In die Verhandlungen waren die Arbeitnehmer mit der Forderung von 11,6 Prozent gegangen, die Arbeitgeber hatten eine Erhöhung von 2,5 Prozent angeboten – für die Gewerkschaften aufgrund der zweistelligen Preissteigerungen inakzeptabel. Die 11,6 Prozent wollen die Arbeitnehmervertreter nun mit Streik erreichen. Von Dienstag bis Freitag rufen die Gewerkschaften vorerst in rund 200 Betrieben der Metalltechnischen Industrie (FMTI) zu eintägigen Streiks auf.
„Es reicht. Wir haben am Verhandlungstisch alles versucht“, sagen die beiden Chefverhandler der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA). Es gebe nach einem Verhandlungsmarathon von sieben Wochen noch immer keine Bereitschaft der Arbeitgeber, ein faires Angebot für nachhaltige Lohn- und Gehaltserhöhungen auf den Tisch zu legen. „Die Streikbereitschaft ist riesengroß, und das bekommen sie jetzt zu spüren“, so die Chefverhandler.
Streiks für Arbeitgeber „unverhältnismäßig“
Die Arbeitgeber warfen den Gewerkschaften in einer eigenen Aussendung vor, die Gespräche „neuerlich und einseitig“ abgebrochen zu haben. Sie bezeichneten die angekündigten Streiks als „verantwortungslos und unverhältnismäßig“. Das letzte Angebot der Arbeitgeber von durchschnittlich sechs Prozent (2,7 Prozent Erhöhung plus 130 Euro monatlichem Fixbetrag) würde noch mit einer steuerbefreiten Einmalzahlung von 1.200 Euro ergänzt.
Den Arbeitgebern zufolge würde das Lohnplus bei der untersten Beschäftigungsgruppe sogar bis zu zwölf Prozent betragen, bei den anderen im Schnitt rund acht Prozent. Christian Knill, Arbeitgeberchefverhandler und FMTI-Obmann, bezeichnete die „Blockadepolitik der Gewerkschaft“ als „unverständlich und inakzeptabel“ – „(…) sie beharren weiter auf ihrer Forderung und bewegen sich keinen Millimeter“. Mit den Streiks steige das Risiko, dass Arbeitsplätze verloren gehen.
Streiks angekündigt
Die sechste Runde der Kollektivvertragsverhandlungen der Metaller ist gescheitert. Es gebe kein Ergebnis, hieß es vonseiten der Gewerkschaften PRO-GE und GPA. Nun sollen die Streiks ab morgen ausgeweitet werden. In 200 Betrieben werde für einen Tag gestreikt. Die Arbeitgeber bezeichneten die Streikentscheidung als „unverhältnismäßig“.
Von Arbeitgeberseite waren Einmalzahlungen favorisiert worden. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) bot an, die Teuerungsprämie um ein Jahr zu verlängern, sofern der gesamte Betrag Teil des Kollektivertrags oder einer ähnlichen Arbeitsvereinbarung sei. Damit könnten 2024 bis zu 3.000 Euro steuer- und sozialversicherungsfrei ausbezahlt werden.
Entschädigung über Streikfonds
Neben der Lohn- und Gehaltserhöhung will die Gewerkschaft mit den Streiks auch die Bezahlung der Streikstunden durch die bestreikten Unternehmen erreichen sowie die Vereinbarung eines weiteren Verhandlungstermins. Das schloss Knill definitiv aus. Dafür seien jetzt die Gewerkschaften über den Streikfonds zuständig. Diese Entschädigung sei allerdings geringer als der Lohn.
Dürtscher hatte schon zuvor gefordert, dass auch im Streikfall die Entlohnung weiter über die Unternehmen erfolge. Gewerkschaftsmitglieder würden andernfalls über den Streikfonds der Gewerkschaft entschädigt. Die Höhe sei abhängig von der Dauer der Zugehörigkeit zur Gewerkschaft.
Gewerkschaft auf Streik vorbereitet
Die Zeichen waren bereits auf Streik gestanden. Die vorletzte Verhandlungsrunde am Donnerstag war nach rund sechs Stunden unterbrochen worden. Die Gewerkschaft habe alles für den Streik vorbereitet, sagte Verhandler Dürtscher bereits im Vorfeld. Schon in der vergangenen Woche gab es die ersten Warnstreiks an mehreren Standorten in Österreich – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at und salzburg.ORF.at.
Die Streikstatistik in der Metallindustrie weist zwei größere Arbeitsniederlegungen in der jüngeren Vergangenheit auf: 2011 kam es zu Streiks in rund 200 Betrieben mit 100.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie 2018 in über 240 Betrieben mit mehr als 70.000 Beschäftigten.