Wile E. Coyote und Road Runner im Animationsfilm „Coyote Falls“
IMAGO/Everett Collection/Warner Bros. Pictures
Glückloser Koyote

Warner verräumt 70-Mio.-Dollar-Film

Eigentlich hätte der Streifen „Coyote vs. Acme“ beste Chancen gehabt, ein Blockbuster zu werden, aber daraus wird wahrscheinlich nichts – obwohl der Film komplett fertig in der Schublade bei Warner Bros. liegt. 70 Millionen US-Dollar (rund 65 Mio. Euro) kostete er die Produktionsfirma, doch würde es deren Angaben zufolge noch viel mehr kosten, ihn zu vermarkten. Einen Hoffnungsschimmer gibt es allerdings noch.

Die Storyline: Der beliebte Kojote Wile E. Coyote aus den Road-Runner-Cartoons plant seine Rache an der fiktiven Firma Acme, die fehlerhafte Geräte herstellt und ihm damit das Leben schwer macht. Doch das Happy End bleibt aus – vielmehr wurde für Regisseur Dave Green ein Alptraum wahr, denn seine Live-Action-Animationskomödie mit John Cena und Will Arnett in den Hauptrollen wird nicht das Licht der Öffentlichkeit erblicken.

Obwohl sich das Testpublikum von der familienfreundlichen Komödie begeistert gezeigt hatte, gab die Produktionsfirma Warner Bros. Discovery letzte Woche bekannt, den Film weder in den Kinos noch auf dem Warner-Streamingdienst Max zu zeigen. „Mit dem Relaunch von Warner Bros. Pictures Animation im Juni“, so die offizielle Erklärung, „hat das Studio seine globale Strategie geändert und sich auf Kinoveröffentlichungen konzentriert. Mit dieser neuen Ausrichtung haben wir die schwierige Entscheidung getroffen, ‚Coyote vs. Acme‘ nicht weiterzuverfolgen.“

Kein Gewinn?

Der Grund: Vertrieb und Werbung würden die Kosten so sehr in die Höhe treiben, dass kein Gewinn erzielt werden könnte. So kann es, wie die BBC in einem Bericht erklärt, für eine Produktionsfirma lukrativer sein, einen Film steuerlich abzuschreiben und sich vom Staat Millionen zurückzuholen, als das Publikum zur Kasse zu bitten.

John Cena
AP/Invision/Scott Roth
Cena spielt den Chef der fiktiven Firma Acme

Diese Strategie ist jedoch nur dann legal, wenn der Film nie gezeigt wird, also quasi nicht existiert. Green sagte zur BBC, er sei „mehr als am Boden zerstört“. Etwas Hoffnung aber bleibt. Am Montag wurde bekannt, dass Warner Green gestattet, den Film zu verkaufen.

„Batgirl“ durfte nicht auf Leinwand

Andere Filmemacherinnen und Filmemacher aber hatten nicht so viel Glück. Im April letzten Jahres fusionierte WarnerMedia mit Discovery Inc. zu Warner Bros. Discovery. Seitdem ist der neue CEO David Zaslav für eine Reihe von umstrittenen Sparmaßnahmen verantwortlich. Die erstaunlichste erfolgte im August 2022, als das Studio den 90 Millionen Dollar teuren DC-Superheldenstreifen „Batgirl“, der ebenfalls bereits fix fertig gedreht worden war, verschwinden ließ.

Leslie Grace verkörperte darin die Hauptrolle der Verbrechensbekämpferin von Gotham City, an der Seite von Brendan Fraser als Schurke Firefly und Michael Keaton als Batman. Trotz dieser hochkarätigen Besetzung waren Zaslav und seine Kolleginnen und Kollegen der Meinung, dass der Film ein Flop werden würde – und zogen Konsequenzen. „Wir sind traurig und schockiert über die Nachricht“, schrieben die Regisseure Adil El Arbi und Bilall Fallah damals auf Instagram. „Wir können es immer noch nicht fassen.“

Leslie Grace
AP/Invision/Richard Shotwell
Aus Grace als „Batgirl“ wurde nichts

Peter Safran, der neue Kovorsitzende von DC Studios, jener Abteilung von Warner Bros. Discovery, die für Superheldenfilme verantwortlich ist, verteidigte die Absetzung von „Batgirl“ mit den Worten, „dass es DC geschadet hätte, wenn der Film erschienen wäre“. Es sei also nicht um den Erfolg oder Misserfolg von „Batgirl“ an sich gegangen, sondern darum, wie es sich auf die Marke DC im Allgemeinen ausgewirkt hätte, analysierte die BBC. „Das schafft kein Vertrauen zwischen Filmemachern und dem Studio“, sagte der Schauspieler Fraser gegenüber „Variety“, als der Film auf Eis gelegt wurde.

„Ich hoffe, dass ihnen Ambosse auf ihre Köpfe fallen“

Und auch den 40 Millionen Dollar teuren Scooby-Doo-Zeichentrickfilm „Scoob!: Holiday Haunt“ ereilte letztes Jahr dasselbe Schicksal, nachdem er fast fertig war. „Das ist die Sache, auf die ich meine ganze Karriere hingearbeitet habe“, sagte der Regisseur Michael Kurinsky gegenüber „Variety“. „Dann ist es, wie Sie sich vorstellen können, unglaublich enttäuschend, dass er (der Film, Anm.) nicht veröffentlicht wird.“

Brian Duffield, der Autor und Regisseur des Science-Fiction-Thrillers „No One Will Save You“, sprang auf Twitter (X) für „Coyote vs. Acme“ in die Presche. „Ich habe diesen Film gesehen, und er ist hervorragend“, sagte er auf der Social-Media-Plattform. „Die Leute, die bei Warner Bros. arbeiten, sind kunstfeindlich, und ich hoffe, dass mehrere Ambosse auf ihre Köpfe fallen.“ Der Amboss ist eine typische Waffe, die Warner-Bros.-Figuren ihren Feinden auf den Kopf werfen.