem Großteil der isländischen Südküste zu spüren.

Seit Ende Oktober 24.000 Erdstöße

Seit Ende Oktober wurden nach Angaben der IMO auf der Reykjanes-Halbinsel rund 24.000 Erdstöße gemessen. Die Wetterbehörde stellte nach eigenen Angaben eine Ansammlung von Magma etwa fünf Kilometer unterhalb der Erdoberfläche fest. Sollte sich das Magma in Richtung der Oberfläche bewegen, könnte das zu einem Vulkanausbruch führen.

Seit 2021 gab es drei Vulkanausbrüche auf der Reykjanes-Halbinsel: im März 2021, im August 2022 und im Juli. Diese Ausbrüche ereigneten sich jedoch fern von bewohnten Gebieten oder wichtiger Infrastruktur. Island ist die größte und aktivste Vulkanregion Europas.