Klinikleiter des Al Schifa-Krankenhauses in Gaza, Mohammad Abu Salmiya
APA/AFP/Hamas Media Office
Al-Schifa-Spital

Israel bestätigt Festnahme von Direktor

Israels Militär hat Donnerstagnachmittag die Festnahme des Chefs des Al-Schifa-Spitals in Gaza-Stadt bestätigt. Die Armee wirft Mohammed Abu Salmija vor, dass die Klinik unter seiner Leitung „Kommando- und Kontrollzentrum“ der islamistischen Hamas gewesen sei. Die angekündigte Geiselfreilassung verzögert sich indes, die Kämpfe in Gaza gehen weiter.

Der Direktor der Klinik sei festgenommen und zur Vernehmung an den Inlandsgeheimdienst Schin Bet überstellt worden, nachdem Beweise gefunden worden seien, dass die Klinik „unter seiner direkten Leitung als Kommando- und Kontrollzentrum der Hamas diente“, teilte die Armee Donnerstagnachmittag mit.

„Das unter dem Krankenhaus verlaufende Terrortunnelnetz der Hamas“ habe auch Strom und Ressourcen des Spitals genutzt, teilte die Armee weiter mit. Darüber hinaus habe die Hamas zahlreiche Waffen innerhalb der Klinik und auf dem Krankenhausgelände gelagert.

Wildner (ORF) zur Lage der Geiseln in Gaza

Nikolaus Wildner (ORF) meldet sich aus Tel Aviv und spricht über die aktuelle Lage im Nahost-Konflikt. Die vereinbarte Freilassung von Geiseln durch die Hamas verzögert sich. Israel meldete unterdessen Erfolge im Kampf in den Hamas-Tunneln.

Armee: Terroristen suchten Zuflucht in Klinik

Nach dem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober hätten Hamas-Angreifer in der Klinik Zuflucht gesucht, wobei einige von ihnen Geiseln aus Israel mitgenommen haben sollen, hieß es im Statement der Armee. Zudem soll eine entführte israelische Soldatin laut pathologischem Gutachten auf dem Al-Schifa-Gelände ermordet worden sein.

Die Hamas verurteilte die Festnahme. Bei der Festnahme sei der Direktor auf dem Weg vom nördlichen Teil des Gazastreifens in den Süden gewesen, teilte das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium mit. Er sei mit weiteren Ärzten unterwegs gewesen.

Tunnelsystem

Die Armee hatte zuvor nach eigenen Angaben weitere Teile eines mutmaßlichen Hamas-Tunnelsystems unter dem Al-Schifa-Krankenhaus freigelegt. Das Militär veröffentlichte Mittwochabend Videos und Bilder, auf denen weitere Eingänge zu Tunneln sowie unterirdische Räume und Verstecke zu sehen waren. Die israelischen Streitkräfte vermuten unter dem größten Krankenhaus im Gazastreifen eine Kommandozentrale der Hamas.

Erst vor wenigen Tagen entdeckte das Militär während des umstrittenen Einsatzes in der Klinik einen Schacht, der nach Angaben der Armee zu einer Tunnelstrecke führt, an deren Ende sich nach 55 Metern eine „explosionssichere“ Tür befand. Wie die Armee nun bekanntgab, befinden sich hinter der erst kürzlich aufgebrochenen Tür ein klimatisierter Raum und ein Badezimmer sowie weitere Schächte. Nach Angaben des Militärs erstreckt sich das Tunnelsystem unter dem gesamten Krankenhausgebäude sowie weiteren Gebäuden in der Gegend.

Geiselfreilassung verzögert sich

Die zwischen Israel und der islamistischen Hamas vereinbarte Freilassung von Geiseln aus dem Gazastreifen verzögert sich indes. Laut übereinstimmenden israelischen Medienberichten dürfte sie nicht vor Freitag erfolgen. Die mit der Geiselfreilassung einhergehende Feuerpause hätte am Donnerstag um 9.00 Uhr (MEZ) beginnen sollen.

Das Hauptproblem sei die Zusammenstellung der Listen derjenigen, die freigelassen werden sollen, sagte ein israelischer Regierungsbeamter der Zeitung „Haaretz“. Eine Einigung stehe aber kurz bevor. Laut „Wall Street Journal“ verzögern auch „technische Fragen“ die Übergabe. Israel habe verlangt, dass die Geiseln an das Rote Kreuz übergeben werden, die Hamas fordere dagegen eine direkte Übergabe an Ägypten, berichtete das Blatt am Donnerstag.

Gaza: Geiselfreilassung verzögert sich

Die zwischen Israel und der islamistischen Hamas vereinbarte Freilassung von Geiseln aus dem Gazastreifen verzögert sich.

Beide Seiten hatten sich auf eine maximal zehntägige Feuerpause in Israel und dem Gazastreifen geeinigt. Teil der Vereinbarung ist ein Austausch von bis zu 100 Geiseln aus Israel gegen bis zu 300 palästinensische Insassen israelischer Gefängnisse.

Israels Militär meldet 300 Angriffe

Israels Militär griff indes nach eigenen Angaben innerhalb eines Tages mehr als 300 Ziele der Hamas im Gazastreifen aus der Luft an. Darunter seien „militärische Kommandozentralen, unterirdische Terrortunnel, Waffenlager, Waffenproduktionsstätten und Abschussrampen für Panzerabwehrraketen“ gewesen, teilte die Armee Donnerstagfrüh mit. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Neben den Luftstreitkräften hätten auch die Bodentruppen ihre Angriffe fortgesetzt. Die Truppen zerstörten laut Militär unterirdische Anlagen und griffen mehrere Terrorziele im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens an, darunter einen Beobachtungsposten der Hamas sowie „eine Reihe von Terrorzellen“.

Neuer Schlagabtausch Israel – Hisbollah

Die in Verbindung zur Hamas stehende und ebenfalls mit Israel verfeindete Hisbollah-Miliz im Libanon, die seit Beginn des Gaza-Krieges vor knapp sieben Wochen Israels Militär immer wieder gewaltsame Auseinandersetzungen im Norden liefert, ist der „Jerusalem Post“ zufolge nicht Teil des Abkommens. Die Zwischenfälle an der Grenze zum Libanon, die zu eskalieren drohen, hätten keinen Einfluss darauf.

Die Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah gingen indes weiter. Nach israelischen Angaben wurden am Mittwoch 35 Geschoße aus dem Libanon abgefeuert. Mehrere davon seien von Raketensystemen abgefangen worden. Zudem habe die Hisbollah Panzerabwehrraketen eingesetzt. Die israelische Luftwaffe und Artillerie hätten daraufhin mehrere Abschussrampen angegriffen, hieß es weiter.

Die Hisbollah teilte mit, sie habe den Stützpunkt im Ort Ein Zeitim mit 48 Raketen des Typs Katjuscha angegriffen. Die Miliz erklärte, sie habe unter anderem eine „Versammlung feindlicher israelischer Soldaten“ im Bereich der Grenze angegriffen und getroffen. Unter anderem habe sie dabei auch einen israelischen Panzer getroffen.