Künstlicher Teich in Dubai
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Dubais Wasser

Dekadent und klimaschädlich

Vom größten Springbrunnen über den weltweit tiefsten Pool bis hin zum Wasserfall im Einkaufszentrum Dubai Mall: Dubai ist nicht nur für seine Wolkenkratzer, sondern auch für seine imposanten Wasserwelten bekannt. Diese ließ sich die Wüstenmetropole Milliardensummen kosten. An Dubais Umgang mit Wasser gibt es aber breite Kritik – dieser sei klima- und umweltschädlich, sagen Fachleute im Vorfeld der UNO-Klimakonferenz COP28.

Um etwa das tiefste Schwimmbecken der Welt und die berühmte Indoor-Skihalle aufrechterhalten zu können, braucht die Stadt Süßwasser – das es in Dubai allerdings nicht gibt. Stattdessen wird seit Jahrzehnten Meereswasser energie- und kostenintensiv aufbereitet, berichtete die „New York Times“ („NYT“). Extrem salzhaltiges Wasser wird samt Chemikalien zurück ins Meer geleitet. Steigende Meerestemperaturen und eine beschädigte Biodiversität sind die Folgen.

In einer Studie, die 2021 im „Marine Pollution Bulletin“ auf ScienceDirect erschienen war, wird ein düsteres Szenario gezeichnet: Blieben sofortige Maßnahmen aus, werde die Entsalzung in Kombination mit dem Klimawandel die Temperatur der Küstengewässer des Persischen Golfs bis 2050 auf mehr als 50 Prozent der Fläche um mindestens drei Grad Celsius erhöhen, schrieben die Forscherinnen und Forscher. Bereits zu kämpfen haben Korallenriffe und für den Klimaschutz wichtige Ökosysteme wie Seegraswiesen und Mangroven, die große Mengen an Treibhausgasen aus der Atmosphäre absorbieren können.

Wasserfall in Einkaufszentrum in Dubai
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Wasserfall im Einkaufszentrum Dubai Mall

Hoher Druck vor Klimakonferenz

Der Druck auf die bevölkerungsreichste Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate (VEAE) ist auch angesichts der Ende November in Dubai beginnenden UNO-Klimakonferenz COP28 groß. Kritik wurde im Vorfeld etwa laut, weil mit Sultan Ahmed Al Dschaber ausgerechnet der Chef des staatlichen Ölkonzerns ADNOC die Präsidentschaft der COP28 übernahm.

Mit 200 Millionen Tonnen CO2, die im Jahr 2022 produziert worden waren, zeichneten die VAE auch für eine der höchsten Pro-Kopf-Emissionen weltweit verantwortlich – mitverantwortlich dafür sind unter anderem Entsalzungsanlagen wie die Kraftwerks- und Meerwasserentsalzungsanlage Dschabal Ali, die mit fossilen Brennstoffen betrieben wird.

Wasserverbrauch der Attraktionen

Allein der Wasserverbrauch von Dubais Freizeiteinrichtungen ist enorm, wie einige Beispiele illustrieren. Die Unterwasserstadt von Deep Dive Dubai verbraucht etwa so viel Wasser wie sechs olympische Schwimmbecken, hieß es in der „New York Times“. Das welthöchste Gebäude Burdsch Chalifa verbraucht täglich rund 950.000 Liter. Der Burdsch-See am Fuße des Gebäudes nutzt der „NYT“ zufolge ein Abwasseraufbereitungssystem, das das Abwasser des Burdsch Chalifa wiederverwendet.

Nicht zuletzt wären da noch jene Inseln, die künstlich aus dem Meer gehoben wurden und dem Klima zusetzen: Eine Studie ergab, dass die durchschnittliche Wassertemperatur rund um die künstlich entworfene Insel Palm Jumeirah binnen 19 Jahren um etwa 7,5 Grad Celsius gestiegen war.

Palm Jumeirah in Dubai
Reuters/Matthias Seifert
Die Wassertemperatur um die künstlich entworfene Insel Palm Jumeirah stieg in den vergangenen Jahren rasch an

Millionen Menschen auf entsalztes Wasser angewiesen

Wasser wird in Dubai freilich nicht nur für dessen extravagante Bauten und Freizeiteinrichtungen benötigt, sondern auch zur Trinkwasserversorgung der Bevölkerung. Einem 2022 erschienenen Nachhaltigkeitsbericht zufolge versorgt Dubais Elektrizitäts- und Wasserbehörde (DEWA) mehr als 3,6 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner sowie die tagsüber aktive Bevölkerung der Stadt mit mehr als 4,7 Millionen Besucherinnen und Besuchern mit Wasser.

Laut DEWA wurden im vergangenen Jahr rund 619,3 Milliarden Liter Wasser entsalzt. Der Bedarf an sauberem Wasser dürfte in den kommenden Jahren weiter steigen. Damit steigt zugleich aber auch die Menge an extrem salzhaltigem Wasser, das zurück ins Meer geleitet wird: Einer weiteren auf ScienceDirect erschienenen Studie zufolge ist die pro Tag erzeugte Menge an extrem salzhaltigem Abwasser eineinhalbmal so groß wie die erzeugte Trinkwassermenge.

Nachhaltigkeitsziele einer Wüstenmetropole

Dubai signalisierte zuletzt aber Reformwillen: Im August kündigte die Stadt einige Umweltmaßnahmen an, die auf einen nachhaltigen Wasserverbrauch abzielen. Bis 2030 will Dubai den Einsatz von entsalztem Wasser und den damit verbundenen Stromverbrauch um 30 Prozent zu reduzieren. Die Nutzung von wiederverwertetem Wasser soll bis dahin auf 100 Prozent steigen. Auch mit „Cloud Seeding“ will Dubai experimentieren – dabei geht es um das „Impfen“ von Wolken mit Salzen und anderen Chemikalien, um Regen zu erzeugen.

Das Kraftwerk Hassjan – in dem täglich riesige Mengen an Meereswasser entsalzt werden – wird seit über einem Jahr nicht mehr mit Kohle, sondern mit Erdgas betrieben. Dort wird auch nach nachhaltigen Möglichkeiten zur Verwertung und Wiederverwertung von Sole geforscht. 2021 schrieb Dubai weiters vor, dass alle neuen Entsalzungsanlagen von der effizientesten und umweltfreundlichsten Entsalzungstechnologie Gebrauch machen müssen: der Umkehrosmose. Die meisten Anlagen der Stadt entsalzen allerdings nach wie vor mittels Verdampfung.

Im Gegensatz zur Umkehrosmose, bei der Salz und andere Verunreinigungen entfernt werden, indem Wasser durch eine Membran gedrückt wird, ist die mehrstufige Entspannungsverdampfung auf Wärme angewiesen. Obwohl beide Technologien Sole erzeugen, ist das Nebenprodukt bei der Verdampfung weitaus heißer, was das Ökosystem zusätzlich belastet.

Entsalzungsanlage am Arabischen Golf
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Entsalzungsanlage am Persischen Golf

Experte sieht Umweltinitiativen kritisch

Faisal al-Marsuki, außerordentlicher Professor an der Chalifa-Universität und Experte für Wasserentsalzung, sagte der „NYT“, er habe Regierungsbeamte dazu gedrängt, Einrichtungen davon abzuhalten, Trinkwasser für Zwecke zu verwenden, bei denen es nicht ums Trinken geht, Stichwort Wasserparks. Er fügte hinzu, dass ein steigender Salzgehalt im Golf gefährlich sei, da das Wasser bereits hypersalin sei und die Zugabe von mehr Salz die Artenvielfalt des Golfs gefährde.

Von den Plänen Dubais verspricht er sich nicht viel: „Um ehrlich zu sein, sehe ich nicht viele Initiativen“, sagte er der US-Zeitung. „Ich habe das Gefühl, dass der Fokus eher auf erneuerbarer Energie liegt, die die Systeme antreibt, aber über Sole wird fast gar nicht gesprochen.“