Aufnahme des US-Verteidigungsministeriums zeigt einen Angriff auf ein Waffenlager im Osten von Syrien
AP/Department of Defense
Wieder Luftangriffe

Riskante US-Strategie in Syrien

Im Nahen Osten eskaliert der Konflikt inzwischen an mehreren Fronten. Die US-Armee griff am Wochenende erneut proiranische Ziele in Syrien an. Washington argumentiert mit dem Schutz der eigenen Truppen in der Region. US-Medien nannten die Angriffe am Montag eine deutliche Eskalation. Der Iran hatte mehrfach mit Vergeltung gedroht.

Die US-Streitkräfte griffen in den letzten drei Wochen dreimal Ziele in Syrien an, die sie mit der iranischen Revolutionsgarde (IRGC) oder anderen vom Iran unterstützten Gruppen in Verbindung sahen. Am Sonntag beschossen US-Kampfjets zwei Gebäudekomplexe in Syrien.

„US-Kräfte haben Präzisionsangriffe gegen zwei Gebäude im Osten Syriens ausgeführt“, so US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in einer Stellungnahme. Für US-Präsident Joe Biden gebe es „keine höhere Priorität als die Sicherheit der US-Truppen“. Biden habe die Angriffe angeordnet, „um klarzumachen, dass sich die USA selbst, ihre Truppen und Interessen verteidigen“ würden, so Austin.

USA verstärkten Truppen in gesamter Region

Die getroffenen Gebäude seien „von den Revolutionsgarden und anderen mit dem Iran verbundenen Gruppen genutzt“ worden, sagte der US-Verteidigungsminister. Die Luftschläge seien eine Antwort auf „fortgesetzte Angriffe“ auf US-Militärangehörige in Syrien und dem Irak gewesen. Ziel sei unter anderem eine Ausbildungsanlage gewesen. Es soll mehrere Tote gegeben haben, die USA äußerten sich dazu nicht.

Luftaufnahme der US-Flugzeugträger USS Gerald R. Ford und USS Dwight D. Eisenhower im Mittelmeer
IMAGO/ZUMA Wire/Mc2 Jacob Mattingly/U.S. Navy
US-Präsenz verstärkt: Die Flugzeugträger „USS Gerald R. Ford“ (l.) und „USS Dwight D. Eisenhower“ (r.) mit Begleitschiffen

Mit dem Angriff der Hamas auf Israel haben sich die Spannungen in der Region insgesamt verschärft, es gab mehrfach Gefechte an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon, die US-Armee flog einige Luftangriffe in Syrien, der Iran drohte den USA.

Washington hat seine Truppen und Flotte in der gesamten östlichen Mittelmeer-Region verstärkt und zwei Flugzeugträgerverbände – auch als „Botschaft“ an Teheran – dorthin entsandt, wie es mehrfach hieß. Die „New York Times“ schrieb am Montag ähnlich wie die „Washington Post“ von einer „offensichtlichen Eskalation“. Die israelische Armee griff am Wochenende Ziele im Libanon aus der Luft an. Am Montag kam es erneut zu Gefechten, laut israelischen Angaben schlugen Granaten, abgeschossen von libanesischem Territorium, ein, Artillerie wurde eingesetzt.

Die „Hände“ des Iran

Teheran drohte den USA zuletzt. Die Unterstützer Israels sollten sich bewusst sein, dass „einige Hände, die nicht in der Lage sind, dieses Regime zu erreichen, amerikanische Streitkräfte erreichen können, die diesen Krieg steuern“, zitierte die iranische Nachrichtenagentur Revolutionsgarde-General Ramesan Scharif Ende Oktober.

US-Militärstützpunkte und Bewegungen in der Luft würden genau beobachtet, sagte der iranische General im libanesischen TV-Sender al-Majadin. Die USA hatten zuvor Stützpunkte proiranischer Gruppen im Osten Syriens aus der Luft angegriffen. Die Revolutionsgarde, gegründet nach der Islamischen Revolution 1979, sind die Elitestreitkräfte des Iran. Ihre Auslandseinheiten gelten als Unterstützer schiitischer Milizen im ganzen Nahen Osten.

Neben der Revolutionsgarde drohten auch mit dem Iran verbündete Gruppen im Jemen und dem Irak den USA, sollten diese in den Konflikt zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas eingreifen. Die irakischen Badr-Brigaden drohten damit, „alle amerikanischen Ziele als legitim“ zu erklären, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters wenige Tage nach dem Hamas-Angriff auf Israel.

Angriffe auf US-Truppen nahmen seit 7. Oktober zu

Die USA griffen danach zweimal Ziele in Syrien an, laut eigenen Angaben ein Waffenlager und zwei Gebäudekomplexe, die laut ihren Angaben von proiranischen Milizen genutzt wurden. Washington reagiert laut eigenen Worten verstärkt auf Angriffe auf seine Truppen im Irak und im benachbarten Syrien, die seit dem 7. Oktober stark zugenommen hätten.

Laut Pentagon gab es seit dem 17. Oktober – zehn Tage nach dem Hamas-Angriff auf Israel – zumindest 45 Angriffe auf US-Militärpersonal und als Folge Dutzende Verletzte. Das Pentagon sprach zuletzt von 56 Betroffenen mit unterschiedlich schweren Verletzungen. Alle seien inzwischen wieder im Dienst, hieß es.

Aktuell sind laut offiziellen Angaben rund 2.500 US-Militärangehörige im Irak und an die 900 in Syrien stationiert. Die USA haben sich nach den beiden Golfkriegen weitgehend aus dem Irak zurückgezogen, aktuell gilt die Präsenz dort und im benachbarten Syrien dem Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Diese hatte nach 2011 große Gebiete in Syrien und dem Irak unter ihre Kontrolle gebracht, wurde dann aber durch eine Großoffensive der irakischen Armee und durch unterschiedliche Milizen, etwa kurdische Verbände in Syrien, und mit internationaler Unterstützung aus der Luft zurückgedrängt.