Mordfall Politkowskaja: Täter offenbar mit Orden ausgezeichnet

Ein vorzeitig aus der Haft entlassener Beteiligter an der Ermordung der kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja ist nach Medienangaben nun in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgezeichnet worden. Dem Mann sei der Tapferkeitsorden verliehen worden, berichtete der russische Telegram-Nachrichtenkanal Baza gestern unter Berufung auf eine Bekannte des Täters.

2014 war er in dem Mordfall zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Erst vor wenigen Tagen waren seine Entlassung und Begnadigung bekanntgeworden. Demzufolge kämpft er bereits seit Ende 2022 in der Ukraine.

Politkowskaja war Journalistin der kremlkritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“. Im Oktober 2006 war sie vor ihrer Wohnung in Moskau erschossen worden. Für das Attentat, das für weltweites Entsetzen sorgte, wurden mehrere Männer aus der russischen Teilrepublik Tschetschenien im Nordkaukasus verurteilt.

Angehörige beklagen „Ungerechtigkeit“

Der nun freigelassene Mann soll die für ihre kritische Tschetschenien-Berichterstattung geschätzte Journalistin vor ihrer Tötung beschatten haben lassen. Politkowskajas Familie vermutet hinter dem Mord ein politisches Motiv und fordert bis heute eine vollständige Aufklärung.

Nach Bekanntwerden der Freilassung des Mittäters sprachen Politkowskajas Kinder von „Ungerechtigkeit und Willkür. Für uns ist diese ‚Begnadigung‘ kein Beweis für die Sühne und Reue des Mörders“, schrieben sie in einer Stellungnahme.