UNO: Keine Hilfe für Hunderttausende in Nordgaza

Hilfsgüter und Treibstoff erreichen im Gazastreifen seit fast zwei Wochen nur noch die Menschen im südlichen Teil des Gebiets. Die Sicherheitslage lasse es nicht zu, Material in Gaza-Stadt und im Norden zu verteilen, berichtete das UNO-Nothilfebüro (OCHA) heute. Dort sollen sich noch Hunderttausende Menschen aufhalten.

In mehreren Vierteln der umkämpften Stadt Gaza forderte die israelische Armee heute erneut zur Evakuierung auf. Bis 16.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) sollten Zivilisten in „die humanitäre Zone“ im Süden fliehen, so ein Armeesprecher. Zudem verwies er auf eine humanitäre Kampfpause bis 14.00 Uhr Ortszeit (13.00 Uhr MEZ) im westlichen Rafah-Gebiet. Rafah liegt im Süden des Küstengebiets an der Grenze zu Ägypten.

Kaum noch Essen

Am Freitag hatte OCHA unter Berufung auf die palästinensische Statistikbehörde (PCBS) im Westjordanland gemeldet, es befänden sich noch 800.000 Menschen im Norden des Gazastreifens. Die Behörde bezog sich nach eigenen Angaben bei der Schätzung unter anderem auf Daten der Telekommunikationsunternehmen.

Nach Angaben von OCHA ernähren sich die Menschen im Norden von dem wenigen verbliebenen rohen Gemüse und unreifen Früchten. Viele haben keine Möglichkeit mehr, Essen zu kochen. Bäckereien seien nicht mehr in Betrieb. Bauern könnten ihre Felder nicht mehr bewässern. Vieh werde geschlachtet, weil es kein Futter und kein Wasser dafür gebe.

Pumpen für Wasserversorgung laufen wieder an

Im Süden des Gazastreifens laufen Pumpen zur Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung indes wieder an. Der gestern gelieferte Treibstoff reiche aber nur für einen Betrieb von 24 Stunden, berichtete OCHA außerdem. Die Anlagen waren vor einer Woche heruntergefahren worden, weil es keinen Treibstoff für ihren Einsatz mehr gab.