„X“-Symbol auf einem Smartphone
IMAGO/Jonathan Raa
Antisemitismus-Eklat

Musks X verliert große Werbekunden

Mit antisemitischen und Nazi-Inhalten auf der Nachrichtenplattform X (Twitter) erhält Elon Musk nicht nur scharfe Kritik aus dem Weißen Haus, er verliert auch große Werbekunden. Nach IBM bestätigte nun auch Disney, seine Anzeigen auszusetzen, laut Medienberichten folgen dem auch Konzerne wie Apple, Paramount und Warner.

Auch das Filmstudio Lionsgate bestätigte, dass Anzeigen ausgesetzt worden seien. IBM hätte laut „New York Times“ („NYT“) allein in diesem Quartal eine Million Dollar für Werbung auf der Plattform ausgeben wollen. Auslöser für den Rückzug war, dass Werbung des Unternehmens auf X (Twitter) neben Nazi-Beiträgen und antisemitischen Äußerungen gefunden wurde.

Die Organisation Media Matters zeigte auf, wie Werbung unter anderem von IBM, Apple und dem Softwarekonzern Oracle auf X (Twitter) neben Beiträgen mit positiven Äußerungen über Adolf Hitler und die Ideologie der Nationalsozialisten auftauchte. Ein Sprecher von X (Twitter) sagte gegenüber BBC, dass das Unternehmen nicht absichtlich Marken „neben dieser Art von Inhalten“ platziert und die Plattform sich der Bekämpfung von Antisemitismus verschrieben habe.

EU-Kommission stoppt politische Kampagnen auf Plattform

Der Werbeboykott nimmt dennoch an Fahrt auf. Auch die EU-Kommission will aufgrund von Desinformation und Hassbotschaften nicht mehr bei Musks Plattform für politische Kampagnen werben. Es gebe Bedenken, die Inhalte könnten „in einem unangemessenen Kontext erscheinen“, hieß es von der EU-Kommission.

Zuletzt hatte die Brüsseler Behörde eine Untersuchung gegen X eingeleitet, weil Nutzer dort ungehindert Desinformationen über den Krieg in Nahost veröffentlicht haben sollen. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und ihr Kollegium wollen ihre Nutzerkonten auf X (Twitter) allerdings den Angaben zufolge vorerst nicht aufgeben.

Elon Musk
Reuters/Gonzalo Fuentes
Musk steht wegen antisemitischer Äußerungen auf seiner Plattform unter Kritik

Musk droht mit Klage

Musk drohte Media Matters mit einer „thermonuklearen Klage“ und warf der Organisation vor, gezielt einen falschen Eindruck zu erwecken. Unter anderem behauptete er, Media Matters habe die Ansicht wiederholt neu geladen, bis Werbung neben den Inhalten angezeigt worden sei. Dadurch sei 13-mal mehr Werbung ausgespielt worden als bei gewöhnlicher Nutzung von X (Twitter).

Bei einem früheren von Media Matters an die Öffentlichkeit gebrachten Fall reichte es allerdings, einen Account mit rassistischen Beiträgen nur einmal durchzuschauen, um Werbung etablierter Marken angezeigt zu bekommen. Der Account wurde nach dem Bericht gesperrt. Media Matters legte am Freitag mit neuen Beispielen mit Werbung weiterer bekannter Unternehmen nach. Von der Organisation gab es zunächst keine Reaktion auf die Klagedrohung.

Weißes Haus: „Abscheuliche“ antisemitische Lügen

Das Weiße Haus warf Musk am Freitag vor, mit seinen Postings auf X (Twitter) „abscheuliche“ antisemitische Lügen zu unterstützen. Es sei „inakzeptabel, die abscheuliche Lüge zu wiederholen, die hinter dem tödlichsten Akt des Antisemitismus in der amerikanischen Geschichte steht, und das zu jeder Zeit, geschweige denn einen Monat nach dem tödlichsten Tag für das jüdische Volk seit dem Holocaust“, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Andrew Bates, als Reaktion auf einen Beitrag von Musk.

Der 52-Jährige teilte US-Medienberichten zufolge zuletzt unter anderem eine auf X (Twitter) verbreitete antisemitische Verschwörungstheorie und stimmte dieser zu. „Wir alle haben eine Verantwortung, Menschen gegen Hass zusammenzubringen“, fügte Bates hinzu.

Es gebe auch eine Verpflichtung, jenen entgegenzutreten, welche die Würde von US-Bürgern verletzten und die „Sicherheit unserer Gemeinschaften“ gefährdeten. Musk rückte später von seinen Aussagen nicht ab, sondern relativierte sie nur ein wenig. Viel mehr schrieb Musk am Freitag auf X (Twitter) an seine Unterstützer, dass viele der größten Werbekunden „die größten Unterdrücker von Eurem Recht auf freie Meinungsäußerung“ seien.

Musk bestätigte Rückgang bei Werbeeinnahmen

Wie hoch der Anteil der Werbeeinnahmen der Plattform derzeit ist, ist unklar. Das Unternehmen veröffentlicht keine Quartalsberichte mehr. Vor der Übernahme des Unternehmens durch Musk machte Werbung etwa 90 Prozent der Einnahmen aus.

Musk hatte versucht, die Abhängigkeit von Werbeeinnahmen durch die Einführung einer kostenpflichtigen Mitgliedschaftsstufe zu reduzieren. Fachleuten zufolge können die Aboangebote den Wegfall der Anzeigeneinnahmen nicht ausgleichen. Bereits im Sommer gab Musk zu, dass die Werbeeinnahmen um 50 Prozent zurückgegangen seien.