Archivaufnahme des Frachtschiffs „Galaxy Leader“
AP/Kristijan Bracun
Angriffe angedroht

Huthis kapern Frachter mit Israel-Bezug

Die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen haben vor der jemenitischen Küste Medienberichten zufolge ein Frachtschiff entführt und mehrere Geiseln genommen. Die Rebellen hätten an Bord des Autotransporters „Galaxy Leader“ die Kontrolle übernommen, berichtete der saudische Nachrichtensender al-Hadath am Sonntag. Die Huthi-Rebellen hatten zuvor mit Angriffen auf „sämtliche Schiffe“ mit Bezug zu Israel gedroht.

Israelischen Medienberichten zufolge gehört das Schiff zum Teil dem britisch-israelischen Geschäftsmann Rami Ungar. Die etwa 190 Meter lange „Galaxy Leader“ wurde 2002 gebaut und fährt unter Flagge der Bahamas.

Ein Sprecher der israelischen Armee sprach von einem „sehr schwerwiegendem Vorfall mit globaler Reichweite“. Der Frachter sei von der Türkei auf dem Weg nach Indien mit einer internationalen Crew an Bord gewesen. Israelische Staatsangehörige seien nicht an Bord. Er betonte, es handle sich um „kein israelisches Schiff“.

Israel sieht „Akt des iranischen Terrorismus“

Das Büro des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu machte den Iran direkt für den Angriff verantwortlich. „Wir verurteilen den iranischen Angriff auf ein internationales Schiff aufs Schärfste“, teilte ein Sprecher mit. Auf dem Schiff sollen sich den Angaben nach 25 Besatzungsmitglieder befinden, darunter Menschen aus der Ukraine, Bulgarien und Mexiko sowie aus den Philippinen. „Das ist ein weiterer Akt des iranischen Terrorismus.“ Teheran wies die Vorwürfe am Montag zurück.

Laut dem Betreiber des Schiffes, der japanischen Reederei NYK Line, hatte das Schiff zum Zeitpunkt der Entführung keine Fracht geladen. Die Crew stamme von den Philippinen, aus Bulgarien, Rumänien, der Ukraine und Mexiko. Japan verurteilte das Kapern des Schiffes. Die Regierung tue alles, um die Crew durch Verhandlungen mit den Huthis möglichst rasch freizubekommen, betonte ein Sprecher. Man sei dafür auch in ständigem Kontakt mit Israel, Saudi-Arabien, Oman und dem Iran.

Angriffe angekündigt

Kurz davor hatten die Huthis mit ebensolchen Aktionen gedroht: Ab sofort seien alle Schiffe ein Ziel, die unter der Flagge Israels führen, die im Besitz israelischer Unternehmen seien oder die von israelischen Firmen betrieben würden, teilte Sprecher Jahja Sari mit. Die Rebellen riefen alle Staaten der Welt auf, keine Landsleute mehr in die Besatzungen dieser Schiffe zu schicken und mit diesen keine Geschäfte mehr zu machen. Grund für den Schritt sei die „israelisch-amerikanische Aggression“ im Gazastreifen.

Der Sprecher begründete die Entführung des Schiffs mit der „moralischen Verpflichtung gegenüber dem unterdrückten palästinensischen Volk“. Alle Schiffe mit Verbindungen zum „israelischen Feind“ würden „legitime Ziele“, hieß es. „Wenn die internationale Gemeinschaft sich um die Sicherheit und Stabilität der Region sorgt und den Konflikt nicht ausweiten will, sollte sie Israels Aggression gegen Gaza stoppen.“

Raketen Richtung Israel abgefeuert

In den vergangenen Wochen hatten die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen eigenen Angaben nach mehrfach Drohnen und Raketen vom Süden der Arabischen Halbinsel Richtung Israel abgefeuert. Die Huthis haben ihr Waffenarsenal in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut. Rebellenführer Abdel-Malik al-Huthi drohte in den vergangenen Tagen in einer Rede bereits damit, „nach jedem israelischen Schiff im Roten Meer“ Ausschau halten zu wollen.

Der Jemen liegt im Süden der Arabischen Halbinsel. An ihr vorbei führt einer der wichtigsten Schifffahrtswege der Welt vom und zum Sueskanal in Ägypten. Dieser Kanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg von Asien nach Europa. Was solche Angriffe für die internationale Schifffahrt bedeuten, bleibt zunächst abzuwarten.