Israelische Soldaten in Gaza
AP/Victor R. Caivano
Israel – Hamas

Feuerpause startet laut Katar Freitagfrüh

Die zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas vereinbarte Waffenruhe im Gazastreifen soll am Freitag um 6.00 Uhr (MEZ) starten. Das teilte das katarische Außenministerium Donnerstagnachmittag mit. Freitagnachmittag sollen dann die ersten 13 israelischen Geiseln freigelassen werden, hieß es weiter.

Bei den Geiseln handelt es sich nach katarischen Angaben um Frauen und Kinder. Sie sollen um 15.00 Uhr (MEZ) dem Roten Kreuz übergeben werden, hieß es weiter. Das Amt des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu teilte mit, dass es eine vorläufige Liste der Geiseln erhalten habe, die am Freitag freigelassen werden sollen. Die Einzelheiten der Liste würden geprüft, man stehe in Kontakt mit den betroffenen Familien.

Der bewaffnete Arm der Hamas erklärte in einem Statement, die Kampfhandlungen für vier Tage einzustellen. Auch Israel werde seine Angriffe in dieser Zeit aussetzen, teilten die Al-Kassam-Brigaden mit. Zudem werde das israelische Militär zwischen 10.00 und 16.00 Uhr keine Flüge über Südgaza durchführen.

isrealische Soldaten in der Nähe der Grenze zum nördlichen Gazastreifen
AP/Leo Correa
Israelische Soldaten: Freitagfrüh soll in Gaza eine Feuerpause in Kraft treten

Israels Armee bestätigte diese Angaben vorerst nicht. Die Kämpfe würden bis zu Beginn der Feuerpause fortgesetzt, sagte ein Sprecher Donnerstagnachmittag. Die Angriffe des Militärs könnten bis dahin vor allem im umkämpften Norden intensiviert werden, sagte er.

Israels Verteidigungsminister Joav Galant sagte am Abend, man werde auch nach der Feuerpause die Kämpfe im Gazastreifen für mindestens zwei weitere Monate fortsetzen. Die Soldaten sollen sich während der kurzen Feuerpause organisieren, Waffen nachliefern und sich für die kommenden Kämpfe vorbereiten. Danach werde die Armee weiter Druck machen, um mehr Geiseln nach Israel zurückzubringen.

Details zu Freilassung

Die Vereinbarung war von Katar mit der Unterstützung Ägyptens und der USA vermittelt und am Mittwoch bekanntgegeben worden. Sie sieht eine viertägige Waffenruhe vor, in der 50 Frauen und Kinder freikommen sollen, die zu den rund 240 Geiseln gehören, die beim Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppt wurden. Unter den Geiseln sind auch zahlreiche Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft.

Feuerpause startet

Die zwischen Israel und der Hamas vereinbarte Waffenruhe im Gazastreifen soll am Freitag beginnen. Die Angaben stammen aus Katar, das den Deal vermittelt hatte.

Im Austausch soll Israel 150 palästinensische Häftlinge freilassen. Israel zufolge kann die Waffenruhe verlängert werden, solange die Hamas mindestens zehn Geiseln pro Tag freilässt. Aus Palästinenserkreisen hieß es, dass in einer zweiten Runde bis zum Monatsende die Freilassung von bis zu 100 Geiseln möglich sei.

Direktor von Al-Schifa-Klinik festgenommen

Israels Militär bestätigte indes die Festnahme des Direktors des Al-Schifa-Spitals in Gaza-Stadt. Die Armee wirft Mohammed Abu Salmija vor, dass die Klinik unter seiner Leitung „Kommando- und Kontrollzentrum“ der islamistischen Hamas gewesen sei. Salmija sei festgenommen und zur Vernehmung an den Inlandsgeheimdienst Schin Bet überstellt worden, nachdem Beweise gefunden worden seien, dass die Klinik „unter seiner direkten Leitung als Kommando- und Kontrollzentrum der Hamas diente“, teilte die Armee Donnerstagnachmittag mit.

„Das unter dem Krankenhaus verlaufende Terrortunnelnetz der Hamas“ habe auch Strom und Ressourcen des Spitals genutzt, teilte die Armee weiter mit. Darüber hinaus habe die Hamas zahlreiche Waffen innerhalb der Klinik und auf dem Krankenhausgelände gelagert.

Armee: Terroristen suchten Zuflucht in Klinik

Nach dem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober hätten Hamas-Angreifer in der Klinik Zuflucht gesucht, wobei einige von ihnen Geiseln aus Israel mitgenommen haben sollen, hieß es im Statement der Armee. Zudem soll eine entführte israelische Soldatin laut pathologischem Gutachten auf dem Al-Schifa-Gelände ermordet worden sein.

Die Hamas verurteilte die Festnahme. Bei der Festnahme sei der Direktor auf dem Weg vom nördlichen Teil des Gazastreifens in den Süden gewesen, teilte das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium mit. Er sei mit weiteren Ärzten unterwegs gewesen.

Gaza: Geiselfreilassung verzögert sich

Die Geiselfreilassung in Israel soll erst am Freitag beginnen. Zunächst sollen 13 Israelis aus der Gewalt der Hamas freikommen.

Die Armee hatte zuvor nach eigenen Angaben weitere Teile eines mutmaßlichen Hamas-Tunnelsystems unter dem Al-Schifa-Krankenhaus freigelegt. Das Militär veröffentlichte Mittwochabend Videos und Bilder, auf denen weitere Eingänge zu Tunneln sowie unterirdische Räume und Verstecke zu sehen waren. Die israelischen Streitkräfte vermuten unter dem größten Krankenhaus im Gazastreifen eine Kommandozentrale der Hamas.

Erst vor wenigen Tagen entdeckte das Militär während des umstrittenen Einsatzes in der Klinik einen Schacht, der nach Angaben der Armee zu einer Tunnelstrecke führt, an deren Ende sich nach 55 Metern eine „explosionssichere“ Tür befand. Wie die Armee nun bekanntgab, befinden sich hinter der erst kürzlich aufgebrochenen Tür ein klimatisierter Raum und ein Badezimmer sowie weitere Schächte. Nach Angaben des Militärs erstreckt sich das Tunnelsystem unter dem gesamten Krankenhausgebäude sowie weiteren Gebäuden in der Gegend.

Israels Militär meldet 300 Angriffe

Israels Militär griff indes nach eigenen Angaben innerhalb eines Tages mehr als 300 Ziele der Hamas im Gazastreifen aus der Luft an. Darunter seien „militärische Kommandozentralen, unterirdische Terrortunnel, Waffenlager, Waffenproduktionsstätten und Abschussrampen für Panzerabwehrraketen“ gewesen, teilte die Armee Donnerstagfrüh mit. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Neben den Luftstreitkräften hätten auch die Bodentruppen ihre Angriffe fortgesetzt. Die Truppen zerstörten laut Militär unterirdische Anlagen und griffen mehrere Terrorziele im Norden des abgeriegelten Küstenstreifens an, darunter einen Beobachtungsposten der Hamas sowie „eine Reihe von Terrorzellen“.

Neuer Schlagabtausch Israel – Hisbollah

Die in Verbindung zur Hamas stehende und ebenfalls mit Israel verfeindete Hisbollah-Miliz im Libanon, die seit Beginn des Gaza-Krieges vor knapp sieben Wochen Israels Militär immer wieder gewaltsame Auseinandersetzungen im Norden liefert, ist der „Jerusalem Post“ zufolge nicht Teil des Abkommens. Die Zwischenfälle an der Grenze zum Libanon, die zu eskalieren drohen, hätten keinen Einfluss darauf.

Die Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah gingen indes weiter. Nach israelischen Angaben wurden am Mittwoch 35 Geschoße aus dem Libanon abgefeuert. Mehrere davon seien von Raketensystemen abgefangen worden. Zudem habe die Hisbollah Panzerabwehrraketen eingesetzt. Die israelische Luftwaffe und Artillerie hätten daraufhin mehrere Abschussrampen angegriffen, hieß es. Die Hisbollah teilte mit, sie habe den Stützpunkt im Ort Ein Zeitim mit 48 Raketen des Typs Katjuscha angegriffen.