Marsch gegen Antisemitismus in Paris
IMAGO/Robert Schmiegelt
Frankreich

180.000 bei Demos gegen Antisemitismus

In Frankreich haben sich am Sonntag landesweit über 182.000 Menschen zu Kundgebungen gegen Antisemitismus versammelt. Die größte Kundgebung fand in Paris statt, in der Hauptstadt gingen angesichts des deutlichen Anstieges antisemitischer Vorfälle über 100.000 Menschen auf die Straße. Auch die Rechtspopulistin Marine Le Pen nahm teil, das führte zu einem Boykott der linkspopulistischen Partei von Jean-Luc Melenchon.

Hinter einem großen Banner mit dem Motto „Für die Republik, gegen den Antisemitismus“ bewegte sich der Protestzug in Paris durch die Stadt. An der Spitze des Protestzuges befand sich Premierministerin Elisabeth Borne, deren Vater in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert worden war. Auch die Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy und Francois Hollande sowie der Präsident der jüdischen Dachorganisation Crif, Yonathan Arfi, standen in der vordersten Reihe.

Ebenso waren in vorderster Reihe die beiden Vorsitzenden von Nationalversammlung und Senat, Yael Braun-Pivet und Gerard Larcher, auf deren Initiative der „Große Bürgermarsch“ zurückging, vertreten, genauso wie viele Ministerinnen und Minister. Präsident Emmanuel Macron nahm an der Pariser Kundgebung nicht teil, versicherte aber im Vorfeld, „im Gedanken“ dabei zu sein.

Marsch gegen Antisemitismus in Paris
Reuters/Claudia Greco
Auch die Ex-Präsidenten Hollande und Sarkozy waren in Paris präsent – sowie ehemalige Regierungschefs

Großkundgebung wurde vorab zum Politikum

Bereits im Vorfeld war die Großkundgebung zu einem Politikum geworden. Dafür sorgte der Aufruf der Rechtspopulistin Le Pen an ihre Anhängerschaft, sich an dem Protestzug zu beteiligen. Zugleich vollzog die linkspopulistische Partei La France Insoumise (LFI) einen Boykott. LFI-Chef Melenchon begründete das mit der Anwesenheit von Le Pen bei der Kundgebung.

Paris: Marsch gegen Antisemitismus

Angesichts eines deutlichen Anstieges antisemitischer Vorfälle in ganz Frankreich haben Zehntausende Menschen am Sonntag in Paris an einer Großkundgebung gegen Antisemitismus teilgenommen. Hinter einem großen Banner mit dem Motto „Für die Republik, gegen den Antisemitismus“ setzte sich der „Große Marsch“ am Nachmittag vor der Nationalversammlung in Bewegung.

Vor Beginn teilte Premierministerin Borne via Twitter (X) mit, die Abwesenheit der Linken spreche „für sich selbst“. Doch von der Präsenz Le Pens und ihrer Partei Rassemblement National ließe sich „niemand täuschen“, fügte sie mit Blick auf die antisemitische Vergangenheit der Partei hinzu. Mitglieder der linksgerichteten Organisation Golem wurden unterdessen von der Polizei daran gehindert, Le Pens Teilnahme an der Kundgebung zu blockieren.

1.250 antisemitische Straftaten seit Kriegsbeginn

Seit Beginn des Krieges zwischen der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen und Israel haben die französischen Behörden fast 1.250 antisemitische Straftaten registriert, darunter neben Pöbeleien und Schmierereien auch Gewalttaten. Da in Frankreich sowohl die größte jüdische als auch die größte muslimische Gemeinde Europas lebt, ist die Sorge groß, dass die Gewalt in Nahost auf das Land übergreift.

Insgesamt sollen laut Medienberichten landesweit 70 Veranstaltungen stattgefunden haben. In Lyon und Nizza wurden Medienberichten zufolge jeweils bis zu 3.000 Teilnehmende gezählt. In Straßburg sollen zwischen 5.000 und 7.000 Menschen auf die Straße gegangen sein. Mehr als 3.000 Polizistinnen und Polizisten hätten nach Angaben von Innenminister Gerald Darmanin allein in Paris für Sicherheit gesorgt.

Demonstration in Paris
AP/Sylvie Corbet
Laut Medienberichten fanden am Sonntag landesweit 70 Protestzüge statt

Macron äußerte sich in offenem Brief

In einem am Samstag in der Zeitung „Le Parisien“ veröffentlichten Brief warnte Macron vor der Spaltung des Landes und forderte die Französinnen und Franzosen auf, sich gegen das „unerträgliche Wiederaufleben des ungezügelten Antisemitismus“ zu wehren. „Ein Frankreich, in dem die Franzosen aufgrund ihrer Religion oder Herkunft Angst haben, ist nicht Frankreich“, heißt es darin.

Zugleich schloss die französische Regierung eine Partnerschaft mit der UNO-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO). Diese solle Pädagoginnen und Pädagogen mit konkreten Ratschlägen dabei helfen, „Antisemitismus und andere Formen von Hass in der Schule zu verhindern und zu bekämpfen“, erklärte das Außenministerium am Sonntag. In einem ersten Schritt stellt Frankreich demnach 600.000 Euro dafür zur Verfügung.