Zug angehalten: Italienischer Minister sorgt für Kritik

Weil er angeblich einen Hochgeschwindigkeitszug für seine persönlichen Bedürfnisse benutzt hat, ist der italienische Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida unter Beschuss geraten. Die Opposition fordert jetzt seinen Rücktritt.

Der Minister aus der Regierungspartei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) und Schwager von Premierministerin Giorgia Meloni war am Dienstag auf dem Weg von Rom nach Caivano nahe Neapel in den Zug Frecciarossa eingestiegen.

Wegen einer Verspätung von fast zwei Stunden auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke bei Neapel wurde Lollobrigida ein Sonderhalt in Ciampino 20 Kilometer außerhalb der Hauptstadt in Richtung Rom genehmigt. Der Minister konnte somit seine Reise in die als Camorra-Hochburg bekannte Kleinstadt Caivano im Auto fortsetzen.

Rufe nach Rücktritt

Matteo Renzi, Ex-Ministerpräsident und Vorsitzender der oppositionellen Zentrumspartei Italia Viva (IV), sowie die linkspopulistische Fünf-Sterne-Bewegung forderten Lollobrigidas Rücktritt wegen persönlicher Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.

Der Fünf-Sterne-Chef und Ex-Premier Giuseppe Conte sagte, Lollobrigidas Verhalten sei „ein verheerendes Signal“. „Wer einen Zug anhält, als wäre er sein Eigentum, muss zurücktreten“, forderte der Vizefraktionsvorsitzende der Fünf-Sterne-Bewegung, Agostino Santillo.

Die Bahngesellschaft Trenitalia teilte in einer Presseaussendung gestern Abend mit, dass es wegen Lollobrigidas Halt in Ciampino für die Fahrgäste zu keinerlei negativen Auswirkungen gekommen sei. „Der Halt in Ciampino verursachte keine weiteren Verspätungen für die Reisenden, keine Auswirkungen auf den Verkehr und keine zusätzlichen Kosten für das Unternehmen“, so die Bahngesellschaft.

Der Minister verteidigte sich. Der außerplanmäßige Halt in Ciampino sei allen Passagieren an Bord offen gestanden und nicht nur ihm. „Der Zug hielt in Ciampino, wo ein außerordentlicher Halt für alle Fahrgäste zum Aussteigen eingerichtet wurde wie im Zug angekündigt und nicht nur für mich“, sagte Lollobrigida.