Bilder der von der Hamas als Geisel festgehaltenen Menschen auf einer Wand in Tel Aviv (Israel)
Reuters/Shir Torem
Israel – Hamas

Geiselfreilassung verzögert sich

Die zwischen Israel und der islamistischen Hamas vereinbarte Freilassung von Geiseln aus dem Gazastreifen verzögert sich offenbar. Laut übereinstimmenden israelischen Medienberichten dürfte sie nicht vor Freitag erfolgen. Die Zeitung „Haaretz“, der TV-Sender N12 und die Onlinezeitung Times of Israel beriefen sich dabei auf Äußerungen von Israels Sicherheitsberater Zachi Hanegbi. Laut US-Angaben geht es darum, letzte Details des Geisel- und Gefangenenaustauschs zu klären.

Nach Angaben der Hamas vom Vortag hätte die im Zusammenhang mit der Geiselfreilassung vereinbarte Kampfpause um 9.00 Uhr MEZ beginnen sollen. Entsprechend war der erste Austausch von in Israel entführten Geiseln gegen palästinensische Häftlinge noch für denselben Tag erwartet worden. Derweil gab es laut Israels Armee Donnerstagfrüh wieder Raketenalarm im Grenzgebiet.

„Die Gespräche über die Freilassung unserer Geiseln schreiten voran und werden laufend fortgesetzt“, wurde Hanegbi am Mittwochabend zitiert. Die Times of Israel zitierte Hanegbi mit den Worten: „Die Freilassung wird gemäß der ursprünglichen Vereinbarung zwischen den Parteien beginnen und nicht vor Freitag.“ Die US-Regierung erklärte in der Nacht auf Donnerstag die Verzögerung damit, dass letzte Details der Übergabe der Geiseln bzw. der Gefangenen geklärt werden müssten.

Unterzeichnung von Abkommen

Ein israelischer Beamter erklärte die Verzögerung laut Times of Israel damit, dass entgegen der bisherigen Auffassung der israelischen Seite sowohl Israel als auch die islamistische Hamas zunächst ein Dokument zur Ratifizierung des Abkommens unterzeichnen müssten, damit es in Kraft treten könne. Das Dokument werde hoffentlich innerhalb der nächsten 24 Stunden unterzeichnet, sodass die ersten Geiseln am Freitag freigelassen werden könnten. Die „Jerusalem Post“ sprach von einer „Komplikation in letzter Minute“.

Gaza: Geiselfreilassung verzögert sich

Die zwischen Israel und der islamistischen Hamas vereinbarte Freilassung von Geiseln aus dem Gazastreifen verzögert sich.

Beide Seiten hatten sich zuvor auf eine maximal zehntägige Feuerpause in Israel und dem Gazastreifen geeinigt. Teil der Vereinbarung ist ein Austausch von bis zu 100 Geiseln aus Israel gegen bis zu 300 palästinensische Insassen israelischer Gefängnisse.

In einem ersten Schritt geht es bei der Abmachung zwischen Israel und der Hamas um den Austausch von 50 israelischen Geiseln und 150 palästinensischen Häftlingen innerhalb von vier Tagen. In einem zweiten Schritt sollen abermals in kleineren Gruppen bis zu 50 weitere israelische Geiseln gegen bis zu 150 weitere palästinensische Häftlinge ausgetauscht werden.

Neuer Schlagabtausch Israel – Hisbollah

Die in Verbindung zur Hamas stehende und ebenfalls mit Israel verfeindete Hisbollah-Miliz im Libanon, die seit Beginn des Gaza-Krieges vor knapp sieben Wochen Israels Militär immer wieder gewaltsame Auseinandersetzungen im Norden liefert, ist der „Jerusalem Post“ zufolge nicht Teil des Abkommens. Die Zwischenfälle an der Grenze zum Libanon, die zu eskalieren drohen, hätten keinen Einfluss darauf.

Wildner (ORF) zur Lage der Geiseln in Gaza

Nikolaus Wildner (ORF) meldet sich aus Tel Aviv und spricht über die aktuelle Lage im Nahost-Konflikt. Die vereinbarte Freilassung von Geiseln durch die Hamas verzögert sich. Israel meldet unterdessen Erfolge im Kampf in den Hamas-Tunneln.

Die Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah gingen indes weiter. Nach israelischen Angaben wurden am Mittwoch 35 Geschoße aus dem Libanon abgefeuert. Mehrere davon seien von Raketensystemen abgefangen worden. Zudem habe die Hisbollah Panzerabwehrraketen eingesetzt. Die israelische Luftwaffe und Artillerie hätten daraufhin mehrere Abschussrampen angegriffen, hieß es weiter.

Hisbollah-Mitglieder getötet

Die Hisbollah teilte mit, sie habe den Stützpunkt im Ort Ein Zeitim mit 48 Raketen des Typs Katjuscha angegriffen. Die Miliz erklärte, sie habe unter anderem eine „Versammlung feindlicher israelischer Soldaten“ im Bereich der Grenze angegriffen und getroffen. Unter anderem habe sie dabei auch einen israelischen Panzer getroffen.

Bereits in der Nacht auf Donnerstag hatte Israels Militär Luftschläge gegen Hisbollah-Einrichtungen ausgeführt. Dabei wurden nach Angaben der Schiitenmiliz fünf ihrer Mitglieder getötet. Darunter sei der Sohn des Vorsitzenden des parlamentarischen Blocks der Hisbollah im libanesischen Parlament, Mohammed Raad.

Israels Armee meldet 300 Angriffe

Israels Militär griff indes nach eigenen Angaben innerhalb eines Tages mehr als 300 Ziele der islamistischen Hamas im Gazastreifen aus der Luft an. Darunter seien „militärische Kommandozentralen, unterirdische Terrortunnel, Waffenlager, Waffenproduktionsstätten und Abschussrampen für Panzerabwehrraketen“ gewesen, teilte die Armee Donnerstagfrüh mit. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Neben den Luftstreitkräften hätten auch die Bodentruppen ihre Angriffe fortgesetzt. Die Truppen zerstörten laut Militär unterirdische Anlagen und griffen mehrere Terrorziele im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens an, darunter einen Beobachtungsposten der Hamas sowie „eine Reihe von Terrorzellen“.

Armee: Tunnel unter Al-Schifa-Spital freigelegt

Die israelische Armee legte zudem nach eigenen Angaben weitere Teile eines mutmaßlichen Hamas-Tunnelsystems unter dem Al-Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen frei. Das Militär veröffentlichte Mittwochabend Videos und Bilder, auf denen weitere Eingänge zu Tunneln sowie unterirdische Räume und Verstecke zu sehen waren. Die israelischen Streitkräfte vermuten unter dem größten Krankenhaus im Gazastreifen eine Kommandozentrale der Hamas.

Erst vor wenigen Tagen entdeckte das Militär während des umstrittenen Einsatzes in der Klinik einen Schacht, der nach Angaben der Armee zu einer Tunnelstrecke führt, an deren Ende sich nach 55 Metern eine „explosionssichere“ Tür befand. Wie die Armee nun bekanntgab, befinden sich hinter der erst kürzlich aufgebrochenen Tür ein klimatisierter Raum und ein Badezimmer sowie weitere Schächte. Nach Angaben des Militärs erstreckt sich das Tunnelsystem unter dem gesamten Krankenhausgebäude sowie weiteren Gebäuden in der Gegend.

Spitalschef offenbar verhaftet

Am Donnerstag wurde der Direktor des Spitals, Mohammed Abu Salmija, von Israel festgenommen, berichtete der Arzt und Abteilungsleiter Chalid Abu Samra. Auch israelische Medien berichteten über die Verhaftung. Der Grund für die Festnahme ist bisher nicht bekannt. Abu Salmija hatte wiederholt bestritten, dass die Hamas unter oder im Krankenhaus aktiv ist.

Nach Einschätzung von Militärsprecher Daniel Hagari sind die Ergebnisse der Erkundungen durch das Militär dagegen Beweise für die „bewusste Vorgehensweise der Hamas, unter Krankenhäusern zu agieren“. Die Klinik sei gezielt als Waffenlager und Kommandozentrale der Hamas genutzt worden. Die Hamas bestreitet das. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

In Ägypten Gestrandete können zurück nach Gaza

In Ägypten gestrandete Palästinenserinnen und Palästinenser, die freiwillig zurück in den Gazastreifen wollen, können am Freitag dorthin einreisen. Das teilte die Grenzbehörde auf palästinensischer Seite am Übergang Rafah mit. Die ägyptische Seite habe über die geplante Grenzöffnung für diese Personengruppe informiert. Medienberichten zufolge hielten sich bei Beginn des Gaza-Krieges Hunderte Menschen aus Gaza in Ägypten auf.