Finnland: Illegale Grenzübertritte verlagern sich

Nach der Schließung von vier finnischen Grenzübergängen haben sich illegale Grenzübertritte aus Russland in Richtung Norden verlagert. Der finnische Ministerpräsident Petteri Orpo drohte mit zusätzlichen Schritten und schloss die Schließung weiterer Grenzübergänge nicht aus. „Wir bereiten ausreichend starke Maßnahmen vor und sind bereit, sie schnell zu ergreifen“, sagte er am Grenzübergang Vartius.

Nach Angaben des Grenzschutzes stellten dort heute 16 Menschen Asylanträge – ebenso viele wie tags zuvor. Am Samstag waren es 67. Aus dem Südosten meldete er dagegen keine Anträge mehr.

Finnland hatte am Samstag die für Anreisen aus St. Petersburg verkehrsgünstig gelegenen Grenzübergänge Vaalimaa, Nuijamaa, Imatra und Niirala geschlossen, nachdem in den Wochen zuvor Hunderte Menschen ohne gültige Papiere über die Grenze gekommen waren. Die meisten stammten aus dem Nahen Osten. Asylanträge können jetzt nur noch im Hunderte Kilometer entfernten Vartius und im noch weiter nördlich gelegenen Salla gestellt werden.

Vorwürfe gegen Russland

Seit vergangener Woche kommen auch Asylwerber nach Vartius – laut Grenzschutz zum ersten Mal in diesem Jahr, nun aber täglich. Der Leiter der Grenzübergangsstelle Vartius, Jouko Kinnunen, sagte der Nachrichtenagentur STT, russische Beamte arbeiteten aktiv daran, Asylwerber über die Grenze zu bringen.

„Sie drängen die Menschen an die Grenze und schließen die Grenztore hinter ihnen“, sagte er. Nach seinem Eindruck hätten einige der Menschen gar nicht über die Grenze gewollt und sich gewehrt. Außerdem hätten nicht alle einen Asylantrag gestellt.

Kreml dementiert

Der Kreml dementierte erneut, Russland lasse Migranten ohne gültige Papiere nach Finnland passieren. „Die Grenzübergänge werden von denen genutzt, die das gesetzliche Recht dazu haben, und unsere Grenzschützer halten sich in diesem Sinne an alle Dienstvorschriften“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge.

Vor dem Eindruck des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine war das nördlichste Land der EU im April nach jahrzehntelanger militärischer Bündnisfreiheit Mitglied der NATO geworden.