Heimische Bauern wenden sich gegen Laborfleisch

In der Schweiz wird derzeit erstmals über die Zulassung eines im Labor aus Stammzellen gezüchteten Fleischprodukts beraten. Ähnlich wie in Italien sind auch die Schweizer Landwirtinnen und Landwirte wenig begeistert, Laborfleisch künftig als Konkurrenz auf dem Markt zu sehen – Anlass für den Verein „Wirtschaften und Land“ und den Schweizer Bauernverband für ein Pressegespräch gestern.

Dabei sagte der ÖVP-Abgeordnete Georg Strasser, dass sich auch die heimische Bauernschaft „natürlich“ gegen Laborfleisch wenden wird, sollte es dereinst in Österreichs Supermärkten erhältlich sein.

Laborfleisch aus Zellkulturen bietet tierische Proteine ohne Massentierhaltung und Töten von zahllosen Tieren. Dieses Fleisch wird aus Stammzellen von Tieren gezüchtet, es wächst im Labor. Nicht zu verwechseln ist es mit pflanzlichen Alternativen wie Sojaburgern, die Geschmack und Textur von Fleisch nachahmen, ohne aber tierische Proteine zu enthalten. In Italien ist nach starkem Lobbying im Agrarsektor ein Verbot von Laborfleisch in Planung.

„Angriff auf kleinbäuerliche Struktur“

Die Entwicklung hin zu synthetischen Lebensmitteln sei „ein Angriff auf die kleinbäuerliche Struktur“, sagte Strasser. Man sei „gegen Denkverbote“, warne aber vor Greenwashing. Man dürfe keinen „unreflektierten Feldzug gegen das Naturprodukt Fleisch“ führen.

Für den Fall einer Freigabe in Zukunft forderte er eine klare Kennzeichnung von Laborfleischprodukten durch EU-Gesetze. Denn auch hier sei die Anwendung von Antibiotika notwendig.

Plank: Nachhaltigkeit nur als Gesamtschau

Der Obmann des Vereins „Wirtschaften am Land“, Josef Plank, zählte Gründe auf, wieso Laborfleisch zu hinterfragen sei. Plank, Vorsitzender des Universitätsrats der BOKU Wien und früherer Generalsekretär der Landwirtschaftskammer, wiederholte dabei die Argumente, die schon Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) im Sommer anführte.

Nachhaltigkeit könne man nicht nur unter einem Aspekt, etwa dem Tierwohl, berücksichtigen. Man müsse die gesamte Wertschöpfungskette betrachten. Derzeit arbeiteten vor allem kleine Start-ups an neuen Fleischalternativen, diese würden jedoch bei Erfolgsaussicht schnell von internationalen Großkonzernen übernommen.

Zudem sei die Produktion von Laborfleisch vermutlich klimaschädlicher als jene von natürlichem Fleisch, so Plank. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität von Kalifornien komme zum Schluss, dass der Energiebedarf von Laborfleisch bis zu 25-mal so viel CO2-Äquivalente pro Kilogramm Fleisch freisetzt wie Produkte aus der Tierhaltung.

Die Treibhausfrage

Allerdings: Österreichs Landwirtschaft konnte zuletzt stark bei den Emissionen einsparen. Minus 16,3 Prozent an CO2-Äquivalenten wurden verzeichnet, zurückzuführen war das auf den Rückgang der Rinderhaltung. Laut der NGO Vier Pfoten ist die Nutztierhaltung für rund 16 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Außerdem ist die Entwicklung der Marktkonzentration auch bei der traditionellen Fleischproduktion deutlich sichtbar. Während es in Summe immer weniger Betriebe gibt, werden jene, die übrig bleiben, größer und industrieller.

Die Österreicherinnen und Österreicher aber, so Strasser, würden den Konsum von Laborfleisch ablehnen. Das zeige eine Umfrage des Instituts Integral, wonach 67 Prozent ein solches Produkt nicht essen würden. Für diese Umfrage wurden im August und September 2023 1.000 Personen repräsentativ für die österreichische Bevölkerung befragt.